360 Grad

Talk them Down!

von

Die Elefantenrunden vor den Landtagswahlen im Südwesten finden nun doch mit Vertretern aller Parteien statt. Auch denen der AfD. Eine gute Gelegenheit, die Rechtspopulisten als solche zu entlarven.

Man sitzt ungern mit Rassisten, Rechtsextremisten und Rechtspopulisten zusammen. Das dürfte zumindest jedem so gehen, der noch ein bisschen Selbstachtung hat.

Manchmal ist das aber unvermeidlich. Nämlich dann, wenn man demokratische Strukturen, Prinzipien und Werte verteidigen will. Gegen die Rassisten, Rechtsextremisten und Rechtspopulisten.

Insofern war der ganze Affenzirkus um einen Boykott der Elefantenrunden in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vor den anstehenden Landtagswahlen natürlich im Mindesten kontraproduktiv und unnötig, wenn nicht gar beschämend. Strategisch ineffektiv sowieso: Alle Parteien, die im Vorfeld ob der Teilnahme von AfD-Vertretern entsetzt abgesagt haben, wollen nun doch teilnehmen.

Als ob man keine guten Argumente gegen die populistischen Positionen und den ekelhaften Duktus der AfD und ihrer Vertreter hätte. Die hat man zuhauf. Und eine Talk-Show ist eine gute Gelegenheit, sie mitzuteilen und den rechtspopulistischen Gegner als solchen zu demaskieren und zu demontieren.

Dafür braucht man freilich eine Gesprächskultur, die auch verbissene Auseinandersetzungen erträgt und nicht jeden Widerspruch in einen Dauerkonsens ummünzt. Und man muss willens sein, die Rechten mit ihren Inhalten zu konfrontieren. Das Problem an Björn Höcke ist nicht in erster Linie, dass der Mann spricht wie Goebbels. Das Problem ist das, was er sagt.

Nun steckt uns freilich noch der von Anfang bis Ende missglückte Versuch von Günther Jauch im Hinterkopf, Björn Höcke zu demaskieren und demontieren. Doch zum Einen ist zumindest Bundesjustizminister Heiko Maas und der Journalistin Anja Reschke das in dieser Sendung so gut gelungen, wie das Gästen eben gelingen kann. Und zweitens darf man den Maßstab an eine journalistisch geglückte Diskussionssendung nicht bei «Günther Jauch» anlegen.

Leuten wie Frauke Petry, Beatrix von Storch oder Björn Höcke kann man am besten dadurch das Wasser abgraben, indem man sie unerbittlich mit dem konfrontiert, was sie so alles gesagt haben, und genaue Erklärungen einfordert, was sie damit meinen: Sollen Grenzschutzbeamte im Zweifel auf Flüchtlinge schießen oder nicht? Stimmen Sie Höckes rassisch-biologistischen Ausführungen zum Fortpflanzungsverhalten der Afrikaner zu? Und wenn Sie das ablehnen sollten: Wieso ist der Mann noch in Ihrer Partei? Eine gewisse Unerbittlichkeit im Fragenstellen hat noch keiner politischen Auseinandersetzung geschadet – und am Schluss meistens die bedröppelt aus der Wäsche schauen lassen, die vorher rechtsextreme Parolen oder passiv-aggressives Geschwurbel à la „Pinocchio-Presse“ von sich gegeben haben.

Im französischen Fernsehen ist schon Marine Le Pen auf den damaligen Innenminister (und heutigen Premierminister) Manuel Valls losgelassen worden. Alain Juppé, möglicher Präsidentschaftskandidat der Republikaner 2017, hat eine längere Auseinandersetzung mit der prominenten Front-National-Abgeordneten Marion Maréchal-Le Pen hinter sich. Der politische Diskurs muss sich vor einer Auseinandersetzung mit den rechten Außenseitern und Schmuddelkindern nicht scheuen. Im Gegenteil: Eine solche Auseinandersetzung kann demokratische, pluralistische und weltoffene Positionen stärken, wenn man sie nur vehement genug vertritt und unnachgiebig argumentativ darlegt, warum das politische Profil und die Zielsetzungen der AfD (oder des Front National) abzulehnen sind. Das klingt banal, ist aber – richtig umgesetzt – wirksamer als ein Aussperren der unliebsamen Rechtspopulisten.

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