Hingeschaut

Neue Lenßen-Show: Nacharbeiten, bitte!

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Seit Mittwoch gibt Sat.1 Gold mit einer seiner aufwändigsten Eigenproduktionen dem Anwalt Ingo Lenßen wieder eine Heimat.

Produktionen der Fernsehmacher

  • «Markus Lanz»
  • «Topfgeldjäger»
  • «Küchenschlacht»
  • «Deutschlands größte Grillshow»
  • «Stadt, Land, Promi...Spezial»
  • «Lafer!Lichter!Lecker!»
  • «Ingo Lenßen - Ihr Urteil, bitte!»
Zum ersten Geburtstag gönnt sich der Sender Sat.1 Gold eine seiner bisher aufwändigsten Eigenproduktionen – und verhilft Ingo Lenßen, bestens bekannt aus der Ermittler-Fake-Sendung in Sat.1, zu seinem TV-Comeback. Dass ein kleiner, junger Free-TV-Sender wie eben Sat.1 Gold überhaupt einen solchen Aufwand fährt wie jetzt bei «Ingo Lenßen: Ihr Urteil bitte» ist durchaus aller Ehren wert. „Wir sprechen mit Opfern und Anwälten über die Taten und die Besonderheiten des Gerichtsverfahrens. Spannender können Recht und Justiz kaum sein. Und jeder kann sehen, wie er entschieden hätte und ob er damit richtig lag. Vielleicht überzeugen ihn aber auch die Gespräche im Studio vom Gegenteil“, versprach Ingo Lenßen vor dem Sendestart in einem PR-Interview mit der ProSiebenSat.1 Media AG.

Dass er Quotenmeter.de allerdings nicht für ein Interview zur Verfügung stand, dürfte Gründe haben. Denn auch wenn vieles an der Sendung gut gemeint ist, gibt es zahlreiche Punkte, an denen man ansetzen müsste. Das Format ist eine Produktion der Firma Fernsehmacher, einst bekannt geworden durch Johannes B. Kerner und jetzt Hersteller von zahlreichen ZDF-Formaten – allen voran dem abendlichen «Markus Lanz»-Talk, aber auch Nachmittagsshows wie «Topfgeldjäger». Das dort bewährte Konzept, die Protagonisten direkt vor das Publikum zu filmen und die Studio-Besucher somit immer im Bild zu haben, wurde auch für Sat.1 Gold-Show übernommen.

Genau hier fängt es aber schon an. Regelmäßig hat Ingo Lenßen, der recht austauschbar agiert (manchmal meint man, man befindet sich in Kerners alter Sat.1-Show) den Auftrag, dem Publikum kurze Meinungen zu bestimmten Rechtsfällen abzufragen. Uninteressant sind diese ja nicht: Darf man denn als Arbeitnehmer eineinhalb Stunden am Tag am Arbeitsplatz Pornos gucken, ohne gefeuert zu werden? Dürfen Eltern ihrem Kind den Beinamen „Extra“ geben? Oder darf man seinem Kind gar zwölf Namen geben?

So interessant die eigentlichen Urteile auch sind, so unangenehm ist es in der Sendung umgesetzt. Da gerät Lenßen bei der Frage rund um den Arbeitsplatz zunächst direkt an zwei Schüler, ehe er bemerkt, vielleicht älteren Studiobesuchern das Mikro unter die Nase zu halten, damit diese zwei Sätze hineinsprechen können – allerdings ohne dass es jemandem im Studio wirklich interessiert. Denn danach geht es einfach weiter im Programm.

Und so folgt Studio-Abstimmung auf Studio-Abstimmung, Fall auf Fall – aufgelockert lediglich durch einzelne Einspielfilme – für die allerdings darf man durchaus Lob übrig haben. Insgesamt vermittelt das neue Format aber einen ziemlich hektischen, mitunter unaufgeräumten Eindruck – und es fehlt ein Protagonist, der dem Format eindeutig seinen Stempel aufdrückt. Lenßen – mit einem Markenzeichen, dem geschwungenen Schnurrbart, reicht da nicht aus. Ob es für ihn noch mal etwas wird mit der ganz großen Karriere, bleibt also fraglich.

Sein letztes Projekt – damals noch für Sat.1 – ging ordentlich in die Hose. Als der Sender entschied seine Vorabend-Ermittler-Scripted Reality von München in den Pott zu verlegen, sahen am Schluss teilweise nicht einmal mehr sechs Prozent der Umworbenen zu. Der jahrelange Vorabendstar, der auch regelmäßig in «Richter Alexander Hold» mitmachte, hatte sich die Finger demnach ordentlich verbrannt. In Holds neuem Nachmittagsformat «Im Namen der Gerechtigkeit», in dem einige Figuren aus seiner früheren Court-Show auftauchen, war Ingo Lenßen bislang nicht zu sehen und er soll darin auch nicht mehr vorkommen. Vielleicht will Lenßen weg vom Image der Nachmittagsprogramme, vielleicht will er sich auf die Fußstapfen von Christopher Posch begeben, dem Primetime-Mann von RTL, der seine TV-Karriere beim «Jugendgericht» begann. «Ingo Lenßen: Ihr Urteil bitte» ist da sicherlich ein erster Schritt. Fernsehmacher, nochmal an ein paar Schrauben drehen, bitte. Dann könnte das sogar was werden.

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