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Zur Online-Nutzung im ersten Quartal 2016: Keiner schlägt die Topmodels

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Große Sender, kleine Online-Werte: Die Abrufzahlen in den Mediatheken liegen von wenigen Ausnahmen abgesehen nach wie vor weit hinter der TV-Quote. Bei RTL II waren die Hitlisten stets von zwei Formaten dominiert.

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ARD: Beachtliche Vielfalt mit einigen Konstanten


Im Vergleich zu den privaten Programmstationen, die im Großen und Ganzen doch zumeist wochenlang dieselben Formate in den Top Ten aufgelistet hatten, lesen sich die wöchentlichen Ranglisten des Ersten Deutschen Fernsehens recht interessant, da sie von höherer Vielfalt geprägt waren. Die größte Konstante hierbei war «Sturm der Liebe», das in acht von zwölf Wochen die Spitzenposition markierte und mit seiner stärksten Episode mehr als 218.000 Klicks einfuhr. Die drei weiteren wöchentlichen Goldmedaillen gehen an den «Tatort», der mit den Folgen «Kartenhaus» (über 233.000 Views), «Auf einen Schlag» (über 222.000) und «Zorn Gottes» (über 209.000) am meisten begeisterte sowie an «Das Geheimnis der Hebamme». Auf niedrigerem Niveau überzeugten auch «Rote Rosen» und «In aller Freundschaft», die ebenfalls häufig unter den Bestenlisten zu finden waren - im Falle der Klinikserie performte der junge Ableger aber stets stärker als das etablierte Format im Abendprogramm.

Ein besonderer Service des Senders waren die Livestreams zu einigen Sportveranstaltungen, unter denen vor allem die DFB-Pokalpartie mit über 146.000 Fans zu begeistern wusste, die sich das Spiel online ansahen. Zwei weitere Fußballspiele schafften es ebenfalls über 100.000 Online-Genießer, das erfolgreichste Live-Event stellte aber überraschend der Handball: Das EM-Finale zwischen Deutschland und Spanien war nicht nur im Fernsehen ein Megahit, sondern lief auch im Netz mit fast 162.000 Zuschauern überragend. Auch dokumentarische Stoffe oder sehenswerte Spielfilme wie «Der Fall Barschel» oder «Das Programm» schafften es mehrfach in die Hitliste, während dieser Sprung den Polittalks nur in einem Fall vergönnt war: Das zweite Merkel-Interview binnen weniger Monate sahen sich Ende Februar etwas mehr als einhunderttausend Menschen an.


ZDF: Viel Satire, aber auch viel Konvention


Zur Veröffentlichung der AGF-Daten

Im Gegensatz zu den tagesaktuellen Einschaltquoten, die jeweils schon am Folgetag der TV-Ausstrahlung zumindest mit vorläufigen Daten vorliegen, lässt man sich bei der Veröffentlichung der Videostreaming-Werte rund zwei Wochen Zeit. So lagen beispielsweise die Daten zur elften Kalenderwoche (14. bis 20. März) erst am 1. April vor.
Die Mediathek des Zweiten Deutschen Fernsehens wird oft als das Vorzeigeprodukt des deutschen Fernsehens bezeichnet, doch obwohl man auch die Inhalte der Spartenkanäle Neo, Info und Kultur gleich mit auswerten lässt, kommt man alles in allem nicht an die Zahlen des öffentlich-rechtlichen Mitbewerbers heran. Häufig finden sich in den wöchentlichen Charts gleich mehrere Formate, die deutlich an der Sechsstelligkeit scheitern. Dafür findet hier allerdings ein Genre statt, das bei den restlichen großen Sendern kaum eine Rolle bei der breiten Masse zu spielen scheint: Comedy und Satire. Die «heute-show» steht sehr häufig an der Spitze des wöchentlichen Rankings und gelangte bislang im Jahr 2016 auf bestenfalls knapp 186.000 Klicks für die Folge am 22. Januar - die in direktem Wettbewerb zum RTL-Dschungelcamp antreten musste.

Ebenfalls ein Garant für hohe Klickzahlen ist das «Neo Magazin Royale», was insofern hervorgehoben werden muss, dass Jan Böhmermanns Sendung im linearen Fernsehen noch immer ein Nischendasein führt. In vielen Fällen gehört es im Netz zu den fünf meistgesehenen Inhalten der Mainzer, nicht selten sehen mehr als 100.000 Menschen zu. Noch erfolgreicher war allerding der Neustart «Schulz & Böhmermann», dem es sogar gelang, mit der Premiere 218.000 Klicks zu generieren - und damit mehr als bei allen anderen Inhalten, die in diesem Kalenderjahr bislang beim ZDF hochgeladen wurden. Der Trend war danach auf sehr hohem Niveau klar rückläufig, doch selbst die schwächste Folge vier erreichte immerhin noch soeben die Sechsstelligkeit. Ein kleiner, aber feiner Erfolg war auch «Die Anstalt» im Februar, die immerhin auf etwas mehr als 54.000 Online-Konsumenten gelangte. Ein weiteres unkonventionelles Format mit hohen Zahlen war Pastewkas «Morgen hör' ich auf», das mit seinen ersten vier Folgen stets mehr als 80.000 Online-Interessenten verzeichnete - bevor ausgerechnet das Staffelfinale auf 57.000 zurückfiel.

Aber die ZDF-Mediathek ist keinesweg nur eine Oase für Kritiker und Satiriker unseres Landes: Unter den Massenprodukten stach insbesondere «Der Bergdoktor» mit bis zu 108.000 Klicks pro Woche heraus, der generell häufig weit vorne mitspielte. Zudem finden sich zahlreiche Samstags-Krimireihen unter den Top-Formaten, bisweilen sogar die eine oder andere «SOKO»-Serie - und auch das sonntägliche Herzkino mit den Damen Lindström, Pilcher und Fforde sind Dauergäste in den Netzcharts. Als absolutes Vorzeigeprodukt im fiktionalen Bereich ist «Ku'damm 56» zu bezeichnen, das auch im Netz nach einem starken Auftakt sukzessive an Relevanz gewann. Angesichts von gut 209.000 Abrufen platzierte sich Teil drei sogar im Quartalsvergleich auf einem hervorragenden zweiten Platz hinter der Auftaktfolge von «Schulz & Böhmermann». Und auch «Maybrit Illner» überzeugte mit ihrem Flüchtlings-Spezial unmittelbar vor den drei Landtagswahlen: Anfang März reichten bereits etwas mehr als 45.000 Mediathek-Nutzer, um das Format auf Platz sechs der wöchentlichen Charts zu hieven.


3Sat punktet mit Kabarett, Wissenschaft und Bauerfeind


Nicht für die breite Masse ausgelegt, sondern eher für ein kulturorientiertes Nischenpublikum sind die Inhalte der 3Sat-Mediathek. Die größte Breitenwirkung hat hier wohl der Bereich Kabarett, der mit diversen Angeboten in nahezu jeder Woche mehrfach vertreten war. Mit Abstand am besten lief hierbei das Kleinkunst-Festival anlässlich des 50-jährigen Geburtstages des Mainzer Unterhauses mit etwas mehr als 24.000 Klicks binnen einer Woche, darüber hinaus waren auch viele Soloprogramme bekannter Namen wie Oliver Welke und Dietmar Wischmeyer, Torsten Sträter oder Florian Schröder in den Hitlisten zu finden. Regelmäßig für hohe vierstellige Werte sorgt darüber hinaus «Pufpaffs Happy Hour», das im Bestfall mehr als 9.500 Menschen binnen einer Woche in die Mediathek lockte.

Häufig für verhältnismäßig hohe Zahlen garantierte auch «Bauerfeind assistiert», wobei eine Folge mit über 14.000 Views herausstach: Die Ausgabe mit Roger Willemsen, die anlässlich seines Todes in der ersten Februar-Hälfte noch einmal ausgestrahlt wurde. Ein noch höheres Interesse generierte in diesem Zusammenhang ein «Kulturzeit»-Gespräch mit dem Publizisten und Moderator, das gar von fast 19.000 Menschen gesehen wurde. Doch im Gesamtranking der ersten drei Monate ist keiner der genannten Inhalte auf dem Spitzenplatz vorzufinden, sondern die Wissenschaftsdokumentation "Angeln verbieten?" mit mehr als 29.000 Aufrufen. Auch einige andere Dokus generierten sehr beachtliche Werte, häufig auch in Kombination mit dem Talk-Format «scrobel» (maximal rund 12.500 Mediathek-Zuschauer mit einer Debatte zum Thema Cannabis).


Sport1: Der Neuankömmling


Wer nimmt seit wann teil?

  • ab Anfang 2014: RTL, VOX, RTL II, Super RTL, n-tv, RTL Nitro, ProSieben, Sat.1
  • ab 15. Jan. 14: ZDF-Verbund (also ZDF mitsamt Neo, Info und Kultur)
  • ab 17. Feb. 14: sixx, kabel eins
  • ab 07. Apr. 14: 3Sat
  • ab 08. Sep. 14: ARD (Das Erste)
  • ab 24. Mär. 16: Sport1
Erst seit März lässt der Sportsender die Werte seiner Mediathek offiziell messen und veröffentlichen, sodass sich hier noch kein langfristiger Trend abzeichnet. Wohl aber lässt sich bereits ein Format benennen, das im Netz herausragt: Die vorabendliche Sendung «Bundesliga Aktuell», die alleine in den ersten drei Wochen 26 der 30 Plätze Top-Positionen belegte und im Bestfall auf über 96.000 Zuschauer gelangte. Nicht ganz so gut lief es für einen Clip rund um das Europa-League-Spiel zwischen Tottenham Hotspur und Borussia Dortmund, das am 17. März ausgestrahlt wurde und im Netz auf beinage 89.000 Zuschauer gelangte. Zudem auf den unteren Rängen zu finden: Fußball-Zusammenfassungen von «Hattrick» und «Bundesliga Pur» sowie eine Folge des Talk-Klassikers «Doppelpass». Wenig überraschend fanden sich keinerlei Inhalte fernab des Fußball-Universums in den wöchentlichen Charts.


Hitliste: Inhalte mit mehr als 200.000 Abrufen


«Germany's Next Topmodel» (ProSieben): 8 Folgen, max. 1,41 Mio. (Folge 4, Umstyling)
«Der Bachelor» (RTL): 7 Folgen, max. 258.790 (Folge 4, Einzeldate in Tampa)
«Tatort» (ARD): 3 Folgen, max. 233.227 («Kartenhaus»)
«Ku'damm»: 2 Filme, max 209.259 (Teil 3)
«taff» (ProSieben): 1 Video mit 459.755 ("Sie schminkte sich wie eine Disney-Figur und wurde selbst zum Star")
«Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!»: 1 Folge mit 231.383 (Folge 1)
«Schulz & Böhmermann»: 1 Folge mit 218.832 (Folge 1)
«Sturm der Liebe»: 1 Folge mit 218.047 (Folge vom 4. Januar)
«Achtung Kontrolle!»: 1 Video mit 213.543 ("Fahranfängerin gibt Vollgas")
«Oscars 2016»: 1 Livestream mit 210.568
«red!»-Stars: 1 Video mit 210.202 ("Diese gelöschte Harry Potter-Szene verändert alles")
«Sat.1-Frühstücksfernsehen»: 1 Video mit 201.824 (PDENIDSGH: Wenn der Beisenherz mit der Helena...)

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