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FOX Deutschland-Chef de Ruiter: ‚Comedy könnte für uns interessant werden‘

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Im Gespräch berichtet Marco de Ruiter vom Entwicklungsstand der Eigenproduktionen, der Suche nach Möglichkeiten der Ko-Finanzierung und plaudert über die Konkurrenz von Netflix. Außerdem: Warum «Wayward Pines» noch kein «Empire» ist und man ihn auf das Hip-Hop-Drama lieber nicht anspricht.

Zur Person: Marco de Ruiter

Der 45-Jährige kam Ende 2013 zu FOX, folgte dort auf Miriam Laux. Er hat Verantwortung für alle Sender des Verbundes, darunter auch National Geographic Channel oder Nat Geo Wild. Vor seiner Zeit bei FOX war er elf Jahre lang für Viacom tätig und bekleidete dort seit 2008 das Amt des Chief Operating Officer für Nord Europa.
Hinter uns liegt der Mega-Serien-Start von «Wayward Pines» - mehr als 120 Länder haben die Serie am gleichen Tag gestartet. Entsprechend zufrieden dürften Sie sein, nicht wahr?
Ja, das stimmt absolut. Für uns war der Serienstart etwas Neues. Es war nicht nur der größte Serienlaunch „day and date“ weltweit, sondern auch einer, der diesmal in Australien begonnen hat. Das ist anders als bei «The Walking Dead», wo sich die Ausstrahlungszeiten an den USA orientieren und wir in Deutschland 16 Stunden nach der Erstausstrahlung dran sind. Die globalen „day and date“ Releases sind ein Modell, für das wir uns schon vor eineinhalb Jahren ausgesprochen haben. Auch «Mad Men», «Da Vinci´s Demons», «The Bridge» oder «Doctor Who» haben wir binnen weniger Stunden gezeigt. Wir werden auch künftig auf diese Global Releases setzen und sehen es als das Modell der Zukunft schlechthin. Sehen Sie, ich bin großer Fan von «Mad Men» und obwohl wir das Serienfinale nur 16 Stunden nach der US-Premiere gezeigt haben, war es für mich schon schwer mich nicht auf irgendeinem Blog zu spoilern.

Und eine globale Premiere verhindert auch Piraterie.
Die wird sozusagen überflüssig, weil sich weniger Leute die Mühe machen, auf diesem illegalen und auch komplizierten Weg die Folge zu schauen.

In Amerika hätte die Premiere von «Wayward Pines» etwas besser laufen können – zugeschaut haben nur etwas mehr als drei Millionen Menschen.
Am Starttag der Serie konkurrierte «Wayward Pines» in den USA mit den NBA Playoffs und einigen Network Finals. Betrachtet man die „time shifted“ Reichweite, also die Zuschauer, die die Serie später gesehen haben, sind die Zahlen sehr gut. Konkret wurde eine Steigerung um 65 Prozent auf über sechs Millionen verzeichnet. Man muss zudem immer berücksichtigen, dass die Fans bei Serien wie «Wayward Pines» eine zehnwöchige Verabredung eingehen. Das ist eine Investition der eigenen Zeit. Deshalb bin ich auch sehr stolz, dass uns in Deutschland ein so toller Start geglückt ist. In der Spitze haben 100.000 Menschen die erste TV-Ausstrahlung gesehen; und das, obwohl erstmals eine Preview der ersten Episode einige Tage vorher auf Abruf zur Verfügung stand. Was Amerika betrifft haben Sie aber wohl recht: Die Serie ist in Sachen Ratings noch kein neues «Empire».

Wo Sie gerade «Empire» ansprechen. Wie sehr hat es Sie geärgert, dass da ProSieben die exklusiven Zugriffs-Rechte hatte?
Na Danke. Jetzt, wo Sie das sagen, kommt der ganze Ärger wieder zurück (lacht). Im Ernst: Ich habe gelernt, mit so etwas zu leben. Natürlich will man – gerade bei einer solchen Serie – die First-Look-Möglichkeit haben. Aber es gibt neben «Empire» auch andere Serien, die ich gerne hätte, aber nicht haben kann. Das geht jedem Fernsehmacher so. Was wir tun können: Unsere Serien so groß darstellen und promoten, wie wir sie sehen. Und darauf vertrauen, dass die Studios so den Mehrwert einer Ausstrahlung bei uns erkennen. Wir kreieren Welten um unsere Key Franchises und wollen auch im Marketing Entertainment erlebbar machen. So wie beispielsweise bei dem Viralspot , den wir zum Start von «Wayward Pines» hier lokal in Deutschland gedreht haben. Im Free-TV und bei den Öffentlich-Rechtlichen besteht stets die Gefahr, dass die Produktion nach zwei quotenschwachen Ausstrahlungen in die Nacht wandert oder ganz abgesetzt wird – und dafür sind Serien wahrlich nicht gemacht. Wir bei FOX geben den Geschichten den Raum und die Zeit, die sie benötigen und verdienen.

Wofür steht FOX? Sie haben schließlich ein breiteres Angebot (mit «American Horror Story», «Suits», «Ray Donovan») als TNT, das sich allein vom Genre her etwas mehr einschränkt.
Mittlerweile ist jeder bestrebt, seine Serien wenige Stunden nach der Weltpremiere ins Programm zu holen. Da waren wir also auch First
FOX-Germany-Chef Marco de Ruiter
Das sagt Ihnen schon unser neuer Claim: „The Best. First.“ Und mit First meinen wir wirklich so schnell wie möglich die deutsche Fassung zur Verfügung stellen. Übrigens wird dieses Modell von unseren Mitbewerbern inzwischen erfolgreich kopiert. Mittlerweile ist jeder bestrebt, seine Serien wenige Stunden nach der Weltpremiere ins Programm zu holen. Da waren wir also auch First (lacht). Es ist aber richtig, dass wir weniger nach Genres einkaufen. Wir wollen gute Geschichten zeigen. Nehmen Sie „The Walking Dead“ als Beispiel: In den Staffelpausen suchen wir für den Montagabend nicht krampfhaft nach einer weiteren Endzeit-Serie. Wichtig ist, dass unsere Serien in ihren Aussagen immer mutig und mitreißend sind.

Und sprechen damit eine breitere Zielgruppe an.
Wenn etwas Neues von FOX kommt, dann wissen die Zuschauer, dass es hohe Qualität hat. Und sie geben der Serie eine Chance und schauen mal rein.

Am Nachmittag zeigen Sie Serienklassiker – genauso wie inzwischen RTL Nitro und ProSieben Maxx. Sind die beiden Free-TV-Sender damit eine direkte Konkurrenz geworden?
Wir beobachten andere Sender wie ProSieben Maxx, RTL Nitro, Syfy, TNT Serie und Universal Channel in den Pay-TV-Haushalten sehr genau. Und ich kann sagen, dass wir tagsüber ziemlich auf Augenhöhe liegen. Am Abend zeigen wir unsere großen Serien-Premieren wie «The Walking Dead», die hervorragend laufen. Gerade auf den Free-TV-Sendern werden zu dieser Zeit häufig Evergreens oder Formate gezeigt, die woanders nicht gut angenommen worden sind.

Welche Highlights präsentieren Sie Ihren Zuschauern im Herbst – mal abgesehen von «The Walking Dead»?
Die Staffel 6 von «The Walking Dead» startet im Herbst und wird von den Fans schon sehnsüchtig erwartet. Natürlich haben wir auch noch andere Serien. Ich freue mich unter anderem auf die zweite Staffel von «The Night Shift», die dritte Runde von «Ray Donovan» sowie neue Folgen von «Da Vinci‘s Demons».

«Ray Donovan» wird wieder Partner von «The Walking Dead» am Montag?
Ganz so weit sind die Planungen noch nicht, aber wahrscheinlich wird es so sein.

Wenn wir jetzt mal nach Amerika schauen – wer setzt da Ihrer Meinung nach die Akzente? Showtime? HBO? AMC? Oder doch schon Netflix?
Das ist eine unglaublich gute Frage, die mich jetzt vermutlich den ganzen restlichen Tag beschäftigen wird. Ich stelle insgesamt sehr viel Aktivität auf dem Markt fest, sodass es nicht mehr ausreicht, nur noch einen Sender zu beobachten. AMC hat mit «The Walking Dead» sicherlich viel Mut gezeigt und zu recht Erfolg gehabt. Man muss sich aber die Frage stellen, ob man diesen Erfolg auch gut genug auf andere Sendungen hat ausweiten können. Netflix hat sehr gute neue Ideen, Amazon ist ihnen auf den Fersen. Last but not least: FOX und FX haben zum Beispiel mit der großartigen Show «American Horror Story» im Markt Einiges bewegt.

Was waren die Highlights der L.A. Screenings in diesem Jahr? Was wollen Sie unbedingt haben?
Von unserer Fox Programmchefin Diana Krepold, die in Los Angeles war, weiß ich, dass es einige wenige starke neue Comedys gab. Das ist eine Programmfarbe, die bei uns aktuell noch nicht so sehr ausgeprägt ist. Sie könnte aber auch für FOX interessant werden. Grundsätzlich stellt sich für mich in diesen Wochen ohnehin die Frage, welches denn der neueste Trend wird.

Dann wollen wir die doch gleich mal beantworten.
Ich habe kürzlich in einem Artikel in der Presse zum «Mad Men»-Finale gelesen, dass nun eine Ära enden würde. Und zwar die der groß horizontal erzählten Geschichten. Ich habe das Gefühl, dass da etwas dran sein könnte. Den nächsten Trend wird man aber erst finden müssen. Meine Hoffnung sind Zukunftsvisionen, also Erzählungen, die einen Blick in die nahe Zukunft werfen.

Fürchten Sie die Konkurrenz von Netflix?
Wir haben ein unglaublich gutes Produkt, was sich auch in den Ratings niederschlägt und Wettbewerb gab es schon immer. Es wird sich nach und nach herauskristallisieren, welche Businessmodelle sich auf Dauer durchsetzen. Im Einkaufs- und Produktionsbereich verändert sich aktuell sehr viel. Unser Ziel ist es im Dickicht der Unterhaltungsangebote, die besten Geschichten heraus zu filtern und unseren Zuschauern über alle Kanäle zur Verfügung zu stellen. Damit sind wir auch für die Zukunft gut gerüstet.

Netflix besticht vor allem durch seine Serien-Originals. Sie hatten da welche in Planung – wie weit sind diese Überlegungen fortgeschritten?
Nun haben sich zwei Projekte herauskristallisiert, von denen wir überzeugt sind, dass wir damit auf dem Markt mithalten können. Wir wollen uns nicht vor «The Walking Dead» oder «Breaking Bad» verstecken müssen. Ob uns das letztlich dann auch gelingt, weiß keiner. Unser Ziel ist es aber definitiv.
FOX-Germany-Chef Marco de Ruiter über serielle Eigenproduktionen
Der erste Schritt in diese Richtung war, dass wir einige Stoffe in Entwicklung gegeben haben. Nun haben sich zwei Projekte herauskristallisiert, von denen wir überzeugt sind, dass wir damit auf dem Markt mithalten können. Wir wollen uns nicht vor «The Walking Dead» oder «Breaking Bad» verstecken müssen. Ob uns das letztlich dann auch gelingt, weiß keiner. Unser Ziel ist es aber definitiv.

Wann können die Zuschauer damit rechnen? 2016 oder eher 2017?
Da wären wir beim zweiten Schritt, der Finanzierung, und der ist nicht weniger schwierig. Ich freue mich sehr, dass RTL «Deutschland 83» in die USA verkauft hat. Auch «Weissensee» läuft international. Ansonsten gibt es aber kaum einen Export-Markt für deutsche Serien, mal abgesehen von Krimis. Wir haben eine klare Verwertungsstrategie und ein möglicher Partner, der mit uns gemeinsam dieses Projekt realisiert, sollte entsprechend die gleichen Vorstellungen, zum Beispiel in Sachen VOD-Nutzungsrechte haben. Die Zusammenarbeit von ARD und Sky beispielsweise ist sehr interessant. Das Ziel Original Content für die deutsche Fernsehlandschaft beizusteuern, der international funktioniert, haben nicht nur wir und dementsprechend sind wir offen für kreative Partnerschaften. Wir glauben daran, dass man mit Ko-Finanzierern großartige Serien gemeinsam produzieren kann

Danke für das Gespräch.

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