Sonntagsfragen

'Fragen zu stellen und nicht die Antworten vorzugeben, passt zu ZDFneo'

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Wir sprachen mit ZDFneos Head of Development Slaven Pipic über das Selbstverständnis von ZDFneo, den Sendervorstoß im Comedy-Bereich und das «Neo Magazin Royale».

Zur Person: Slaven Pipic

Slaven Pipic fungiert bei ZDFneo als Leiter der Strategischen Planung für Fiction- und Show-Formate. Die Position des Head of Development hat Pipic nun schon seit 2012 beim Mainzer Sender inne. Darüber hinaus zeichnete er in der Vergangenheit auch als Projektleiter des TVLab verantwortlich, ZDFneos Innovationsplattform, die es sich zur Aufgabe macht, neue und unkonventionelle Formate an den Start zu bringen.
Herr Pipic, Programmdirektor Norbert Himmler sagte vor dem Start von ZDFneo 2009, dass ZDFneo auf ein Publikum von Zuschauern zielt, das mehr vom Fernsehen erwartet, als es gerade bekommt. Wofür steht ZDFneo Ihrer Meinung nach aktuell in der deutschen Fernsehlandschaft?
ZDFneo ist in der heutigen Fernsehlandschaft vor allem ein junger Unterhaltungssender mit einem großen fiktionalen Angebot. Dazu gehören anspruchsvolle deutsche und internationale Serien, Spielfilme, sowie Perlen aus dem ZDF-Archiv, Talksendungen und innovative Shows mit hohem Onlineanteil.

Von Anfang an war es auch die Maßgabe des Senders, sich in allen Genres vom Privatfernsehen abzuheben. Wie wird ZDFneo diesem Anspruch aktuell gerecht und wo liegen die Versäumnisse des Privatfernsehens?
Sich davon abzugrenzen, finde ich schwierig. Wir wollen eine eigene Marke in die deutsche Fernsehlandschaft setzen, indem wir unserer Kernzielgruppe anspruchsvolles Fernsehen bieten. Das ist unser Weg. Ich finde, sowohl das öffentlich-rechtliche Fernsehen als auch die Privaten machen sehr gute Formate und zum Teil gutes Fernsehen. Wir versuchen zum Beispiel durch Sitcoms und Social Factual-Formate besondere Highlights zu setzen.

Sie haben die Sitcoms gerade schon angesprochen. Sie haben zuletzt mit «Eichwald, MdB», «Im Knast» und «…und dann noch Paula» das Genre bedient, dass im deutschen Fernsehen sonst kaum stattfindet – die deutsche Comedy-Serie. Zudem läuft mit «Ellerbeck» ein weiteres, neues Comedy-Format. Warum ist die deutsche Sitcom, beziehungsweise die deutsche Comedy-Serie, Ihrer Ansicht nach so in Verruf geraten?
Dieses Genre hat es grundsätzlich schwer in der deutschen Fernsehlandschaft. Es ist zutiefst amerikanisch und kommt damit aus einem anderen Markt und einer anderen Kultur.
Slaven Pipic über Comedy-Formate
Dieses Genre hat es grundsätzlich schwer in der deutschen Fernsehlandschaft. Es ist zutiefst amerikanisch und kommt damit aus einem anderen Markt und einer anderen Kultur. Von dort stammen auch die Hit-Formate. Von daher ist es nicht einfach, das Genre in anderen Ländern zu etablieren. Zudem erfordert Comedy ein gutes Timing, wozu es in Deutschland einen gewissen Mut braucht. Auf Timing zu schreiben, zu spielen und zu inszenieren ist keine einfache Disziplin. Die guten Autoren und Darsteller, die es auch hierzulande gibt, brauchen aber auch einen geschützten Raum, um darin zu experimentieren und auszuprobieren. Deshalb war das für uns ganz spannend, mal einen Testballon auch zusammen mit den Kollegen aus dem Hauptprogramm zu starten.

In den vergangenen Jahren floppten neue Comedy-Formate im Privatfernsehen meist. Wie wichtig ist die Gebührenfinanzierung für die Entstehung solcher neuerer, mutigerer Formate?
Ich halte sie für äußerst wichtig. Gerade wenn wir versuchen in einem Genre neue Trends zu setzen und Innovationen voranzutreiben, ist es natürlich sehr schwierig, diese Experimente auf großen etablierten Sendeplätzen zu starten. Da ist der gerade angesprochene geschützte Raum natürlich ganz wichtig, wo es in erster Linie nicht um Refinanzierung geht, sondern darum, ein Know-How aufzubauen. Eine Aufgabe des öffentlichen Rundfunks und ZDFneo besteht ja auch gerade darin, den Kreativen diese Möglichkeiten zu geben. Es geht darum, Programme machen zu können, aber auch Fehler, aus denen wir lernen können.

Sie haben gesagt, es ist wichtig das Know-How aufzubauen. Gilt das für die gesamte deutsche Fernsehlandschaft oder geht es Ihnen dann darum, dass diese gelernten Kreativen bei den Öffentlich-Rechtlichen bleiben?
Wenn wir hier mit jungen, talentierten Künstlern zusammenarbeiten und diese nicht sofort die Möglichkeit haben, bei uns erfolgreich zu sein, ist es auch erfreulich, wenn sie es dann bei einem anderen Sender hinbekommen.
Slaven Pipic
Das sind beides gute Ziele, die man sich setzen kann. Ich bin natürlich sehr froh, wenn wir unsere strategischen Anstrengungen in ein Programm oder Genre setzen, damit es für die gesamte Senderfamilie fruchtet und ich freue mich auch, dass wir es mit Jan Böhmermann geschafft haben, ins Hauptprogramm zu kommen. Gleichzeitig finde ich aber: Wenn wir hier mit jungen, talentierten Künstlern zusammenarbeiten und diese nicht sofort die Möglichkeit haben, bei uns erfolgreich zu sein, ist es auch erfreulich, wenn sie es dann bei einem anderen Sender hinbekommen. Ich habe sehr gerne mit Joko und Klaas zusammengearbeitet und finde, sie machen eine super Sendung. Natürlich hätte ich sie gerne weiter bei uns gehabt, aber ich denke, sie haben eine sehr schöne neue Heimat gefunden.

Als Innovationsplattform gab ZDFneo in den vergangenen Jahren immer wieder im Rahmen seines TVLabs mutigeren Formaten eine Chance auf eine breite Öffentlichkeit. 2014 gewann mit «Blockbustaz» ein Format, das bei vielen Kritikern im Vergleich zum weiteren Teilnehmerfeld nicht so gut wegkam. Denken Sie trotzdem weiterhin, dass das alleinige Zuschauervotum die richtige Art und Weise ist, den Sieger beim TVLab zu küren? Sicher wird die große Fangemeinde von Eko Fresh bei der Wahl im letzten Jahr eine große Rolle gespielt haben und nicht ausschließlich das Gefallen der Zuschauer an «Blockbustaz». Das ärgerte einige Zuschauer. Können Sie ihren Unmut verstehen?
Ich kann den Unmut sehr gut verstehen, aber ich würde es gerne noch in ein anderes Licht rücken. Ich glaube, dass der Sieg von «Blockbustaz» natürlich zum Teil auf Eko Fresh beruhte, aber auch auf dem Milieu, das wir gewählt haben. Es ist ein Milieu, das grundsätzlich im Unterhaltungsprogramm sehr selten thematisiert wird. Gerade das Leben in den Peripherien der Großstadt. Das hat meiner Meinung nach zusätzlich enorm dazu beigetragen, dass so etwas gerade von den jungen, internetaffinen Zuschauern goutiert wurde. Was ich in diesem Zusammenhang sehr spannend finde, ist, wie gelegentlich die Sichtweise der Kritiker, der Zuschauer und der Redakteure auseinandergeht. Ich glaube, es ist ganz natürlich, dass humorige Formate polarisieren. So ist es auch bei den «Blockbustaz» passiert. Es gibt eine Gruppe, die es ganz toll und eine andere, die das Format eher schwierig findet. Im Vergleich dazu lassen sich amerikanische Sitcoms immer ganz auf ihr Publikum ein. Sie machen letzten Endes immer Fernsehen für ihre Zuschauer und setzen sich sehr damit auseinander, wer unterhalten werden soll. Deswegen finde ich es beim TVLab sehr schön, mal in Kontakt mit unserem Publikum zu kommen.

Wann wird das TVLab in diesem Jahr stattfinden und gibt es dabei ein Motto? Im vergangenen Jahr standen ja zum Beispiel nur Serienformate zur Auswahl.

Das TVLab wird dieses Jahr wiederkommen und es wird auch unter einem Motto stehen. Ich kann im Moment leider nichts dazu sagen. Wir stecken noch in den Vorbereitungen. Mit einer offiziellen Mitteilung kann man ungefähr in einem Monat rechnen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite Slaven Pipics Einschätzungen zur vergangenen Staffel des «Neo Magazin Royale» und Jan Böhmermann sowie zur Situation des Late-Night-Genres im deutschen Fernsehen.

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