Sonntagsfragen

Joachim Llambi: '«Jeopardy» ist wie ein Oldtimer'

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Mit «Jeopardy» kehrt eine der beliebtesten Quizshows der Welt ins deutsche Fernsehen zurück. Moderator Joachim Llambi erklärt uns, warum das Format auch heute noch Erfolg haben kann und gibt uns einen Einblick in seinen Arbeitsalltag.

Welche Erfahrungen haben Sie als Zuschauer mit Jeopardy gemacht?
Ich habe die Sendung damals Mitte der 90er mit Frank Elstner geschaut. Natürlich nicht jeden Tag und nicht jede Folge, aber ich fand damals schon, dass man hier eine ganze Menge wissen musste. Es gibt unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und bei 100 oder 200 Euro oder noch ein bisschen höher muss man sich schon ein bisschen anstrengen. Und das ist das Schöne an diesem Quiz. Es ist schnell, es ist kurzweilig, aber wenn man knapp 5000 Euro gewonnen hat, wie eine Frau heute bei uns, dann muss sie natürlich auch eine Menge Wissen mitbringen.

Warum hat es ihrer Meinung nach so lange gedauert, bis das Format wieder ins deutsche Fernsehen zurückgekehrt ist?
Naja, das ist wie ein Oldtimer. Sie schauen sich gerne einen Wagen an, der 30 oder 40 Jahre alt ist, weil man den so lange nicht gesehen hat. Nach fünf oder nach 10 Jahren ist das Auto noch kein Oldtimer. Das Prinzip ist hier dasselbe: Es ist jetzt schon so lange her, dass es die Sendung gab und man sagt jetzt: „Hey! Das würde ich aber gerne noch einmal sehen! Das ist doch eine schöne Erinnerung.“ Ich glaube, es ist die richtige Zeit dafür. Man sieht das auch an den anderen drei Kollegen bei RTLplus und deren drei Sendungen, die jetzt wieder kommen. Ich habe heute morgen «Familienduell» und «Ruckzuck» gesehen. Von «Glücksrad» habe ich vorab schon ein paar Sequenzen gesehen. Es ist viel Retro drin, aber auch mit einem anderen, moderneren Tempo und neuen Moderatoren. Wobei ich natürlich nichts gegen die tollen Kollegen Frank Elstner oder Werner Schulze Erdel sagen will, die das super gemacht haben.

Nun hat sich die Medienwelt ziemlich verändert seit «Jeopardy» das letzte Mal ausgestrahlt wurde. Glauben Sie, dass Sie mit dem Format auch ein jüngeres Publikum erreichen können?
RTLplus hat natürlich eine bestimmte Zielgruppe, die wir erreichen möchten. Und zwar handelt es sich um Menschen, welche die Sendung in der Regel schon einmal gesehen haben. Aber wir haben auch viele jüngere Kandidaten dabei. Die sagen dann: „Ja, ich habe das mal mit der Oma geguckt!“ Andere sagen wiederum: „Ich kenne das gar nicht, habe es aber mal im Internet auf YouTube gesehen. Und das fanden wir ganz tricky und ganz witzig. Da wollen wir auch mal mitmachen.“ Und man sieht an dem Erfolg von «Wer wird Millionär?» und des neuen Formats «500 - Die Quiz-Arena», dass die Leute gerne quizzen. Und natürlich auch am Erfolg des Vorabendprogrammes der ARD. Das haben die toll gemacht. Und wenn die Leute Quiz- oder Spielshows sehen möchten, sind wir wieder zur Stelle.

Können Sie ihren Arbeitsalltag ein wenig beschreiben?
Wenn ich abends hier rausgehe, weiß ich genau, was ich gesagt habe. Außerdem weiß ich, wie ich auf bestimmte Kandidaten reagiert habe.
Joachim Llambi
Nachdem ich aufgestanden bin und meine Zähne geputzt habe, komme ich ins Studio. Dann haben wir zunächst ein Briefing, wo einige Dinge zu besprechen sind. Wir reden über die Kandidaten, weil ich mich mit ihnen in einem Talk-Segment in der Sendung unterhalte. Dann bereiten wir auch schon die Antworten vor, weil manche Dinge schwer auszusprechen sind und ich auch nicht jeden Schriftsteller oder jeden Popsänger kenne. Außerdem müssen die Formulierungen der Antworten wasserdicht sein. Wir müssen schließlich erreichen, dass letztendlich nur eine entsprechende Frage möglich und richtig ist. Das sind die Eventualitäten, die wir absprechen. Dann geht es in die Maske, dann gibt es das passende Kostüm und dann geht es los. Wir produzieren auf diese Weise fünf Sendungen am Tag.

Wie schaffen Sie es bei so vielen Aufzeichnungen am Tag und in der Woche, dass jede Sendung frisch bleibt, nicht nur für den Zuschauer, sondern auch für Sie selbst?
Irgendwo ist natürlich auch ein Limit. Man darf sich nicht überschätzen und glauben, man könne sieben oder acht Sendungen am Tag schaffen. Wenn ich abends hier rausgehe, weiß ich genau, was ich gesagt habe. Außerdem weiß ich, wie ich auf bestimmte Kandidaten reagiert habe. Ich weiß im Vorhinein nicht, was ich sie fragen werde, ich weiß nicht, wie sie reagieren. Zwischendurch muss man immer mal wieder ein kleines Sprüchlein machen und vielleicht auf etwas reagieren, was vielleicht nicht richtig ist. Und dann weiß man schon, was man getan hat, wenn man von morgens um 10 Uhr bis 18.30 Uhr oder 19 Uhr hier ist.

Welche Rolle spielen Quoten für Sie? Ist das ein Aspekt, den Sie im Hinterkopf haben?
Es ist mit einer Kürze von 22 1/2 Minuten ein festgezurrtes Konzept und Gerüst, wovon man sich auch nicht so einfach befreien kann. Es gibt hin und wieder kleine Möglichkeiten, die man dann aber auch nutzen sollte.
Joachim llambi
Sie müssen bedenken, dass RTLplus erst am 4. Juni gestartet ist. Es wurden ja bisher nur die Wiederholungen der alten RTL-Klassiker gesendet. Und trotzdem waren die Anteile im Juli schon sehr ordentlich. Man sieht also, dass die Leute auch alte Sachen gerne wieder sehen oder neu entdecken möchten. Und jetzt geht es erst richtig mit den Neuproduktionen los. Man macht sich in Gesprächen natürlich schon seine Gedanken, weil die Produktionen auch auf eine gewisse Weise beim Publikum ankommen müssen. Das Schöne ist, dass RTLplus inzwischen nicht nur über Satellit, sondern auch über Kabel Deutschland/Vodafone, Unity Media, Entertain etc. empfangbar ist, auch wenn es sich immer noch um eine eingeschränkte Empfangbarkeit handelt. Trotzdem wurden im August 0,7 Prozent bei den 14- bis 59-Jährigen erreicht. Es werden aus meiner Sicht auch noch Zuschauer dazu kommen, die ein bisschen älter sind. Und ich finde es auch richtig, dass man dieses ältere Publikum mit berücksichtigt, die ja auch für die Werbeindustrie interessant sind, weil sie eine große Kaufkraft haben. Beim Finale von «Lets Dance» hatten wir über 24 Prozent, aber das ist natürlich RTL. RTLplus ist ein anderer Sender, der zwar zum Hause RTL gehört, aber ich freue mich, wenn wir zu Beginn mit «Jeopardy» auf über 1 Prozent kommen könnten. Der Zuschauer muss auch erstmal wissen, dass es läuft und er muss den Sender empfangen können. Über DVBT bekommt man den Sender natürlich noch nicht. Da fehlt also noch ein bisschen, um eine hundertprozentige Vergleichbarkeit zu erreichen. Aber nichtsdestotrotz gehe ich davon aus, dass diese Retro-Shows zu Beginn auch erst einmal aus Neugier geschaut werden. Das ist mit vielen Sendungen so. Das erleben wir nicht nur bei RTL, sondern auch bei den anderen Sendern. Da kommt etwas Neues auf dem Markt und dann sind natürlich erst einmal alle neugierig. Erst danach wird sich entscheiden, ob man sich das noch einmal anschaut oder nicht.

Lässt ein solch alteingesessenes Format noch Spielraum für Kreativität?
Der kreative Spielraum entsteht im Zusammenspiel und natürlich auch im Talk mit den Kandidaten. Aber ich gebe Ihnen Recht, es ist mit einer Kürze von 22 1/2 Minuten ein festgezurrtes Konzept und Gerüst, wovon man sich auch nicht so einfach befreien kann. Es gibt hin und wieder kleine Möglichkeiten, die man dann aber auch nutzen sollte. Aber es wird nie langweilig, weil es ein sehr schnelles Spiel ist. Das Schöne ist, der Zuschauer hat hier die Möglichkeit, sein Wissen zu überprüfen und mal umgekehrt Fragen zu stellen. Ich finde zwar die Quiz-Sendungen in der ARD sehr schön, wenn ich z.B. an «Wer weiß denn sowas?» denke, aber es gibt so viele Fragen, wo der Zuschauer nur raten kann. In unserer Vorabendshow ist es allerdings das Wissen des Kandidaten, das abgefragt wird. Bei uns gibt es keine Lösungsvorschläge. Der Kandidat weiß es oder weiß es nicht.

Haben Sie sich das amerikanische Original angesehen und schonmal Vergleiche gezogen?
Ich habe mir das amerikanische Vorbild natürlich angeschaut. Aber ich muss sagen, wir haben das schönere Studio, wir haben ein schnelleres Tempo und der Moderator sieht in Deutschland deutlich besser aus (lacht).

Danke für das Interview.

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