Hingeschaut

«Apartment 23» - Trust the Bitch

von

Kann ProSieben der innovativen Sitcom vertrauen, die am nächsten Dienstag in Deutschland beginnt?

Nach dem ProSieben schon mit den Piloten von «New Girl» auf dem Donnerstagsslot gute Erfahrungen gemacht hatte, setzten die Verantwortlichen auch diesmal auf ein starkes Lead-In von «Germany's Next Topmodel», um die Premiere der neuen Sitcom «Apartment 23» publik zu machen.

Um 20.15 Uhr legte «Germany's Next Topmodel» 1,92 Millionen Zuschauer in der Zielgruppe bei einem Marktanteil von 16,5 Prozent vor. Diese Werte konnte «Apartment 23» nicht halten und verlor sehr viele Zuschauer und kam bei den 14- bis 49-Jährigen nur noch 0,95 Millionen und 11,4 Prozent Marktanteil. Sicherlich kein gutes Ergebnis für die neue Comedyserie, die ab nächsten Dienstag den Slot von «The Big Bang Theory» übernehmen soll und um 21.45 Uhr nach dem Glücksgriff «2 Broke Girls» läuft.

Obwohl die Serie einen schwachen Einstand zeigte, kann sie sich noch im Umfeld der Sitcoms behaupten, zudem ist die von Nahnatchka Khan entwickelte Serie auf den ersten Blick ziemlich verrückt. In den USA wurde die Sendung, die im Programm von ABC lief, jedoch bereits in der zweiten Staffel vorzeitig aus dem Programm genommen. Keine guten Vorzeichen für den deutschen Markt.

«Apartment 23», das in den USA den etwas sperrigen, aber auch sehr passenden Titel «Don't Trust the B---- in Apartment 23» trägt, handelt von der skurrilen New Yorker Bitch Chloe – gespielt von Krysten Ritter («Breaking Bad») - die ihre Mitbewohner in den Wahnsinn treibt, damit diese sobald wie möglich wieder ausziehen. Die bereits bezahlten Miete behält Chloe für sich und genießt das Leben als Party-Girl. Nächstes Opfer ist die Hauptfigur June (Dreama Walker), die aus dem ländlichen Indiana in die Metropole zieht, um nach ihrem Studium beruflich durchzustarten. Doch kurz vor Ihrem 26 Geburtstag bricht die heile Welt zusammen. Gerade in New York City angekommen, erfährt sie, dass es ihren zukünftiger Arbeitgeber nicht mehr gibt. Ohne Wohnung und Job zieht June in das Apartment 23. Doch June lässt sich weder von den Rückschlägen, noch von Chloes zynischer Art beeindrucken und bleibt in New York und die Mitbewohnerin von Chloe – eine Freundschaft zweier Frauen, die nicht unterschiedlicher hätten sein können, beginnt.

Der Pilot von «Apartment 23» zeigt bereits, wo die Reise hingeht in der neuen Sitcom. Die Serie ist schnell, überdreht, bissig und vor allem irgendwie auch originell. Mit Einflüssen aus «Scrubs», «How I met your Mother» und «New Girl» landen zwar nicht alle Gags auf den Punkt, aber die Charaktere sind wunderbar gezeichnet. Allen voran Chloe aka Krysten Ritter, die mit ihrem Zynismus und ihrer Arroganz ein wunderbares Bild der modernen Großstadtneurotikerin gibt. Ein echter Hingucker ist auch der dritte Hauptdarsteller, James Van Der Beek besser bekannt aus «Dawson's Creek», der sich, immer mit einem Augenzwinker, selbst spielt - «Pastewka» lässt grüßen. Letztlich zeichnet sich «Apartment 23» durch die Ambivalenz der beiden Hauptprotagonistinnen aus, die ein ungewöhnliches und zugleich ungleiches Paar abgeben.

Hier könnte sich die Programmierung nach «2 Broke Girls» bezahlt machen. Auch dort wird die Geschichte zweier Frauen erzählt, die aus einem ganzen unterschiedlichen Milieu kommen und durch das Schicksal zusammen geführt wurden. In Amerika wurde die Sendung nach der eher familientauglichen aber sehr erfolgreichen Sitcom «Modern Family» gezeigt, was möglicherweise in Hinweis darauf sein kann, warum die Serie mittlerweile eingestellt wurde. Wahrscheinlich war der spezielle Duktus von «Apartment 23» nicht mit dem Lead-In kompatibel. Somit verlor die Sendung kontinuierlich an Reichweite. Die vorerst letzte gezeigte Episode auf ABC erziele am 15. Januar 2013 nur schwache 2,73 Millionen Zuschauer. Ein weiterer Punkt, der für die schlechten Quoten in den USA aber auch in Deutschland verantwortlich sein könnte, wäre dass das Konzept doch etwas zu anspruchsvoll und an der Lebensrealität vieler Menschen vorbeigeht. Insbesondere der Charakter von Chloe bietet wenig Identifikationspotenzial. Dennoch erstaunt es, dass abseits von HBO und Showtime, ein Network solch ein skurriles, innovatives Format ins Programm genommen hat.

Die Frage in Deutschland lautet demnach, ob und vor allem wie lange ProSieben «Apartment 23» vertraut, müssen die Quoten am nächsten Dienstag zeigen. Aber, dass eine anspruchsvolle Sendung auch in Deutschland gute Werte erzielen kann, zeigten nicht zuletzt die Erfolge von «Homeland» in Sat.1.

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