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Ergebnisorientiert: Mr. «Abschlussklasse» macht Polittalk

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Ungewöhnlicher Weg: Frank Meierhofer, gespielt von David Reinisch, macht jetzt einen Polttalk im BR. Wie der Soap-Darsteller von der Nachmittags-Show zum investigativen Journalisten wurde…

Wer erinnert sich noch an die ProSieben-Nachmittagsserie «Freunde – Das Leben geht weiter», in der unter anderem David Reinisch, der die Figur des Frank Meierhofer verkörperte, mitspielte? Hervorgegangen ist das Format aus der «Abschlussklasse» und lief mit anfangs großem Erfolg bis 2006 bei ProSieben, später auch noch bei VIVA. Dass gerade Reinisch jetzt im Bayerischen Rundfunk einen neuen Polittalk startet, mutet etwas kurios an, hat aber seine Gründe. Schon während der Dreharbeiten an der ProSieben-Sendung ging der heute 32-Jährige regelmäßig zur Uni. „Das war ein harter Kampf mit der Produktionsfirma, diese Sperrzeiten durchzusetzen“, erinnert er sich. Vormittags wurde also gepaukt, nachmittags als eine Art Nebenjob gedreht. „Insgesamt habe ich das dreieinhalb Jahre gemacht“, so Reinisch heute. „Es war für uns alle eine sehr intensive Zeit – nicht nur auf das Format bezogen“, meint er.

Reinisch hat sein Engagement bei «Freunde – Das Leben geht weiter» vor allem seinem fußballerischen Talent zu verdanken – als Jugendlicher kickte er sogar für den FC Bayern München. „Gesucht wurde damals jemand, der gut Fußball spielt und halbwegs drei Sätze geradeaus sprechen kann“, lacht er heute. Anfangs war das Projekt nur auf drei Monate angelegt, wegen des enormen Quotenerfolgs wurde dann eine ganze Serie draus. „Der Erfolg macht mit einem dann schon auch intensive Sachen“, weiß er. „Von null auf einen gewissen Bekanntheitsgrad zu kommen, ist nicht immer einfach“. Ihm habe das unterm Strich gut getan, weil er dadurch viel über sich selbst gelernt habe. Das sei bei einigen seiner Kollegen nicht der Fall gewesen.

Heute betrachtet er Formate wie «Abschlussklasse» oder das daraus hervorgegangene «Freunde» auf jeden Fall als Vorreiter für jetzige Quotenhits wie «Berlin – Tag & Nacht»: „Auf jeden Fall. It’s same, but different. Sicher ist die qualitative Sprachakrobatik bei den RTL II-Sendungen heute niedriger – allerdings war unser damaliges Format auch nicht von einer Mega-Qualität“, erzählt er augenzwinkernd.

Als die Produktion dann nach dreieinhalb Jahren endete, war Reinisch nicht unbedingt traurig. „Das ist zum richtigen Zeitpunkt passiert. Wir hatten uns irgendwie totgelaufen. Umso länger ein solches Format läuft, umso schwerer wird dann auch der Weg zurück ins normale Leben“, sagt er. Nach dem Ende der Dreharbeiten beendete der heute 32-Jährige auch sein VWL-Studium und fand Spaß am wissenschaftlicher arbeiten. Es folgte dann eine Promotionsstelle an der Bundeswehr-Uni, wo er als wissenschaftlicher Mitarbeiter letztlich promovierte und heute Doktor der Politik ist.

Dass er jetzt wieder den Sprung ins Fernsehen wagt, sei “nicht ganz rational“, grinst der Doktor. Klassisch wäre man in seinem Studiengang Unternehmensberater gegangen oder in die Wirtschaft, wo man sicherlich gutes und sicheres Geld verdienen kann. Reinisch aber fragte sich, wie er sich eigentlich ein modernes politisches TV-Format vorstellt. „So habe ich dann ein TV-Konzept geschrieben, obwohl ich am Anfang nicht einmal wusste, wie das geht.“ Eingereicht habe er dies bei verschiedenen Sendern, u.a. beim Bayerischen Rundfunk und letzterer griff zu. „Eine gewisse Dreistigkeit ist manchmal nicht verkehrt“. Reinisch produziert für den Sender derzeit also einen Polittalk, der erstmals am 25. November, einem Montagabend um 22.30 Uhr, im BR laufen soll.

Und wie sieht sein Konzept aus? Er will mit einem Politiker ein Thema besprechen – und dazu mit dem Interviewpartner auf ein Bier in eine Kneipe im Münchner Stadtteil Schwabing gehen. „Mir ist aufgefallen, dass viele Moderatoren von Polittalks in Deutschland eher fachfremd sind. Sie sind gute Moderatoren, sprechen mit den Politikern aber eben nicht so ergebnisorientiert, wie ich mir das wünschen würde. Hier setzt mein Konzept an“, erklärt er. Vor der Sendung wird Reinisch gemeinsam mit seiner kleinen Redaktion zu dem geplanten Thema eine feste Haltung aufbauen und diese dann in das Gespräch auch einfließen lassen.

Hinzu kommen zwei Einspieler, die Auflockerung und Innovation zugleich sein sollen. In einem wird die Telenovela-Landschaft persifliert, in dem man diese mit politischen Themen verknüpft. Der andere Einspieler widme sich dem Thema auf philosophische Weise. „Beide werden sehr amüsant sein“, kündigt Reinisch an. Ist die neue Sendung ein Zuschauererfolg, sollen weitere folgen. „Ich glaube, dass das funktioniert“, sagt Reinisch und verspricht, dass sein Format sehr authentisch werde. Dafür soll auch Andy Ammer sorgen. Der Deutsche-Fernseh-Preis-Träger wird beim Piloten Regie führen.

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