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Man mag am «ARD-Check» einiges zu kritisieren gefunden haben. Das Wichtigste ist aber, dass es ihn gibt. Ein Kommentar von Julian Miller.

Wenn man einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat, bringt das mit sich, dass Programmentscheidungen zum Politikum werden. Fernsehen und seine inhaltliche Qualität werden nicht nur zur gesellschaftlichen Diskussion, in der man die jeweiligen Produkte des Mediums wertschätzen oder kritisieren kann. Nein, der öffentlich-rechtliche Rundfunk obliegt der Notwendigkeit, sich für seine Entscheidungen anders rechtfertigen zu müssen als private Sendeanstalten und ihre Konzerne. Weil alle für ARD und ZDF bezahlen müssen – was wiederum politisch und gesellschaftlich so gewollt ist.

Gut also, dass es mit dem «ARD-Check» nun ein Forum gibt, in dem sich der ARD-Vorsitzende und sein Stellvertreter (aktuell NDR-Intendant Lutz Marmor und WDR-Intendant Tom Buhrow) erklären können. In dem sie die Zwänge der wirtschaftlichen und strukturellen Realitäten erläutern können, ebenso wie manchmal vielleicht schwer nachvollziehbare oder zumindest kontroverse programmliche Entscheidungen. In dem, auch das ist nicht unwichtig, die, die die ganze Anstalt finanzieren (müssen), Kritik üben und Anreize formulieren können. Ein wenig fühlt es sich an wie in einem amerikanischen Town-Hall-Meeting, wo eine Kultur der Accountability gelebt wird.

Tom Buhrow ist schon von seinen drei «WDR-Checks» gestählt, in denen er sich den Fragen des Publikums stellen musste. Lutz Marmor stand ihm im ersten «ARD-Check» vom vergangen Montag in Puncto Transparenz und Offenheit jedoch in nichts nach. Gut so. Denn das sind zwei öffentlich-rechtliche Eigenschaften erster Güte.

Man kann nun darüber streiten, ob das Format an sich so ergiebig ist, wie es sein könnte, um ein Maximum an Informationen zu transportieren und relevanten gelebten Disput abzubilden. Ob es überhaupt so sinnvoll ist, die Veranstaltung als eine Art Bürgerforum zu inszenieren, was zwangsläufig dazu führt, dass neben berechtigten Fragen auch schlecht informierte beantwortet werden müssen. Ob es Sinn gemacht hat, dass Hans Hoff als eingeladener Medienexperte eher auf höherem Niveau polemisiert hat, anstatt durch seinen Sachverstand aufzufallen, der freilich größer ist als der des interessierten Publikums, und mit dem er Lutz Marmor sicherlich treffsicherer auf den Zahn hätte fühlen können. Ob man nicht lieber eineinhalb Stunden lang wirklich in die Tiefe hätte gehen sollen, als (am Schluss nur mit Mühe) zwei Themenkomplexe durchzupeitschen.

Auf all diese Kritikpunkte kann man gerechtfertigte Einwände vorbringen: Die ARD ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts und wird von der Allgemeinheit finanziert. Also darf jeder seine Fragen stellen, auch wenn die vielleicht für den Sachverständigeren nicht die intelligentesten sein mögen. Hans Hoff war eher ein Opfer der mit zehn Minuten knapp bemessenen Duellzeit, und man stellt sich ein einstündiges Streitgespräch zwischen ihm und einem Intendanten seiner Wahl ziemlich interessant vor. Und bei einer Sendung, die vielmehr engagierten Laien Information vermitteln und ihre Standpunkte ernstnehmen will, denn in eine Fachdiskussion zu münden, ist Breite vielleicht besser als Tiefe, und zwei eher grob besprochene Themenkomplexe sind besser als ein detaillierter.

Das Wichtige ist vielmehr, dass es diese Sendung gibt. Als Instanz, von der aus Impulse auf die höchsten Entscheidungsträger der Anstalt ausgehen, die fast jeden Haushalt über zwölf Euro im Monat kostet. In der von der einen Seite lebendig am öffentlich-rechtlichen Rundfunk partizipiert werden, während die andere das transparent erläutert, was sie tut.

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