Hingeschaut

Und jetzt live zum Gockel

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Am Montag hat Servus TV sein Morgen-Magazin «Servus am Morgen» gestartet. Manuel Weis ist mit dem neuen Format aufgestanden. Über das Moderatoren-Paar und wer nun am lautesten Krähen kann…

Die Sendung soll locker werden – nicht bunt, nicht schrill, wie man es aus dem Privatfernsehen kennt, sondern erwachsen. Wir Moderatoren nehmen uns einen sehr persönlichen, aber nicht aufdringlichen, Ton vor.
Thomas Ohrner über «Servus am Morgen»
Die Ankündigung des kleinen Privatsenders Servus TV ein eigenes Frühstücksfernsehen zu starten, hat Anfang dieses Jahres durchaus für Aufmerksamkeit in der kompletten Branche geführt. Zumindest in Deutschland ist die Fernsehlandschaft nicht gerade mit zu wenigen Frühstücksprogrammen gesegnet. Die Nachrichtensender haben morgens Primetime, Sat.1 holt die besten Quoten des ganzen Tages am Morgen und das ARD-«Morgenmagazin» ist eines der besten Formate seiner Art – womöglich sogar weltweit. Jetzt also mischt also auch ServusTV mit. Grundsätzlich ist das alles äußerst begrüßenswert.

ServusTV ist ein Sender, der Trash genauso ablehnt wie viele Fernsehzuschauer. Doku-Soaps oder Scripted Reality haben in dessen Zentrale grundsätzlich Hausverbot. Stattdessen macht der Kanal, wissend, dass noch nicht so viele zuschauen, Sondersendungen zur US-Wahl und unterbricht sogar seine «Servus Hockey Night» wenn in Rom weißer Rauch aufsteigt und ein neuer Papst am Petersdom begrüßt wird.

Dass nun die Schiene an Eigenproduktionen auf die Sendezeit zwischen sechs und neun ausgeweitet wird, ist also nur konsequent. ServusTV bleibt sich und seinem Konzept auch mit dem neuen «Servus am Morgen» treu – die Optik des Formats reiht sich ein in den durchaus gelungenen Auftritt des zu einem Getränkehersteller gehörenden Senders. Positiv überrascht kann man von dem Moderationspaar sein. Weniger vielleicht noch von Thomas Ohrner, der über jahrelange Erfahrung im Bereich Morning-Show verfügt, umso mehr aber von Barbara Fleißner, die bis dato noch nicht die ganz große Bekanntheit erreicht hat.

Mit Charme, einer für eine Premiere beeindruckenden Entspanntheit und Freude führte sie durch die drei Stunden des Morgen-Programms. Das Programm an sich warf aber doch einige Fragen auf. Wen will der Sender damit eigentlich ansprechen? Thomas Ohrner formulierte es im Quotenmeter.de noch so, dass die Sendung für alle gemacht werden, die sich für den Servus-Raum interessieren. Der Servus-Raum ist in etwa vergleichbar mit dem Weißwurstäquator. Wo die Zielgruppe wohnt, wird vor allem an der Wetterkarte ersichtlich: Oberhalb von Stuttgart gibt’s in Bezug auf Deutschland nichts mehr – dafür aber komplett Österreich.

Da der ORF sich seit Jahren gegen ein eigenes Morgen-Magazin sträubt, ist das auch eine verständliche Entscheidung. Mehr Österreich, vielleicht ein bisschen weniger Deutschland. So könnte man die erste Sendung zusammenfassen. Das bringt den kleinen Sender in der Bundesrepublik aber wohl auch wenig weiter. Jeder, der oberhalb der Weißwurstregion wohnt, braucht das Format eigentlich nicht einschalten, zumal auch die Themenlage nicht allzu berauschend ist.

Die Magazin-Themen der ersten Sendung hätten nicht vorhersehbarer sein werden. Ein Beitrag über einen Obst- und Gemüsegroßhändler (bei dem Hochbetrieb in den ganz frühen Morgenstunden ist, weshalb für ein Frühstücksfernsehen relevant) und ein Wettbewerb, ob deutsche oder österreichische Hähne öfter krähen. Wirklich skurril wurde die Sendung dann, als beide Moderatoren live zu einer Reporterin ins Irgendwo schalten mussten. Der Sinn der Schalte war bis zum Schluss nicht klar, irgendwo abseits der Kamera sollte aber angeblich ein Hahn sein, der eben besonders oft Laut von sich gibt.

Inhaltlich hauptsächlich positiv waren die erstaunlich langen Nachrichten. Teilweise mehr als fünf Minuten Informationen um Voll und um Halb – dazu nochmal rund eine Minute um :15 und :45 – neben der Hannover Messe, die eröffnet wird, ging es in den Nachrichten auch um den FC Bayern, die Aufweichung des Bankgeheimnisses und der Versicherungsbetrug beim Brand des Schiffes Scandinavian Star.

«Servus am Morgen» wird sich ohne Frage noch finden müssen – die Premiere war eine durchaus gelungene. Wer die Sendung aber nicht sieht, verpasst auch nichts. Das aber vermutlich lässt sich über alle in Deutschland gesendeten Morgen-Formate in ähnlicher Weise sagen. Nur, dass die Macher große Teile der Bundesrepublik aussperren, also auch Regionen wie Berlin, in denen Servus TV durchaus weit verbreitet ist, könnte sich noch als Fehlentscheidung herausstellen.

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