Wochenquotencheck

«Verdachtsfälle»: Großer Special-Hype - mit geringer Halbwertszeit?

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Mit sensationellen Werten waren «Blaulichtreport» und «Anwälte und Detektive» in der vergangenen Woche gestartet. Zuletzt näherten sich die Special-Ausgaben der Scripted-Reality allerdings wieder spürbar dem Senderschnitt an - und unterboten ihn teilweise gar.

Es ist nicht unbedingt ein Zeichen für eine allzu visionäre und ambitionierte Programmplanung, wenn Deutschlands größter Privatsender in seinem Nachmittagsprogramm gleich drei Stunden hintereinander ein und dasselbe Format ausstrahlt. Und wenn es sich dabei um die Scripted Reality «Verdachtsfälle» handelt, darf man auch durchaus in Frage stellen, ob man bei RTL an qualitativ hochwertiger Unterhaltung zu dieser Zeit interessiert ist. Doch nachdem auch die Einschaltquoten zuletzt immer weniger Argumente für eine derartige Dauerschleife lieferten, sah man sich dazu veranlasst, zumindest vorsichtige Reformen in die Wege zu leiten. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist seit zwei Wochen um 14 und 15 Uhr in den Special-Ausgaben «Blaulichtreport» und «Anwälte und Detektive» zu beäugen - wovon zunächst auch sehr viele Menschen Gebrauch machten. Zuletzt mehrten sich jedoch die Anzeichen, dass alleine damit eine dauerhafte Rückkehr zum Daytime-Erfolg noch nicht garantiert ist.

Dabei starteten die Specials auch in ihre zweite Woche zunächst äußerst erfolgreich. Die frühere Folge, die Polizisten und Notärzte bei ihrer Arbeit begleiten, kam am Montag immerhin auf starke 16,3 Prozent Marktanteil bei 0,49 Millionen werberelevanten Zuschauern, eine Stunde später steigerten sich die Anwälte und Detektive sogar auf 18,5 Prozent bei 0,57 Millionen. Damit lag man im direkten Vergleich mit den Montagswerten der Vorwoche zwar deutlich im Hintertreffen, eine Schande ist dies aber wahrlich nicht - zumal die 20,5 und 20,2 Prozent nicht weniger als grandiose Zahlen für den schwächelnden Sender waren. Insgesamt kamen 10,9 und 11,9 Prozent zustande, womit man auf Höhe der Vorwoche lag. Lediglich die Zuschauerzahlen fielen mit 0,88 und 1,00 Millionen klar schwächer aus als noch am 13. April, wo 1,14 und 1,17 Millionen verbucht wurden.

Am Dienstag waren die «Verdachtsfälle»-Specials dann schon deutlich weniger stark frequentiert. Mit 15,7 und 15,6 Prozent fielen die Marktanteile im Gegensatz zum Vortag nahezu identisch aus, lagen allerdings in beiden Fällen unterhalb der am Vortag verzeichneten Werte. Einen noch drastischeren Abstieg hatte man im Wochenvergleich hinzunehmen, denn am vergangenen Dienstag wurden zunächst 19,9 Prozent verbucht, bevor um 15 Uhr sogar unglaubliche 22,2 Prozent möglich waren. Einen höheren Wert erreichte die Sendung zuletzt vor zweieinhalb Jahren, genauer gesagt am 24. Oktober 2012. Erstaunlich ist hierbei, dass die Divergenzen beim Gesamtpublikum erneut wesentlich geringer ausfielen. Vor allem die 14-Uhr-Ausgabe lief mit 0,90 Millionen und 11,3 Prozent beinahe auf dem Vorwochen-Niveau von 0,98 Millionen und 11,9 Prozent. Eine Stunde später hatte man sich mit durchschnittlichen 10,1 Prozent bei 0,83 Millionen zu begnügen, hier standen zuvor noch etwas stärkere 11,5 Prozent bei 1,00 Millionen auf dem Papier.

Bedenklich wurde es dann am Mittwoch, denn mit gerade einmal 12,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen rutschte der «Blaulichtreport» unter den Senderschnitt von zuletzt knapp 13 Prozent. Die Diskrepanz zur Vorwoche war hier dramatisch wie nie, denn sieben Tage zuvor durften die Programmplaner noch über abermals tolle 18,8 Prozent jubeln. Zwar steigerte man sich um 15 Uhr mit 13,6 Prozent deutlich, doch im Vergleich zu den zuvor möglichen 19,0 Prozent liest sich auch dieser Wert eher bescheiden. Zudem rutschte die Sendung mit nur 8,2 und 8,6 Prozent bei bestenfalls 0,81 Millionen klar in den einstelligen Bereich ab - und damit auch in beiden Fallen unter den Senderschnitt. Müßig zu erwähnen, dass vor Wochenfrist mit jeweils 11,2 Prozent bei 0,91 und 0,89 Millionen noch ein ungleich stärkerer Wert generiert wurde.

Beste Chancen auf eine Verbesserung der Wochenbilanz gab es vermeintlich am Donnerstag, immerhin lag die Sendung an diesem Tag vor Wochenfrist bei durchaus schlagbaren 14,4 Prozent zu früher und 13,0 Prozent zu späterer Stunde. Doch letztlich kam man diesen Werten nicht einmal nahe und hatte vor allem mit dem «Blaulichtreport» sehr bedenkliche 9,7 Prozent bei nur noch 0,24 Millionen jungen Interessenten hinzunehmen, bevor es ab 15 Uhr immerhin leicht auf 10,7 Prozent bei 0,27 Millionen bergauf ging. Erstmals überhaupt lagen damit beide Specials klar unter zwölf Prozent des Zielpublikums. Die Gesamt-Werte fielen mit nur noch 0,60 bzw. 0,71 Millionen und 7,7 bzw. 8,4 Prozent ebenfalls schlecht wie nie aus, seitdem das Format mit seinem neuen Konzept aufwartet. Bemerkenswert: Die Wiederholung um 16 Uhr fuhr mit 9,0 Prozent aller und 12,2 Prozent der jüngeren Zuschauer noch die besten Zahlen des Tages ein.

Zumindest zum Wochenabschluss gab es dann aber noch einen kleinen Lichtblick. Zum einen verbesserte sich die Sendung auf wieder überzeugende 13,8 und 14,2 Prozent Zielgruppen-Marktanteil, zum anderen wurden somit erstmals die Folgen der Vorwoche überboten. Am vergangenen Freitag hatten nur maue 12,2 und 11,9 Prozent zu Buche gestanden. Beim Gesamtpublikum verblieb man in der Einstelligkeit, wenn auch zumindest um 14 Uhr mit 9,9 Prozent bei 0,83 Millionen nur knapp. Eine Stunde später fiel die Zuschauerzahl leicht auf 0,77 Millionen zurück, der Marktanteil verringerte sich auf 8,8 Prozent.

«Verdachtsfälle» ohne und mit Specials

  • 14 Uhr - Regulär: 9,0% bzw. 13,2% / Specials: 10,1% bzw. 15,4%
  • 15 Uhr - Regulär: 8,5% bzw. 12,9% / Specials: 10,0% bzw. 15,9%
  • 16 Uhr - vorher: 8,6% bzw. 13,9% / aktuell: 9,9% bzw. 15,8%
Durchschnittliche Marktanteile zwischen dem 30. März und 10. April bzw. den vergangenen beiden Wochen.
Insgesamt kam der «Blaulichtreport» in den vergangenen fünf Tagen auf eine durchschnittliche Sehbeteiligung von 0,79 Millionen, was einem Marktanteil von 9,6 Prozent entsprach. Damit liegt man derzeit noch auf Höhe der Sendernorm, die sich zuletzt auf knapp zehn Prozent bezifferte. Leichte Sorgen darf man sich machen, wenn man bedenkt, dass in der vergangenen Woche noch 0,94 Millionen bzw. 10,7 Prozent aller potenziell um 14 Uhr erreichbaren Konsumenten erzielt wurden. Im direkten Vergleich mit den beiden letzten Wochen ohne Special-Etikett vermag man allerdings noch immer zu punkten, denn zuvor standen sogar nur enttäuschende 9,0 Prozent auf dem Papier. In der besonders wichtigen umworbenen Zielgruppe lief es mit 13,6 Prozent bei 0,40 Millionen noch immer wahrlich gut, schließlich muss sich RTL normalerweise mit knapp 13 Prozent begnügen. Im direkten Vergleich mit den 17,2 Prozent der Vorwoche liest sich der Erfolg aber weitaus weniger berauschend - und auch ohne Specials standen zuletzt im Mittel recht gute 13,2 Prozent zu Buche.

Recht ähnlich verhält es sich mit den «Anwälten und Detektiven», die im Anschluss um 15 Uhr auf Zuschauerjagd gehen. Eingefangen wurden in dieser Woche im Schnitt 0,82 Millionen, vor Wochenfrist hatten noch etwas bessere 0,95 Millionen Interesse bekundet. Auch der Marktanteil verringerte sich leicht von guten 10,5 Prozent auf nur noch mittelprächtige 9,6 Prozent. Ein noch deutlicherer Abstieg kristallisiert sich auch hier in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen heraus, wo statt toller 17,3 Prozent nur noch gute 14,5 Prozent bei 0,43 Millionen möglich waren. Auf diesem Slot erreichte «Verdachtsfälle» zuvor unspektakuläre 12,9 Prozent. Lohnenswert ist die leichte konzeptionelle Änderung also nach wie vor, zumal auch die reguläre Folge um 16 Uhr vom stärkeren Vorprogramm profitiert - angesichts der klar rückläufigen Tendenz wird allerdings zu beobachten sein, ob es nicht mittelfristig doch wieder zurück ins graue Mittelmaß geht.

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