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«Tatort»-Regisseur sorgt sich vor übertriebenem Aktionismus

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„Allmächtig“ von Oscar-Gewinner Jochen Alexander Freydank ist ein klassischer Krimi geworden. Gut so, sagt der Regisseur mit Blick auf neue, junge und vielleicht modernere Ermittler-Teams.

Der Oscargewinner

Sicher der größte Erfolge für den TV-Regisseur, für ihn aber nur ein Teil seiner Karriere: 2009 erhielt er einen Oscar in der Kategorie "Bester Kurzfilm" für seine Produktion «Spielzeugland». Im Serienbereich arbeitete an den ARD-Sendungen «In aller Freundschaft» und «Endlich Samstag!». Freydank ist Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die die Oscars verleiht.
In inzwischen 65 Folgen ermittelten Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl als «Tatort»-Kommissare – kein bestehendes Team kommt auf mehr. Seit 1991 sind die beiden die Protagonisten des Münchner «Tatorts» - und Kritiker sagen, dass man ihnen genau das auch ansieht. In den Rezensionen kamen die Münchner Folgen zuletzt regelmäßig schlechter weg als neue Ermittler-Teams wie beispielsweise das aus Dortmund. Der Regisseur der am Sonntag laufenden Folge, Oscar-Gewinner Jochen Alexander Freydank, bricht dennoch eine Lanze für die Kommissare Batic und Leitmayr. „Ich finde, das sind zwei Kommissare, die den Film zusammenhalten“, sagte er exklusiv gegenüber Quotenmeter.de. „Sie wissen genau, was sie machen.“ Ihm hätte es Spaß gemacht mit der Folge „Allmächtig“ einen klassischen Ermittlungskrimi und eben mal keine Krimiparodie herzustellen.

Und trotzdem: Auch beim BR arbeitet man an neuen «Tatort»-Teams, 2014 spielt erstmals ein Fall der Sonntagabendreihe in Franken, der rbb hat kürzlich erst die Verträge mit dem ebenfalls eingespielten Team um Dominic Raacke nicht verlängert. Auch hier soll der Krimi verjüngt und modernisiert werden. „Ich glaube, dass die beiden weiterhin Zukunft haben“, sagte er. „Sie sind einfach immer noch up-to-date.“

Ohnehin hält der 46-jährige Fernsehmacher, geboren in Berlin, nicht allzu viel vom derzeit herrschenden Aktionismus beim «Tatort». „Der «Tatort» läuft irrsinnig gut. Deshalb finde ich, dass man da vorsichtig verändern sollte, ohne dass das jetzt eine Aufforderung ist, hinter den Kulissen gänzlich einzuschlafen.“ Er aber habe die Sorge, dass die Reihe Schaden nehmen könnte, wenn noch mehr durcheinander gewirbelt wird.

„Allmächtig“ findet er einen „wohltuenden“ Fall, der mit den Opfern würdevoll umgeht und eine ganz eigene Hochsommer-Atmosphäre schafft. Dass er nach seinem «Tatort»-Debüt 2011 in Saarbrücken (damals noch mit den Ermittlern Maximilian Brückner und Gregor Weber) nun in München aufschlägt, ist wohl kein Zufall. „Ich muss sagen, ich mag den Münchner «Tatort» sehr“, antwortete der Regisseur auf die Frage nach seinen Lieblings-Ermittlern der Reihe. „Auch wenn sie graue Haare haben, sie ergänzen sich einfach sehr gut.“

Und Freydank kann das ganz gut beurteilen, bringt er doch sein ganz aktuelles Projekt auch einen Hauch der ARD-Krimireihe mit rein. In seinem „Herzensprojekt“, wie er es nennt, «Kafkas Der Bau», das zur Zeit entsteht, haben Axel Prahl («Tatort Münster») und Devid Striesow (jetzt Ermittler in Saarbrücken) Rollen ergattert. „Es ist wirklich Zufall, dass da zwei «Tatort»-Kommissare dabei sind“, so der Regisseur, lobt aber jetzt schon die Leistung von Axel Prahl. „Er zeigt da eine ganz andere Seite von sich.“ Das Kinoprojekt «Der Bau» wollte der Regisseur schon seit etlichen Jahren produzieren – um den Film zu realisieren, musste er nun in die eigene Tasche greifen. Für sein Herzensprojekt aber tut er das gerne. „Eine Endzeit-Kafka-Geschichte“, schwärmt er. Zunächst einmal aber steht der «Tatort» aus München an. Ob sein „Allmächtig“ die Reichweite der letzten München-Ausstrahlung anknüpfen wird können – damals sahen 9,26 Millionen den von Dominic Graf umgesetzten Film – wird sich am Montagmorgen zeigen.

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