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Trump-Wahlkampf: Jetzt sind auch die Simpsons gegen ihn

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Die Tonlage in US-Medien verschärft sich, Donald Trump ist nicht mehr nur Zielscheibe billiger Witze. Warum sich jetzt auch noch die Simpsons in den Wahlkampf einschalten…

Donald Trump und die Medien

  • Trump war Produzent und Host der Business-Reality-Show «The Apprentice» bei NBC (2004-2015). Bekannt war die Show für Trumps gnadenlose Sprüche und Bewertungen der Kandidaten.
  • Von 2004 bis 2008 hatte er seine eigene Radio-Talkshow «Trumped!», in der er unter anderem politische Ansichten diskutierte.
  • Trump trat in vielen TV-Serien und Filmen auf, darunter «Sex and the City» und «Zoolander»
  • Trump ist großer WWE-Fan und trat bei Wrestling-Shows mehrmals in Erscheinung.
„Glaubt diesen Leuten nicht. Sie sind Blutsauger. Sie sind dumm, und voreingenommene Lügner dazu.“ Donald Trump hat den ersten großen Wahlkampf schon gewonnen – den gegen die Medien, die ihn als Präsidentschaftskandidat verhindern wollten. Das obige Zitat stammt aus dem Januar, als Trump noch kein klares Feindbild auf Seiten der Demokraten hatte, noch keine Clinton. Damals waren die Medien sein größter Feind. Sie waren diejenigen, die ihm am gefährlichsten werden konnten. Trump redete seinen Wählern immer und immer wieder ein, dass sie nicht hören sollen auf das, was hier in Deutschland Lügenpresse genannt würde. Die Menschen sollen unabhängig entscheiden, sich nichts von einer Meinungselite vorschreiben lassen.

Und das haben sie getan: Unter anderem mit der Kampagne gegen die Medien hat Trump sich die meisten Stimmen in der republikanischen Partei gesichert. Die Medienhetze ist Teil der größeren Wahlkampfstrategie gegen das Establishment in den USA, darauf gründet sich die Erfolgsstrategie des Immobilienmoguls. Trump erreicht die Zurückgebliebenen und die, die die verkrusteten Strukturen leid sind. Die also, die nicht glauben, dass ihre Stimme noch etwas wert ist. Dass Hillary Clinton nun die Konkurrentin ums Weiße Haus ist, macht Trumps Feindbild noch deutlicher: Clinton verkörpert genau jenes Establishment.

Und die Strategie funktioniert. Immer wieder. Wer dachte, Trump hätte keine Chance bei den Nominierungen, der wurde eines Besseren belehrt. Wer dachte, Trump hätte keine Chance beim Präsidentschaftswahlkampf, wurde eines Besseren belehrt: Schon mehrmals konnte Trump bei Umfragen mit Hillary Clinton gleichziehen, auch wenn der Vorsprung für die ehemalige US-Außenministerin derzeit wieder größer wird. Dennoch zeigen die Zahlen, dass Trump durchaus in der Lage ist, mehr Stimmen als Clinton zu holen. Seine Strategie entkräftet jeden Diskurs, jedes Argument. Wenn ihm was nicht passt, wenn er wieder angegriffen wird, schreit er einfach: Die da oben! Hört nicht auf die!

Zu denken, dass dieser Mann nicht Präsident werden kann, wäre also dumm – und gefährlich dazu. Daher formen die – eigentlich geschlagenen – Medien derzeit eine Allianz gegen Trump, wie sie im US-Wahlkampf noch nicht vorgekommen ist. Wie so vieles andere ist neu, dass äußerst viele Prominente so klar Stellung beziehen. Dazu gehören seit vergangener Woche ebenfalls die «Simpsons»: Ein YouTube-Clip zeigt Trump als unzurechnungsfähigen Twitterer, der im Vorbeigehen aus der NATO austritt, mit Botox aufgepustet wird und einen Hund als Frisur aufträgt. Und das beim republikanerfreundlichen Sender Fox, dessen Ableger Fox News selten ein gutes Haar an den Demokraten lässt.

Lustig ist das Video, meinungsstark wie selten bei den «Simpsons» (der Witz auf Clintons Kosten ist harmlos). Doch gleichzeitig ist es auch gefährlich. Es macht Trump – wieder einmal – zur Lachfigur, zu einem, den man nicht ernst nehmen muss. Wer mit ihm im Wahlkampf sympathisiert, den wird dieses Video nicht umstimmen. Im Gegenteil: Das Elitäre, das im «Simpsons»-Video mitschwingt, kann eher zu einer noch größeren Sympathie mit Trump führen. So irrational ist der Wahlkampf. Denn eigentlich ist Trump ein Produkt der Medien, ohne ihre exzessive Berichterstattung würde sein Populismus verpuffen, seine Bekanntheit wäre gering. Aber er ist ein Entertainer, vor allem in seiner langjährigen Show «The Apprentice».

Deutliche Worte gegen Trump


Viele Medien haben erkannt, dass mit Witzen über Trumps Frisur oder über seine nächste dämliche Aussage kaum jemand umgestimmt werden kann. Und dass diese Witze auch kontraproduktiv sein können. Manch amerikanische Late-Night-Show hat daher in den letzten Wochen einen ungewöhnlichen Paradigmenwechsel vollzogen: Man wird ernst. Natürlich gibt es auch noch die berühmte Trump-Parodie von Jimmy Fallon oder den One-Liner von Jimmy Kimmel. Die Gastgeber finden aber immer öfter sehr deutliche Worte, ohne eine Spur von Ironie und Satire. John Oliver hat Trumps Biographie jüngst eine ganze Ausgabe seiner «Last Week Tonight» gewidmet. Eine seiner Ansagen: „Wir sind gerade dabei einen kaputten, soziopathischen Narzissten zu wählen, dessen präsidiale Pflicht, die Familien gefallener Soldaten zu trösten, seine Möglichkeiten übersteigt. Und ich habe wirklich nicht gedacht, dass dies ein Teil des präsidialen Jobs sei, der schwierig ist.“ John Oliver kommentierte damit Aussagen von Trump, in denen er die Eltern eines getöteten muslimischen US-Soldaten beleidigt hatte. «Daily Show»-Host Trevor Noah sagte: „Ob man Demokrat ist oder sogar Republikaner: Man würde lügen, wenn man behauptet, dass Trump einen guten Präsidenten abgeben wird. Das ist einfach ein Irrtum.“

Seth Meyers hat in seiner «Late Night» bei NBC ebenso deutlich Stellung bezogen: Trump hatte einen US-Richter mit mexikanischer Herkunft denunziert, der Klagen gegen die dubiose Trump University entscheiden muss. Meyers dazu: „Um es mal klar zu sagen: Wenn behauptet wird, dass jemand zu seinem Job aufgrund seiner ethnischen Herkunft nicht fähig ist, dann ist das – per definitionem – rassistisch. Punkt.“ Seth Meyers hat unterdessen geschworen, Trump nie in seine Sendung einzuladen – trotz garantierter Top-Quoten. Trump reagierte selbstredend: „Er [Meyers] hat mich in den letzten zwei Jahren angefleht, in die Show zu kommen. Ich habe ihn freundlich abgewiesen. Ich möchte nur in Shows gehen, die hohe Einschaltquoten haben – die ich, wie jeder weiß, nur noch höher treibe.“

Die klaren Statements einiger Late-Night-Hosts sind mutig. Denn es geht auch immer um Zuschauer, die verprellt werden könnten. Jimmy Kimmel und Jimmy Fallon halten sich mit deutlichen, ernsten Aussagen zurück – laut Umfragen erreichen die beiden großen Entertainer ähnlich viele demokratische Wähler wie republikanische. Auch einer, von dem man klare Kante erwarten würde, sagt – noch – wenig: Stephen Colbert. Man spekuliert, dies sei eine Reaktion auf seine schwächelnden Quoten: Der sehr liberale Colbert erreicht kaum republikanische Wähler.

In jedem Fall zeigen auch solche Beispiele, dass Haltung in der Branche keinesfalls selbstverständlich ist. Umso bemerkenswerter sind Vorstöße von Seth Meyers, John Oliver und Co. Ob sie ihren Zweck erfüllen werden? Trump würde sagen: Hört nicht auf dieses Meinungs-Establishment, entscheidet unabhängig.

Und schon drehen wir uns wieder im Kreis. Ende 8. November 2016.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
11.08.2016 12:34 Uhr 1
Na, wenn die Simpson's jetzt sogar gegen ihn sind.....
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