Die Kritiker

«Bruno, der Bär ohne Pass»

von

Braunbär Bruno sorgte 2006 für Medienrummel. Hannes Jaenicke geht dem Problembären auf die Spur.

Hinter den Kulissen

  • Regie: Herbert Ostwald
  • Kamera: Erik Sick
  • Produktion: Längengrad Filmproduktion GmbH
Jährlich kommen Tausende von Vögeln über die deutschen Grenzen geflogen, und niemand gerät deswegen in Unruhe. Wenn sich aber ein Bär als Grenzgänger versucht, dann ist Aufruhr garantiert. Diese Erfahrung musste im Jahr 2006 der pelzige Pionier Bruno machen, der aus seinen heimatlichen Wildergebieten nach Deutschland wanderte, zunächst im Sommerloch die Medien amüsierte, dann allerdings von Förstern, Bauern und Politikern zum Problembären ernannt wurde und schlussendlich mit seinem Leben zahlte.

Sieben Jahre, nachdem Braunbär Bruno seinen Streifzug durch die deutsche Forst- und Medienlandschaft abhielt, macht sich in «Bruno, der Bär ohne Pss» der Schauspieler und Tierschützer Hannes Jaenicke auf Spurensuche. Die rund 45-minütige WDR-Reportage führt Jaenicke von den bayerischen Alpen über Italien bis nach Slowenien, der ursprünglichen Heimat Brunos. In Gesprächen mit Jägern, Wildhütern, Bärenmanagern und Tierparkleitern versucht der Schauspieler die Vorgeschichte des Medientiers 2006 aufzuschlüsseln und dem Rätsel nachzugehen, weshalb sich der Braunbär wider aller Erwartungen der Behörden verhielt. Ohne diese Narrative zu sehr zu überzustrapazieren, zäumen Jaenicke und die Macher dieser Doku die Suche nach Brunos Vergangenheit gewissermaßen als kleinen Naturkrimi oder einen historischen Diskurs aus, nicht ganz unähnlich dessen, was die ZDF-Dokureihe «Terra X» leistet, wenn sie der Wahrheit hinter einer geschichtlichen Lichtgestalt nachgeht.

Vor allem aber ist die Naturreportage, trotz ihrer in die Vergangenheit gerichteten Erzählung, ein relevanter Blick in die Zukunft des deutschen Ökosystems. Denn auch wenn Bruno seinerzeit eine Ausnahme darstellte, so deuten alle Zeichen darauf hin, dass sich Braunbären wieder vermehrt ins hiesige Territorium wagen. Bruno dient in dieser Reportage als Exempel sowie als Anlass für Jaenicke, mit ehrlich-wissbegierigen Fragen aus seinen Gesprächspartnern vom Fach interessante Fakten über die Entwicklung des Bärenbestands in Europa zu locken. In Norditalien etwa hat sich in den vergangenen Jahren die Anzahl an Braunbären radikal vergrößert, weshalb es bald wieder zu Bäreneinwanderungen kommen kann. Jaenicke stellt in dieser Reportage deswegen neugierig, aber auch kritisch, die Frage, ob Deutschland jetzt besser damit umgehen könnte als noch 2006.

Innerhalb der zirka 45 Minuten Laufzeit verhelfen die Filmemacher dem interessierten Zuschauer zu einem ausdifferenzierten Bild über Braunbären, und Jaenicke drängt sich der Schauspieler nicht in den Vordergrund, sondern stellt sich ganz in den Dienst des Themas.

Das Erste zeigt «Bruno, der Bär ohne Pass» am Montag, den 29. April, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/63455
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