Die Kritiker

Der Kaiser spielt den Metzger

von

Robert Palfrader, bekannt aus der ORF-Sendung «Wir sind Kaiser», spielt in «Der Metzger und der Tote im Haifischbecken» einen österreichischen Exzentriker. Unsere Vorab-Kritik:

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Robert Palfrader als Willibald Adrian Metzger
Dorka Gryllus als Danjela Djurkovic
Christoph Luser als Sascha Friedmann
Gunther Gillian als Jakob Xaver Förster
Aaron Karl als Benedikt Friedmann
Klaus Ofczarek als Hans Hirzinger
Martina Spitzer als Luise Friedmann

Hinter der Kamera:
Produktion: Magic Flight Film GmbH
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
nach dem Roman von Thomas Raab
Regie: Andreas Herzog
Kamera: Ralf Noack
Produzenten: Christian Rohde und Gilbert Funke
Am Anfang kommt man noch ganz gut mit: Den Antiquitätenrestaurator Willibald Metzger verschlägt es in die österreichische Pampa, wo er einen Auftrag in einer kleinen Pension angenommen hat. Als er einmal durch die malerische Landschaft radelt, haut es ihn prompt von seinem Gefährt, weil sein Blick eine Sekunde zu lang auf einer attraktiven Frau verharrt, die im Gebirgssee badet. Sie heißt Danjela Djurkovic und die beiden kennen sich von früher. Aber das findet sie erst sehr spät heraus. Jedenfalls ist an des Metzgers Unglücksort Danjela nicht das einzig Interessante. Dort liegt auch ein abgetrennter Finger mit einem Ehering, den sich die beiden auch gleich näher ansehen. Österreicher sind da nicht so.

Danjela gastiert in einem örtlichen Kurhotel, in das sie der Metzger auch gleich mit seinem malträtierten Radel kutschiert. Dort angekommen, erfahren sie, dass gerade ein Toter aus dem Pool gefischt wird. August Friedmann sei Opfer eines Unfalls geworden, meint die Polizei. Danjela glaubt da nicht dran, schließlich habe Friedmann der Pool missfallen. Und zack, findet sie einen Abschiedsbrief und das Handy des Toten.

Ab da wird es deutlich komplizierter: Denn der Metzger trifft bald auf den Sohn des Toten, Sascha Friedmann. Die beiden hausen in derselben abgewirtschafteten Pension. Sascha scheint nicht sonderlich mitgenommen vom Tod des Vaters und macht daraus vor dem Metzger auch keinen Hehl. Sein Großvater, der nicht weit weg auf einem alten Hof lebt, tyrannisiere die gesamte Familie, sein Vater habe sich nie gegen dessen Herrschsucht aufgelehnt, an der auch die Mutter seit Jahrzehnten zugrunde gehe. Metzger und Danjela kommen einem weitverzweigten Familienkomplott auf die Spur, in das auch altehrwürdige österreichische Institutionen wie die katholische Kirche involviert sind.

Die Details des Friedmann-Clans sind so kompliziert und schwer darstellbar, dass «Der Metzger und der Tote im Haifischbecken» kaum eine Gelegenheit auslässt, um sie zu wiederholen. Die Was-haben-wir-bis-jetzts erreichen ein Quantum weit jenseits der bekannten «Tatort»-Dosierungen; nur sind sie hier durchaus angebracht. Nicht nur der Metzger muss da schon mal zu Stift und Papier greifen, um all die Namen und Beziehungen ordnen zu können. Als Kritiker ist das ein kleines Problem, schließlich ist man aufmerksamer Zuschauer. Das ARD-Publikum, das von diesem Sendeplatz sozialisiert ist und entsprechendes Programm zum Weggucken antizipieren mag, dürfte anderes erwarten.

Die zweite Ebene ist dafür umso klarer: Die traditionellen, erzkonservativen österreichischen Strukturen zerstören ohne Rücksicht auf Verluste ganze Familien. So kann man diesen Film zumindest interpretieren. Ein bisschen wie bei Bernhard. Aber das ist Österreich wohl immer.

«Der Metzger und der Tote im Haifischbecken» kann an seinen komödiantischen Stellen jedoch deutlich besser gefallen, als wenn er sich am Ernsten, Schweren versucht. Das mag mitunter daran liegen, dass der weitschweifige Konflikt um die Familie Friedmann trotz seiner Überkompliziertheit ziemlich konstruiert wirkt und sich recht vorhersehbar entwickelt. Zum anderen, weil zumindest deutsche Zuschauer Robert Palfrader am besten als österreichischen Kaiser kennen und ihn auch als «Metzger» lieber im komödiantischeren Segment sehen möchten, in dem er auch hier aufzublühen scheint. Österreichische Exzentriker spielt er wie kaum ein Zweiter – da lacht man auch einmal mehr mit, als es das Drehbuch eigentlich hergäbe.

Das Erste zeigt «Der Metzger und der Tote im Haifischbecken» am Donnerstag, den 12. Februar um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/76254
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