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«Die VICE Reports»

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Gemessen an der klassischen Zielgruppe blieben überzeugende Zahlen im Rahmen der neuen Reportagen aus. RTL II hält trotzdem an «Vice Reports» fest. Wie gestalten sich die Zahlen?

„Ein Spaßsender soll ernst(er) werden“ titelte Quotenmeter.de am 14. Juni 2015 in Bezug auf RTL II. Zu häufig wurde RTL II in der Vergangenheit von der Journaille negativ erwähnt, wenn Beobachter des Senders Doku-Soaps als grenzwertig betrachteten oder Soaps wie «Berlin – Tag und Nacht» als belanglos. RTL II machte es sich daher zuletzt zur Aufgabe relevantere Inhalte in seinem Programm abzubilden. Dazu gehören unter anderem die Sonntagvorabenddokus von «Echtzeit», die betont jung und unkonventionell daherkommen sollen. Mit Beiträgen von 15 verschiedenen Produktionsfirmen wollte man der zu starken Formatierung anderer Doku-Formate ein Gegenbeispiel liefern. Die ersten Ausgaben versagten jedoch bei RTL II.

Auch «Die VICE Reports», die sich einem ähnlichen Ziel verschrieben, erhielten bei den Altersgruppen, die in klassischer Hinsicht als relevant betrachtet werden (ab Drei / 14 bis 49 Jahre), nicht die Aufmerksamkeit, die sich RTL II wohl wünschte. Die Frage ist, ob es das erklärte Ziel des Formats ist, wirklich eine so breit gefächerte Gruppe wie die der 14- bis 49-Jährigen anzusprechen. «Die VICE Reports», das in ähnlicher Form sogar schon beim US-Premiumsender HBO lief, versteht sich als Reportagemagazin für die Generation Y, die eher unter den 14- bis 29-Jährigen zu finden ist. Bis zu 15,5 Prozent Marktanteil habe man nach Angaben des Senders in diesem Segment generiert, was dazu führte, dass RTL II nach Ablauf der ersten Staffel von «Die VICE Reports» bekannt gab, weiter mit dem jungen und mutigen Journalismus zu planen.

Dies war so nicht unbedingt zu erwarten gewesen, falls man sich bei der Abschätzung der bevorstehenden Entscheidung auf die klassisch diskutierten Marktanteile berief. Am 11. Mai zeigte RTL II erstmals «Die VICE Reports». Dafür räumte der Grünwalder Sender nicht den attraktivsten aller Sendeplätze frei – die Beiträge über Sklavenarbeit in Pakistan oder den IS in Syrien begannen am Montag jeweils um 23.15 Uhr und erstreckten sich über eine Stunde. Die Konkurrenz um diese Uhrzeit war nicht zu unterschätzen. So mussten sich die Reportagen gegen eine stark laufende Ausgabe von «TV total», «Navy CIS» bei Sat.1, «30 Minuten Deutschland» bei RTL oder «Mad Max» auf kabel eins beweisen, die zusammen schon über 43 Prozent der klassischen Zielgruppe für sich beanspruchten. Letztendlich entschieden sich zum Start 470.000 Zuschauer für «Die VICE Reports», was 3,8 Prozent des Gesamtpublikums entsprach. In dieser Altersgruppe hatte sich RTL II wohl sowieso nicht übermäßige Zahlen erhofft – die Quote lag einen 0,1 Prozent unterhalb des Senderschnitts. Wesentlich interessanter war die Performance bei den 14- bis 49-Jährigen. Das Fazit: ausbaufähig. 260.000 Jüngere bewirkten 5,4 Prozent. Damit lagen «Die VICE Reports» schon ein gutes Stück jenseits der Sendernorm, die sich im Falle des Fun-Senders zuletzt auf 6,2 Prozent belief.

Die Luft nach oben, die das neue Format in Woche eins offenbarte, sollte am besten schon sieben Tage später gefüllt werden. Diesmal standen zum Beispiel Bare-Knuckle-Boxen und Schlangengift auf der Agenda von «VICE Reports». 360.000 Personen schalteten ein und damit etwa 110.000 Menschen weniger als zur Premiere. Zwar gestalteten sich die Verluste mit knapp 40.000 in Bezug auf die Werberelevanten geringer, mit 4,3 Prozent stand jedoch ein indiskutabler Wert zu Buche. Noch härter traf es den Freshman im RTL II-Programm am 25. Mai. Trotz einer Reichweitensteigerung auf 430.000 Interessierte gaben die Reportagen auf ganz schwache 3,3 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum ab. Knapp 10.000 14- bis 49-Jährige kehrten «VICE Reports» im Vergleich zur Vorwoche den Rücken zu. Erschwerend hinzu kam, dass die anderen Privatsender mit Spielfilmübertragungen viele junge Zuschauer anzogen.

Nach diesen bereits kritischen Treffern kämpften sich «Die VICE Reports» wieder nach oben. Zunächst enthielten 440.000 Zuschauer im Rahmen der vierten Folge am 1. Juni wieder 4,0 Prozent der klassischen Zielgruppe, die vorerst beste Leistung lieferte «VICE Reports» schließlich eine Woche später ab: 480.000 Personen schalteten ein, um sich beispielsweise über den vergessenen Krieg im Sudan zu informieren. Mit 310.000 14- bis 49-Jährigen stand auch in dieser Altersgruppe ein Bestwert zu Buche, der für den Rest der zwölfteiligen ersten Staffel nicht mehr überboten wurde. Heraus sprangen 5,6 Prozent in Bezug auf die jungen Fernsehenden und somit ein zumindest nicht so mieser Wert wie in den Vorwochen. Der kleine Aufschwung könnte auch damit zusammenhängen, dass sich das zuletzt sehr beliebte «TV total» zu diesem Zeitpunkt schon in die Sommerpause zurückgezogen hatte. Bereits am 15. Juni fielen «Die VICE Reports» jedoch wieder in alte Muster zurück und generierten nur 3,6 Prozent beim jungen Publikum. Mit 290.000 Zuschauern ab Drei und 190.000 Interessierten zwischen 14 und 49 standen in beiden Altersgruppen die vorerst niedrigsten Reichweiten der ganzen Staffel zu Buche.

Die zweitniedrigste Gesamtzuschauerzahl von 340.000 reichte am 22. Juni immerhin wieder für 4,4 Prozent bei den Werberelevanten. Weiter aufwärts ging es am 29. Juni, als 420.000 Personen einschalteten, die zu 5,4 Prozent Markanteil beim für die Werbewirtschaft wichtigen Publikum führten. Mit insgesamt knapp 10.000 Zuschauern weniger kam «VICE Reports» in der Folgewoche bei den Jüngeren nur noch auf 4,9 Prozent. Die Ausgaben zehn und elf schafften es wieder über die Fünf-Prozent-Marke und verbuchten in dieser Reihenfolge 5,5 respektive 5,7 Prozent der Werberelevanten. Im direkten Vergleich offenbarten die beiden Folgen jedoch beträchtliche Diskrepanzen in Bezug auf ihre Reichweite. Als es am 13. Juli unter anderem um die Bürgerwehren in Polen ging, entschieden sich nur 380.000 Menschen für die Berichte, eine Woche später informierten sich 490.000 Menschen über die grausamen Walfänger auf den Faröer-Inseln. Letztere Zuschauerzahl lieferte in Verbindung mit der Zielgruppen-Quote zwei Staffelbestwerte. Am 27. Juli verabschiedeten sich «Die VICE Reports» schließlich wieder unter den Augen von 340.000 Personen, woraus 3,5 Prozent bei den Umworbenen resultierten. 170.000 Zuschauer zwischen 14 und 49 bedeuteten die niedrigste Zuschauerzahl der Staffel in diesem Alterssegment.

Von einem Quotenhit kann bei «Die VICE Reports» in Bezug auf die klassische Zielgruppe wahrlich keine Rede sein. Im Schnitt gelangte das Reportagemagazin in dieser Altersgruppe zu 4,6 Prozent und liegt so fernab des Senderschnitts. Aller Ehren wert ist daher die Entscheidung von RTL II, weiter auf das Format zu vertrauen. Viel Lob erhielt der Programm-Newcomer für seine Machart und seine interessanten Berichte. Von der Qualität bleibt auch RTL II weiter überzeugt, das zudem um die ganz eigenen Gegebenheiten im Falle von «VICE Reports» weiß. Als Magazin für die Generation Y ist die Zielgruppe deutlich enger gefasst und in der Kernzielgruppe der 14- bis 29-Jährigen hatte die Sendung tolle Zahlen vorzuweisen. Insgesamt schalteten pro Folge etwa 400.000 Menschen ab drei Jahren ein, 240.000 waren es, wenn man nur die 14- bis 49-Jährigen betrachtet. Auch mit 3,0 Prozent beim Gesamtpublikum bleibt das neue RTL II-Programm deutlich hinter der Sendernorm zurück.

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