Sonntagsfragen

RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann: „Ein starker Absender ist schwerer zu kopieren“

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Frank Hoffmann verrät bei uns, warum «DSDS» trotz neuer Castingshow «Rising Star» weiterhin eine Zukunft hat und warum sein Arbeitstag auch an Quoten-schwachen Tagen meistens doch noch gut endet…

Wenn ich morgens auf die Quoten schaue, bin ich nicht immer zufrieden. Wenn ich abends den Sender verlasse, bin ich meistens sehr zufrieden. Denn jeden Tag habe ich das Gefühl, dass wir interessante Themen vorangebracht haben
RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann zur vergangenen RTL-Season
Frank Hoffmann, «Rising Star» steht in den Startlöchern mit zugehöriger App, die anders als zuletzt bei den öffentlich-rechtlichen Kollegen bei RTL funktioniert…?
(lacht) Ja! Auch wenn es sicher eine technische Herausforderung bleibt. Aber da wir schon seit Längerem daran arbeiten, gehe ich fest davon aus, dass sie funktioniert. Und wenn nicht, haben wir eine Havarie-Lösung, die analog, ehrlich und nachvollziehbar ist.

Inwieweit unterscheidet sich das Format gegenüber «DSDS»?

«DSDS» wird anders erzählt. Casting und Recall sind nicht live. Geschnittene Sendungen folgen einem anderen Storytelling. «Rising Star» dagegen ist komplett live. Das gab es noch nicht im deutschen Fernsehen. Insofern ist die Trennung klar. Die hervorragend besetzte «Rising Star»-Jury wird außerdem andere Akzente setzen und die Kandidaten werden nach anderen Kriterien ausgesucht.

«DSDS» hat bei RTL aber weiterhin eine Zukunft?

Ja, ich bin guter Dinge, dass uns «DSDS» noch lange begleiten wird. Wenn man in der Casting-Phase bis zu 25 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe 14-59 erreicht, möchte man natürlich gern auf diesem hohen Niveau bleiben. Aber selbst, wenn wir mit der Show-Phase nicht mehr ganz zufrieden waren, ist es mit neuen Shows alles andere als selbstverständlich, solch hohe Werte zu erreichen. Unser Fazit ist klar: Mehr Castings, weniger Live-Shows.

Große Veränderungen sind in der RTL-Daytime geplant. Worauf achten Sie da bei der Formatauswahl?

Wir arbeiten an Formaten, mit denen wir vom erfolgreichen «Punkt 12» über den Nachmittag hinweg Brücken bauen für die Zuschauer bis hin zu «Unter uns». Das ist ganz wichtig für den Start in die Access-Prime-Time. Deshalb folgt auf «Punkt 12» jetzt mit «Bei Anruf Liebe» die erste Live-Unterhaltungssendung im Nachmittagsprogramm. Und als Lead in für «Unter uns» haben wir uns für «Berlin Models» entschieden, da das eine ähnliche Zielgruppe anspricht. Die Genres müssen zusammen passen. So können wir die jeweils folgenden Formate anschieben und die Zuschauer länger an uns binden. Das ist eine Herkules-Aufgabe, da wir am Nachmittag insgesamt über rund 600 Programmstunden im Jahr reden.

Kommt mit «Bei Anruf Liebe» in der Daytime eine Art „modernes «Herzblatt»“ zurück? Die berühmte Wand, hinter der sich das «Herzblatt» versteckt, gibt zumindest ein Comeback…
Die Parallelen zu «Herzblatt» drängen sich auf den ersten Blick auf. Doch wir haben die Sendung in der Türkei entdeckt und nicht irgendwo in einem deutschen Archiv (lacht). Überzeugt hat uns die Idee mit dem Ensemble-Cast. Bei den türkischen Kollegen sind höchst charmante Geschichten entstanden, da man direkt anrufen und am nächsten Tag live in die Sendung kommen kann, um jemanden kennenzulernen. Damit ist das Format natürlich viel mehr im Hier und Jetzt verankert als das bei «Herzblatt» der Fall war. Zudem trägt es die Handschrift von Angela Finger-Erben, die ihre Sache bei den Proben hervorragend gemacht hat. Gerade am Nachmittag wurden wir in der Vergangenheit, wann immer wir erfolgreich waren, immer wieder kopiert. Je stärker der Moderator beziehungsweise der Absender, desto schwieriger ist es, eine solche Programmidee zu kopieren.

Zuletzt gab es verstärkt RTL-Sondersendungen im News-Bereich. Welche Rolle spielt die Information für Sie im Programm?

Der gute Journalismus hatte bei RTL immer schon ein Zuhause, allen voran verkörpert von Peter Kloeppel. Das ist nicht neu. Wir haben auch in der Vergangenheit für Sondersendungen das Programm unterbrochen, wenn es entsprechende Anlässe gab. Ich kenne Peter Kloeppel und Michael Wulf (Geschäftsführender Chefredakteur RTL und Geschäftsführer infoNetwork, Anm. der Red.) schon sehr lange. Als Reporter habe ich früher selbst Beiträge gemacht, die Michael Wulf abgenommen hat. Ich erinnere mich an Sondersendungen wie beispielsweise zum Concorde-Absturz - die innerhalb von wenigen Stunden entstanden. Wir drei verstehen uns blind. Unabhängig davon bleibt es bei RTL unser Ziel, mehr Themen mit Mehrwert und Relevanz zu platzieren. Das ist eine Programmfarbe, die wir gerne weiter ausbauen.

Hand aufs Herz: Wie zufrieden sind Sie mit der letzten RTL-Season?

Wenn ich morgens auf die Quoten schaue, bin ich nicht immer zufrieden. Wenn ich abends den Sender verlasse, bin ich meistens sehr zufrieden. Denn jeden Tag habe ich das Gefühl, dass wir interessante Themen voran gebracht haben. Ich hoffe, dass wir dafür bald belohnt werden. Insofern bin ich mit der vergangenen Season zufrieden. Aber ganz klar: Quotenmäßig wollen wir uns verbessern.

Zum Abschluss: Welche Ziele haben Sie für das neue TV-Jahr?

Wir möchten zulegen, aber es ist schwer, das genauer zu kalkulieren. Ich glaube, wir haben die richtigen Voraussetzungen, um gute Marktanteile zu generieren. Dazu haben wir die Basis gesetzt, sowohl qualitativ als auch quantitativ.

Vielen Dank für das Gespräch, Frank Hoffmann.


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