Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Kindergeburtstag im Schnee

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 246: Eines der ersten Promi-Trash-Events und das alberne Gnadenbrot einer Gameshow-Legende.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer unterkühlten Spielshow.

«Stars gegen Stars» wurde am 01. März 1997 bei RTL geboren und entstand zu einer Zeit, als sich der Sender dazu entschied, seinen kultigen Dauerbrenner «Der Preis ist heiß» nach rund acht Jahren einzustellen. Zu alt war mittlerweile das Publikum und zu groß die Konkurrenz der Daily Talks geworden. Um Harry Wijnvoord, das legendäre Gesicht des Formats, jedoch nicht vollends abzuschießen, sollte er von seinem langjährigen Arbeitgeber ein letztes Gnadenbrot in Form einer großen Event-Reihe erhalten. Zusammen mit der sendereigenen Sportmoderatorin Ulrike von der Groeben führte er durch einen Open-Air-Wettkampf, der vom SPIEGEL als „moderne Ausgabe von «Spiel ohne Grenzen»“ beschrieben wurde.

Darin kämpften Prominente in Teams für einen guten Zweck in aufwendigen Actionspielen gegeneinander. Das Spektakel fand dabei nicht in einem Studiokomplex, sondern auf dem Olympiagelände des österreichischen Städtchen Seefeld in Tirol statt, denn dahinter verbarg sich zugleich eine Kooperation mit dem dortigen Fremdenverkehrsamt, um die Wintersport-Region in Deutschland bekannter machen zu können. Passend zur verschneiten Kulisse drehten sich die Spiele stets um die Themen Eis und Schnee. Die Kontrahenten mussten sich daher im Schlittschuhlaufen probieren, Eisskulpturen bauen, mit einem Schlauchboot eine Skipiste herunterbrausen, durch einen Bobkanal paddeln oder in einem Pinguin-Kostüm über Eis watscheln. Allein anhand der Aktionen lässt sich erahnen, dass die Beteiligten versuchten das Treiben nicht allzu ernst zu nehmen und stattdessen Gute Laune und Spaß in den Vordergrund rücken wollten.

Die Wohlfühlatmosphäre vom Reißbrett wirkte meist jedoch eher bemüht und zuweilen albern. Entsprechend verhalten fiel auch das Presseecho nach der Premierenausgabe aus. Die Berliner Zeitung urteilte über die „öde Schneeshow“ beispielsweise: „Binnen kürzester Zeit fror jede Stimmung vor dem Fernseher ein.“ Bemängelt wurde nicht nur die fehlende Prominenz der teilnehmenden Stars, die größtenteils aus dem RTL-Programm stammten, sondern auch Wijnvoords Präsentationsstil. So bezeichnete der SPIEGEL ihn zum Start der Sendung als „Entertainer mit dem Esprit von Kaffeefahrten“. Eine ähnliche Auffassung schienen auch die meisten Fernsehzuschauer geteilt zu haben, denn der zweistündige Kindergeburtstag erreichte mit der Auftaktepisode am Samstagabend zur besten Sendezeit nur 3,45 Millionen Zuschauer. Als in der darauffolgenden Woche mit 3,52 Millionen Zusehern ein nahezu identischer Wert erzielt wurde, war schnell klar, dass das Event keine Fortsetzung finden würde.

«Stars gegen Stars» wurde am 08. März 1997 beerdigt und erreichte ein Alter von zwei Folgen. Die Show hinterließ den Moderator Harry Wijnvoord, der mit der Kochsendung «Der Reis ist heiß» kurzfristig beim Spartensender tm3 ein Zuhause fand, bevor er ab 2001 hauptsächlich für den Teleshopping-Kanal RTL Shop tätig war. Im Jahr 2004 nahm er außerdem als Kandidat des Dschungelcamps von «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!» teil. Zuletzt trat er hauptsächlich auf kleineren Messen und im Lokalfernsehen auf. Seine damalige Kollegin Ulrike von der Groeben konzentrierte sich dann wieder auf ihre Funktion als Sportjournalistin. Für die RTL-Programme «Der große Deutsch-Test» und «Der große IQ-Test» kehrte sie an der Seite von Hape Kerkeling und Günther Jauch noch einmal kurzzeitig als Co-Moderatorin von Unterhaltungsproduktionen zurück.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der erfolglosen Sommer-Sonne-Urlaubsshow von Sat.1.

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