Interview

Sabine Heinrich: 'In meiner Karriere war nichts geplant!'

von

1LIVE-Moderatorin, Fernsehmoderatorin, Autorin und eine neue Staffel ihrer Show „Frau Heinrich kommt“. Sabine Heinrich scheint einfach alles meistern zu können was sie anpackt. Wir fragen nach, ob wirklich alles so einfach ist, wie es scheint.

Zur Person: Sabine Heinrich

Sabine Heinrich wurde 1976 in Unna geboren und ist eine deutsche Radio- und Fernsehmoderation. Erstmals moderierte Frau Heinrich im Jahr 2001 ihre Vormittagssendung „1Live mit Frau Heinrich“. Es folgten zahlreiche weitere Radioformate und seit 2006 ist sie auch regelmäßig im Fernsehen zu bewundern, durch TV-Formate wie „1Live Talk mit Frau Heinrich“ oder „Frau Heinrich kommt- die tragbare Show“ im WDR Fernsehen. Letztere Show startet diese Woche in die zweite Staffel.
Frau Heinrich, Sie sind ja seit vielen Jahren Radiomoderatorin bei 1LIVE und bei verschiedenen Fernsehformaten tätig (Vorentscheid zum Song Contest, ECHO 2010). Was macht Ihnen persönlich mehr Spaß, wo fühlen Sie sich wohler, im Radiostudio oder als Moderatorin, wo Sie von tausenden von Menschen beobachtet werden?
(lacht) Das ist wirklich eine unfaire Frage. Das ist so als wenn Sie fragen würden, welches Kind man lieber hat. Radio mache ich schon viel länger, aber mittlerweile auch Fernsehen. Das sind einfach zwei grundlegend unterschiedliche Berufe. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich morgens in der Backstube stehe und abends in der Autowerkstatt. Ich kann leider beim besten Willen nicht sagen, was ich lieber mache. Auch beim Radio werde ich von vielen Menschen beobachtet, bemerke dabei aber kein Mikrofon mehr, genauso wie bei Fernsehaufnahmen die Kameras, weil ich so fokussiert bin auf das was ich mache. Im Radio fühle ich mich sehr zu Hause, sehr geborgen, auch weil ich mit den Menschen da schon seit Jahren zusammenarbeite. Beim Fernsehen ist alles größer und aufwendiger. Es ist wie ein großes Buffet, ich kann immer entscheiden, worauf ich gerade Lust habe.

Ihre Fernsehkarriere begann im Jahr 2006 in der WDR-Show Schorn und Heinrich, gemeinsam mit Ihrem Kollegen Thorsten Schorn, danach folgten noch Formate wie „Zimmer frei“ und seit 2013 sind Sie erfolgreich mit Ihrer Show „Frau Heinrich kommt“ zu sehen. Wo sehen Sie sich in drei bis fünf Jahren?
Es war nichts geplant, nichts gedacht, da war keine Strategie. Es ist alles einfach so gekommen und ich habe immer mit sehr viel Herz und Bauch entschieden, ob ich etwas machen möchte oder nicht

Sabine Heinrich über ihre Karriere
Das Wahnsinnige ist, es war nichts geplant, nichts gedacht, da war keine Strategie. Es ist alles einfach so gekommen und ich habe immer mit sehr viel Herz und Bauch entschieden, ob ich etwas machen möchte oder nicht. Ich habe auch viele Dinge abgelehnt, weil ich mich dabei nicht wohl fühlte. Ich war Redakteurin, habe ein Volontariat gemacht und bin schon seit vielen Jahren Moderatorin, das hält mir einfach den Rücken frei zu wissen, dass es etwas gibt, das ich kann, ich kann einfach mehr ausprobieren. Es ist in den letzten Jahren tatsächlich vieles so gekommen, wie es kommen sollte. Es ist klar, dass das Gespräch ein zentraler Punkt meiner Arbeit ist. Ich bin einfach glücklich, dass ich das machen darf, was ich gerade mache. Zum Beispiel war ich mit einem Kollegen für eine Reportage in Polen, da ging es um keine Promis, einfach nur um Erfahrungen, um Menschen, um Verhältnisse und so etwas macht mir Spaß, so etwas ist extrem befriedigend. Es kommt, wie es kommt.

Sie werden ja oft als „Allzweckwaffe“ des WDR bezeichnet. Erfüllt Sie das mit Stolz, wenn Ihnen seitens des Arbeitgebers so viel Vertrauen entgegengebracht wird oder haben Sie auch Angst davor, dass sie mit dem damit immer höher werden Ansprüchen nicht mehr gerecht werden können?
Interessant, so sehe ich das selber eigentlich gar nicht, weil ich genau weiß, in welchen Bereichen ich nichts zu suchen habe. Angst habe ich keine, Angst würde mir meine Energie rauben, Angst würde dazu führen, dass ich mich Dinge nicht mehr traue, keine Risiken mehr eingehe.

Hatten Sie schon mal das Gefühl, dass Ihnen alles über den Kopf wächst, nachdem Sie ein Angebot angenommen haben?
Wenn ich arbeite bin ich sehr auf meinen Gast fokussiert, auf meinen Geist und das Thema. Man muss sich einfach lange genug auf ein Thema vorbereiten, dann klappt schon alles, es ist immer eine Frage der Teamleistung!
Sabine Heinrich über die Vorbereitung zu ihrer TV-Show
Dieses Gefühl habe ich ständig und dass sich die Leute eventuell denken, dass ich das eigentlich gar nicht kann, was ich da mache. Es ist aber eine Nervosität, die den Geist und den Sinn schärft und für Konzentration sorgt. Ich freue mich sehr darüber, dass der WDR mir die Möglichkeit gibt, solche Sachen zu machen. Es ist halt einfach mein Job, ich kann nicht einfach sorglos an eine Sache rangehen, das wäre auch eine Ohrfeige für meine Kollegen. Da hänge ja nicht nur ich alleine drin, sondern ein ganzes Team. Fernsehen ist kein Soloprojekt, ich habe mein Team im Kopf und alles andere wäre unkollegial. Wenn ich arbeite bin ich sehr auf meinen Gast und das Thema fokussiert. Man muss sich einfach lange genug auf ein Thema vorbereiten, dann klappt schon alles, es ist immer eine Frage der Teamleistung.

Wie bereitet man sich am besten auf eine Show vor, was sind Ihre üblichen Vorbereitungstechniken?
Lesen, nachschlagen und wahnsinnig viel mit Kollegen und Freunden unterhalten, wie diese den Gast sehen.

Passiert es dann nicht, dass sie ein wenig voreingenommen auf Ihren Gast treffen?
Das ist natürlich die Kunst, man geht nie ganz vorurteilsfrei in einen Dreh. Das kann man bei meiner Reihe ganz gut erkennen. Es waren drei Gäste, die ich vorher nicht kannte und drei, die ich schon vor längerer Zeit kennengelernt habe. Bei beiden Gruppen lauert eine Gefahr. Einmal bei denen, die ich schon kannte, weil ich glaubte schon alles zu wissen und man deswegen vielleicht ein wenig zu locker an die Sache rangeht, aber glauben Sie mir, man weiß definitiv nicht alles. Bei denen, die ich nicht kannte, male ich mir zwar schon vorher ein Bild aus, aber ich versuche so offen zu sein, dass dieses Bild korrigierbar ist. Das ist zum Beispiel bei Jürgen von der Lippe geglückt. Vorher kannte ich ihn nur aus dem Fernsehen, aus meiner Kindheit und hatte so eine Form Bewunderung für ihn übrig, was auch schwierig ist, weil man sehr schnell entzaubert werden kann. Aber ich bin auf einen Mann gestoßen, der zwar deutlich älter ist als ich, aber so wahnsinnig offen und visionär, klug und einfach gar nicht so, wie ich es dachte. Das sind die schönen Momente in meinem Beruf, die meinen Job so wundervoll machen. Man muss natürlich auch immer bereit sein, das Bild von jemand korrigieren zu wollen.

Also haben Sie durchwegs positive Erfahrungen gemacht?
Jede Erfahrung ist positiv, weil es einfach eine Erfahrung ist. Ich wurde zwar überrascht, aber nicht entzaubert. Ein weiteres Beispiel: Ein weiterer Gast, den ich treffen durfte, war Michaela Schaffrath. Noch nie zuvor habe ich einen Film aus ihrer Zeit als Gina Wild gesehen und habe wirklich noch überlegt, ob ich das nicht machen sollte, bevor ich sie treffe und hab es dann aber auch gelassen. Das war das erste Mal, dass vermutlich das ganze Team besser vorbereitet war als ich (lacht). Aber dann wenn du sie siehst, wirkt Gina Wild wie ein Fremdwort, ich verbinde Michaela Schaffrath überhaupt nicht mit ihr, vor mir stand eine Frau, die mich eher an eine Kinderkrankenschwester erinnerte, als an ein ehemaliges Pornosternchen. Und im Nachhinein werde ich glaube ich auch keinen Ihrer Filme gucken (lacht).

Wie gehen Sie mit Kritik um, die Ihnen durch Ihre öffentliche Präsenz zukommt. Passiert das oft und nehmen Sie sich sowas sehr zu Herzen oder lernt man im Laufe der Zeit mit solchen Dingen umzugehen?
Es gibt zwei Arten mit Kritik umzugehen, entweder man geht daran kaputt oder man wächst an ihr. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Warum sollte ich aufgeben, nur weil ich rein äußerlich vielleicht nicht in die gängige Fernsehvorstellung passe?
Sabine Heinrich über ihren Umgang mit Kritik
Es kommt immer auf den Absender an und die Art, wie etwas formuliert ist. Auch ich habe schon harte Kritik einstecken müssen. Natürlich gibt es auch Kritik, die einen trifft, weil stellenweise auch etwas dran ist, das weiß man dann auch und das tut weh. Es gibt zwei Arten mit Kritik umzugehen, entweder man geht daran kaputt oder man wächst an ihr. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Warum sollte ich aufgeben, nur weil ich rein äußerlich vielleicht nicht in die gängige Fernsehvorstellung passe? Es ist witzig in dieser Staffel, weil ich von Folge zu Folge dicker werde und alle denken sich wahrscheinlich, warum ist die denn so pummelig geworden, bis einem später klar wird, dass ich einfach nur schwanger bin. Das ist halt so! Konstruktive Kritik nehme ich auch an und prüfe das für mich selbst. Es wäre ja auch komisch, wenn jemand sagt, alles was sie macht ist richtig. Es ist halt wie in jedem anderen Beruf auch und jeder hat eine Meinung, was auch in Ordnung ist, es kommt nur auf den Ton drauf an.

Wenn Sie mal eine Auszeit von ihrem Beruf haben, was machen Sie dann am liebsten? Wie können Sie am besten entspannen. In Ihrer Show zum Beispiel sind Sie ständig unterwegs, wo gefällt es Ihnen am besten?
Wenn ich nicht gerade schwanger bin, dann reise ich sehr gerne und mache Sport. Einfach alles was mit der Natur zu tun hat: Wandern, Hüttentouren, all das finde ich total gut, auch wenn das ab und an fettige Haare bedeutet (lacht).

Würden Sie im Nachhinein gesehen irgendwas anders machen, wenn Sie noch einmal die Möglichkeit dazu hätten?
Beruflich gar nicht. Ich bin extrem dankbar dafür, was ich machen darf.

Zurück zu Ihrer Show „Frau Heinrich kommt“. Ab 9 September startet die 2. Staffel, Sie treffen neue Persönlichkeiten, unter anderem Jürgen von der Lippe oder Peter Lohmeyer. Auf wen dürfen sich die Zuschauer noch freuen und was ist zur ersten Staffel anders?
Der Unterschied fängt damit an, dass ich in der ersten Staffel in die jeweiligen Städte oder Lieblingsorte meiner Gäste gefahren bin. Jetzt verbringe ich zwei Tage mit den Gästen an einem fremden Ort, in Situationen, in der beide noch nicht waren. Mit Peter Lohmeyer zum Beispiel war ich in Holland auf einem Schiff und da ist eine Situation passiert, die man nicht planen kann. Wir sind beim Essen und plötzlich bremst das Schiff ganz scharf. Wie wir alle wissen, kann ein Schiff sowas nicht, wir sind auf Grund gelaufen. Und wie dann ein Peter Lohmeyer reagiert, das ist interessant zu sehen! Interessant ist es übrigens auch, für ein Talkformat mit Jürgen von der Lippe zwei Tage in ein Schweigekloster zu gehen.

Sie haben zwei Tage lang für ein Fernsehformat kein Wort geredet?
Es gibt Stellen, wo wir reden dürfen, aber das hat uns alles total gestresst. Die Stille war der absolute Horror.

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