Die Kritiker

«Undercover küsst man nicht»

von

Eine Sat.1-Komödie, die weiß, was sie sein will - und genau dadurch gelingt.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Natalia Belitski als Leah Staub
Florian Bartholomäi als Simon Brückner
Reiner Schöne als Schilinski
Marc Ben Puch als Hardy Fechner
Maja Beckmann als Niki

Hinter der Kamera:
Produktion: Ninety-Minute Film, Filmakademie Baden-Württemberg und ProSiebenSat.1 TV Deutschland
Drehbuch: Julia C. Kaiser
Regie: Jan Haering
Kamera: Lukas Steinbach
Producer: Johannes Kunkel und Marvin Rössler
Wenn man seinen Beruf am besten nach seinen Neurosen aussucht, hat Simon Brückner (Florian Bartholomäi) alles richtig gemacht: Sein markantester Charakterzug ist mit Abstand seine Paranoia, und so ist er in der Sicherheitsabteilung eines großen, erfolgreichen und dabei nicht minder ominösen Lebensmittelkonzerns bestens aufgehoben. In jedem Mitarbeiter sieht er primär ein potentielles Sicherheitsrisiko, und in jeder Kantinenmitarbeiterin könnte eine Industriespionin schlummern.

Kollegen nennen ihn verächtlich Stasi-Brückner, aber ganz oben hat er mit seinen rabiaten Methoden und seinem grenzenlosen Verfolgungswahn einen Stein im Brett. Von dort erhält er den Auftrag, vorbei an seinem unmittelbaren Dienstvorgesetzten Schilinski (Reiner Schöne) eine revolutionäre Formel zu bewachen, die bis zu ihrer Bekanntgabe bei einer anstehenden Pressekonferenz nicht in die Hände der Konkurrenz fallen darf.

In diese Sicherheitsstrukturen bringt (die vermeintliche?) Kantinenmitarbeiterin Leah Staub (Natalia Belitski) nun etwas Unruhe: Brückner fällt sie auf, wie sie einen Bunsenbrenner und eine Kamera in die Firma schmuggeln will. Ein Geschenk für ihre Chefin, die eben total auf Crème Brûlée steht, sagt sie. Als Leah aber bei einer Betriebsfeier durch den Sicherheitsbereich tapst, gehen bei Stasi-Brückner endgültig alle Alarme auf Rot. Mit Schilinskis Hilfe beginnt er, sie zu beschatten: Und durch die permanente Frage, ob sie sich tatsächlich als kaltblütige Industriespionin geheime Informationen verschaffen will oder alles nur ein Missverständnis ist, entwickeln die beiden langsam Sympathie füreinander, die schnell in mehr mündet.

Bis auf den nicht allzu gewöhnlichen Genre-Mix aus Romantic Comedy mit leichten Crime-Einlagen klingt dieser Plot sehr nach Feel-Good-Movie-Dutzendware: Doch auch wenn die Ambition nicht weiter geht, als einen netten Unterhaltungsfilm zu produzieren, so ist ihm doch zumindest das weitgehend gelungen. Das Drehbuch verzichtet auf säuselig-rührselige Allgemeinplätze und behandelt seine stets vage gehaltenen Themen (Bindungsängste und überhöhtes Sicherheitsdenken) lieber exemplarisch statt didaktisch: Dieser Film weiß, was er dramaturgisch leisten kann, und beschränkt sich gerne darauf, um sich nicht an Kalendersprüchen zu verheben und zu pathetischem Gestotter zu degenerieren.

Dynamisch, schnell, dabei aber nicht unangenehm oberflächlich erzählt «Undercover küsst man nicht» seine einfache, aber nie penetrant banalisierte Geschichte, während das charmante Ensemble um Florian Bartholomäi und Natalia Belitski komödiantisch versiert und leichtfüßig durch den Film tänzelt, mit kecken, aber selten aufgesetzten One-Linern und authentisch gesprochenen statt aufgesagten Dialogen. Das hilft, auch die skurrileren Momente glaubhaft in den Plot zu verweben, in denen dieser Film oft am besten gefällt. Dass er gleichzeitig nicht zu einem neunzigminütigen Pausenclown verkommt, ist ebenfalls ein Gewinn des mit Augenmaß und dramaturgischem Feingefühl geschriebenen Drehbuchs, das den Kitsch zwar nicht scheut, aber ihn gleichsam nicht zum narrativen Zentrum erhebt.

Hinter «Undercover küsst man nicht» verbirgt sich mehr, als dieser nichtssagend bis anbiedernd gehaltene Titel erwarten ließe: kein bahnbrechendes Comedy Gold, aber ein netter, witziger, gut erzählter und sympathisch gespielter heiterer Fernsehfilm.

Sat.1 zeigt «Undercover küsst man nicht» am Dienstag, den 27. September um 20.15 Uhr.

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Kurz-URL: qmde.de/88339
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