Popcorn & Rollenwechsel

Zimmers Mann aus Stahl

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Hans Zimmer sprach erstmals darüber, wie er aus John Williams' Schatten treten und Superman vertonen will.

Es gibt viele Gründe, auf «Man of Steel» gespannt zu sein. Ungleich davon, welche Qualität man vom Film erwartet, tut man sich als Comicfreund schwer, nicht neugierig zu sein, was Hollywood nun wieder mit Superman anstellt. Auch Produzent Christopher Nolan avancierte vergangenes Jahrzehnt zu einem wandelnden Grund, gebannt auf einen Film zu warten. Autor David S. Goyer, der an Nolans Batman-Filmen mitwirkte, ist als Marke ebenfalls nicht zu verachten. Und der berühmt-berüchtigte, teils geliebte, teils gehasste Regisseur Zack Snyder dürfte allerhand Kinozuschauer auf den neuen Superman-Film fiebrig machen. Und dann wäre da natürlich noch die Darstellerriege, die unter anderem Amy Adams, Russell Crowe, Kevin Costner, Diane Lane und Laurence Fishburne umfasst.

Das Hauptaugenmerk meiner «Man of Steel»-Vorfreude liegt allerdings woanders, nämlich bei der uns erwartenden Filmmusik. Denn mit Hans Zimmer holten sich die Filmverantwortlichen eine ebenso naheliegende wie überraschende Wahl ins Tonstudio. Dass der Oscar-Preisträger sich an Superman versucht, erscheint mir deshalb selbstverständlich, weil eine Ikone der Comicliteratur nach ikonischen Melodien verlangt – und allein schon mit seinen Themen aus «Pirates of the Caribbean», der «The Dark Knight»-Trilogie und «Gladiatori» hat der gefragte Komponist zahlreiche schwer vergessliche Filmmusiken geschaffen.

Andererseits macht sich Zimmer, bis Ende der 90er vor allem auf dynamische Orchesterklänge mit Synthie-Einschlag spezialisiert, seit einigen Jahren mehr und mehr einen Namen für sehr düstere, sehr verschrobene Kompositionen. Man denke nur an «Sherlock Holmes» (auf der durchgeknalllten Seite des Spektrums), «Inception» (auf der düsteren, kühlen Seite) oder die einen Mittelweg darstellenden «Sherlock Holmes 2»-Stücke. Passt solch ein Herangehen zu Superman, den braven Vorzeigemann unter den Umhangträgern?

Zum Glück ist Hans Zimmer zu mehr Abwechslung fähig, als es ihm manche seiner Kritiker zutrauen mögen. In einem Interview mit CNN spricht sich das Musikgenie dagegen aus, «Man of Steel» musikalisch zu düster einzukleiden: „Alles ist heutzutage mit Ironie, Sarkasmus, Verbittertheit und Düsternis eingekleidet“, erläutert er, um «Man of Steel» auf einer etwas helleren Seite der Weltsicht anzusiedeln. Der Film feiere „alles, was gut und ordnungsgemäß“ am Amerika vergangener Tage war. Dies sei ein großer Einfluss darauf gewesen, welche musikalische Richtung er beim Komponieren anstrebte: Zimmer habe sich am mittleren Westen der USA orientiert, wo Superman aufwuchs und eine andere Lebensweise lernte als seine Superheldenkollegen aus den großen Städten.

Auf der Instrumentenseite bedeutet, dass „diese Auffassung von Amerika in eine Zusammenstellung aus Pedal-Steel-Gitarren (anstelle der üblichen Saiten-Instrumente) und wummernden Titan- und Stahl-Konstruktionen“ münde sowie in die Verwendung eines zwölfköpfigen Who's Who der Drummerwelt, welches zum Beispiel Pharrell Williams, Sheila E. Und Jason Bonham umfasst.

Zimmer macht meiner Ansicht nach viel häufiger gut klingende, den Film unterstützende Filmscores, als dass er daneben haut. Und je mehr er aus einer „Ich bin für's Geld hier“-Stimmung entwächst, um sich mehr und mehr in intensive Gedanken rund um die Kompositionen zu stürzen, desto besser werden im Regelfall die Ergebnisse. Zu «Man of Steel» hat sich Zimmer ganz klar einiges gedacht – und so komme ich nicht umher, mich auf den Film zu freuen. Denn ganz gleich, wie gut oder schlecht er wird, mit Zimmers Musik haben wir zweifelsohne was interessantes zu erwarten.

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