Die Kritiker

«Die letzte Fahrt»

von

Das Familiendrama überzeugt mit seiner ruhigen Hauptgeschichte, enttäuscht jedoch mit den Nebenplots.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Regie: Christoph Schrewe
  • Drehbuch: Ilja Haller
  • Kamera: Klemens Becker
  • Schnitt: Oliver Retzer
Als die Mutter der Reisemagazinherausgeberin Claudia überraschend verstirbt, überkommt die junge Frau ein Reuegefühl – schließlich hat sie viel zu wenig Zeit mit ihrer Mutter verbracht. Um ihr wenigstens nach ihrem Ableben die letzte Ehre zu erteilen, begleitet Claudia ihren erschütterten Vater auf seiner illegalen Mission, an Bord eines Rheinschiffs die Asche seiner geliebten Frau im Fluss zu verstreuen. Ganz kann sich Claudia aber nicht auf diese Aufgabe konzentrieren, denn ausgerechnet jetzt bringt sie in Erfahrung, dass sich ihr Mann Michael vermehrt mit einer jüngeren Kollegin trifft. Läuft da etwa was?

Zu allem Überfluss macht sich während all dem erkenntlich, dass sich Michael und Claudia zu wenig um ihren gemeinsamen Sohn kümmerten, der bereits zwei Mal in der Schule sitzen blieb und nun ernsthaft darüber nachdenkt, die Schule zu schmeißen ...

Darsteller


Julia Jäger («Das Konto») als Claudia Zimmermann
Thomas Sarbacher («Bella Block») als Michael Zimmermann
Heinz Baumann («SOKO 5113») als Rainer Wenserit
Sammy Scheuritzel («Teufelskicker») als Jonas Zimmermann
Sönke Möhring («Alles Klara») als Jan
Stella Kunkat («Dschungelkind») als Lucy

Kritik


«Die letzte Fahrt» zerfällt in zwei Teile – zwar nicht dramaturgisch, aber stilistisch. Die ruhig und in treffenden Alltagsdialogen erzählte Geschichte eines Vater-Tochter-Gespanns, dass der kürzlich verstorbenen Frau und Mutter einen letzten Tribut zollen möchte und an Bord eines Rheinschiffs die Asche der Toten verstreut und nebenher die eingerostete Beziehung zueinander aufzubessern, hebt sich positiv von der üblichen Degeto-Ware ab. Julia Jäger und Heinz Baumann entwickeln ein glaubwürdiges Zusammenspiel, über das sie nicht nur ihre Figuren mehrdimensional abrunden, sondern auch weiterhin genügend Leerstellen lassen, um dem Zuschauer eine Identifikation mit diesem Vater-Tochter-Gespann zu ermöglichen. Drehbuchautor Ilja Haller umschifft sicher die auf diesem Sendeplatz im Ersten sonst stets garantierten Klischeemomente, indem er die letzte Reise zu Ehren von Claudias Mutter bodenständig hält und sich überreizter Symbolik ebenso verweigert wie Dialogen, in denen den Zuschauern die Gefühle der Figuren auf die Nase gebunden werden.

Leider entging «Die letzte Fahrt» nicht völlig den üblichen Makeln der Degeto-Familiendramen. Denn statt es bei diesem überzeugenden Kernplot zu belassen, fügt der Film noch zahlreiche weitere Familienprobleme hinzu. Wieder einmal geht es um alles: Eheglück, die schulische Zukunft des Kindes, Erfolg im Beruf und die Beliebtheit der Eltern beim gemeinsamen Spross. Diese Nebenhandlungen halten den eigentlichen Schwerpunkt des Films gewaltsam zurück, zumal sie den Degeto-Kitsch einführen, den «Die letzte Fahrt» anderweitig vermeidet. Statt eine Fallhöhe zu erlauben, indem sich die Protagonisten mit der Lösung eines Problems mit der Aufschlüsselung einer anderen misslichen Lage entfernen, heißt es hier erneut: „Löst du ein Problem, löst du sie alle!“ Eine bemühte, erzählerisch unplausibel vermittelte, Heile-Welt-Standardbotschaft, die sich mit dem ruhigen Realismus der Kerngeschichte beißt. Schade, denn ohne den unnötigen Ballast wäre dieses Familiendrama ein schlagendes Argument gegen die stete These, Degto-Filme seien allesamt seicht und würden einander wie ein Ei dem anderen ähneln.

Das Erste zeigt «Die letzte Fahrt» am 19. April um 20.15 Uhr

Kurz-URL: qmde.de/63269
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