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Radio-MA: Die Stimmen und Reaktionen

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Der im Vorfeld befürchtete dramatische Aderlass auf dem deutschen Radiomarkt blieb weitgehend aus. Wir haben die Reaktionen auf die Ergebnisse der neuesten Media-Analyse gesammelt.

Mit großer Spannung haben die Radiostationen des Landes diesen Mittwoch erwartet, schließlich wurde die zweite (und damit auch schon letzte) Media-Analyse des Jahres 2015 veröffentlicht, die von großer Bedeutung für die Vermarktung und Relevanz der Sender ist. Im Vorfeld war die Furcht groß, dass aufgrund der erstmaligen Nutzung des neuen Mikrozensus aus dem Jahr 2011 als Richtwert, auf den die durch Umfragen erhobenen Daten hochzurechnen sind, rapide Verluste zu befürchten seien - schließlich wurden die Werte auf eine um etwa 1,3 Millionen Menschen geringere Grundgesamtheit übertragen. In der Tat gab es in absoluten Zahlen mehr Gewinner als Verlierer, dramatische Rückschläge waren allerdings eher die Ausnahme als die Regel. Und nach der Veröffentlichung bemühen sich die Verantwortlichen allerorts wieder nach Kräften darum, den Messergebnissen nach außen hin Positives abzugewinnen. Wir haben einige Stimmen gesammelt.

Mit noch immer deutlichem Vorsprung meistgehörter deutscher Radiosender ist Antenne Bayern, das gleichwohl mit einem Reichweiten-Verlust um 12,7 Prozent klar zu den Verlierern der neuesten Media-Analyse gehört. Karlheinz Hörhammer, Vorsitzender der Geschäftsführung, geht dementsprechend lieber auf den ersten Teil der Fakten ein: Antenne Bayern bleibe "das Maß aller Dinge in Deutschland und kann die höchsten Reichweiten aller Anbieter für sich verzeichnen". Programmdirektor Martin Kunze führt dies auf den "Mix aus bayerischem Lebensgefühl und Innovationskraft" zurück, den er bei seinem Sender sieht. Fest stehe seines Erachtens auch, dass Sender, die viel Quote vorzuweisen haben (wie Antenne Bayern), "bei einer 'methodischen Reinigung' in absoluten Zahlen abgeben".

Der Bayerische Rundfunk verweist derweil auf die Tatsache, dass Bayern 3 in Folge leichter Zuwächse so viele Hörer wie seit 23 Jahren nicht mehr vorzuweisen habe. BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner betont die Freude über diesen Erfolg und fühlt sich vom Publikum bestätigt: "Die konsequente Weiterentwicklung des Programms zu einer modernen, öffentlich-rechtlichen massenattraktiven Welle zahlt sich aus. Die Kolleginnen und Kollegen beweisen tagtäglich, dass sich Inhalte und ein breitgefächertes Unterhaltungsprogramm nicht ausschließen. Wir freuen uns sehr, dass der aktuellere Musikmix in Kombination mit authentischen Moderatorinnen und Moderatoren bei unserem Publikum sehr gut ankommt." Dass zudem auch BR-Klassik und B5 aktuell Zugewinne verzeichnen, stelle zusätzlich unter Beweis, dass "das breitgefächerte Angebot des Bayerischen Rundfunks" ankomme. Angesichts der drastischen Verluste von Bayern 2 um über 33 Prozent gegenüber der letzten Messung betont man hier lieber die Tatsache, dass der Sender "eines der erfolgreichsten Kultur- und Informationsprogramme im deutschsprachigen Raum bleibt".

Auch die Kollegen des Norddeutschen Rundfunks ziehen nach außen hin eine positive Bilanz - und sie haben auch durchaus Grund dazu, schalten doch weiterhin rund sieben Millionen Menschen täglich mindestens ein NDR-Angebot ein. Intendant Lutz Marmor verweist vor allem darauf, dass der NDR "erneut der mit Abstand beliebteste Sender im Norden ist. Offensichtlich stimmt die Mischung aus Qualitätsangeboten sowohl für Mehrheiten als auch für besonders Kultur- und Informationsorientierte." NDR 2 ist das mit Abstand hörerstärkste Angebot des NDR und belegt mit rund 823.000 Interessenten Platz sieben in der Liste der meistgehörten Sender des Landes. Allerdings wurde man von Bayern 3 überholt und büßte folglich einen Platz in der Rangliste ein.

Der Südwest-Rundfunk hält die Stellung und kann mit seinem Vorzeige-Angebot SWR3 nicht nur den zweiten Platz im bundesweiten Sender-Ranking verteidigen, sondern zudem auch den Abstand auf Antenne Bayern verringern - was allerdings den deutlichen Abschlägen der Konkurrenz weitaus eher geschuldet ist als einem überragenden eigenen Auftreten, immerhin stehen auch für SWR3 leichte Abschläge zu Buche. SWR-Intendant Peter Boudgoust betont die Relevanz der Angebote, die er durch die Zahlen der Media-Analyse bescheinigt sieht. Ein wichtiger Bestandteil des Erfolges sei die große Angebotsvielfalt von regionaler Information über einem vielfältigen Kulturprogramm bis hin zur "exzellenten Unterhaltung, die wir bieten".

In Nordrhein-Westfalen darf sich derweil insbesondere radio NRW freuen, der aus 45 Lokalsendern bestehende Verbund. Rechnet man die Hörerzahlen sämtlicher teilnehmender Lokalradios zusammen, ergibt sich mit 1,667 Millionen Hörern in der Stunde nämlich sogar die deutschlandweite Marktführung. Anders als die großen Radiostationen 1Live und WDR 2 hat der Lokalfunk sogar leicht um 1,5 Prozent an Quote zugelegt. Geschäftsführer Sven Thölen freut sich über die "sehr guten Ergebnisse", die "eine solide Vermarktungsbasis in einem anspruchsvollen Wettbewerbsumfeld schaffen". Programmdirektor Ingo Tölle glaubt jedoch, dass "selbst auf diesem Top-Niveau noch jede Menge Potenzial schlummert, das wir unbedingt heben wollen".

Beim Westdeutschen Rundfunk verzichtet man auf Vergleiche mit vorherigen Media-Analysen, da diese aufgrund "verschiedener methodischer Änderungen bei der Erhebung [...] nicht seriös wären". Stattdessen betont man das dreifache Vorkommen in den nationalen Top 10, wenngleich in absoluten Zahlen sowohl 1Live als auch WDR 2 und WDR 4 Einbußen hinzunehmen hatten. Mit 3,7 Prozent Verlust sind diese wenn überhaupt aber bloß bei WDR 2 von nennenswerter Natur. Hörfunkdirektorin Valerie Weber (Foto) sieht ihr Team vor allem bei WDR 4 "auf einem vielversprechenden Weg, denn den Abwärtstrend scheinen wir gestoppt zu haben". Zudem freut sie sich über die Gewinne der kleineren Informations- und Kulturangebote WDR 5 und WDR 3, die "trotz der Mikrozensus-Umstellung, die NRW in absoluten Zahlen am meisten getroffen hat, zugelegt haben".

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