Die Kritiker

«Polizeiruf 110 - Laufsteg in den Tod»

von  |  Quelle: Inhalt: ARD

Die Krimiserie im Ersten führt die Ermittler auf die Spur von Models, Mördern und Zwangsprostitution.

Inhalt


Schmücke und Schneider befinden sich bereits im wohlverdienten Wochenende, als sie an einen Tatort gerufen werden. Ein junges Mädchen ist tot. Das Opfer war Teilnehmerin eines Model-Castings und ist während eines Fotoshootings auf Ferropolis plötzlich zusammengebrochen. Der herbeigerufene Notarzt konnte nur noch ihren Tod feststellen. Alle Anzeichen deuten auf eine Vergiftung hin. Wer hatte ein Motiv, das Mädchen zu töten? Hat vielleicht eines der anderen Models versucht, auf diese Weise eine Konkurrentin aus dem Weg zu räumen? Könnte es sich auch um eine Verwechslung handeln und schlägt der Täter womöglich erneut zu?

Sylvia Gregori, die das Casting-Event seit mehreren Jahren mit ihrem Ehemann Paolo Gregori und dem Stylisten Jérôme Bonnair veranstaltet, kann nicht glauben, dass die Tat mit dem Wettbewerb im Zusammenhang steht. Aus Sicht der Veranstalter gibt es deshalb auch keinen Grund, das Auswahlverfahren abzubrechen. Schmücke traut dem Trio um Sylvia Gregori jedoch nicht über den Weg. Der Verdacht gegen die Veranstalter erhärtet sich für ihn, als er auf das Foto eines früheren Wettbewerbs stößt, auf dem eine Vermisste aus einem alten, ungelösten Fall zu sehen ist.

Während Schmücke beginnt, dieser Spur nachzugehen, bezweifeln Schneider und Lindner diesen Zusammenhang. Im Zuge ihrer Ermittlungen gerät Paolo Gregori unter Verdacht. Er hatte ein Verhältnis mit dem Opfer und in der Vergangenheit hatte es bereits einmal ein Ermittlungsverfahren gegen ihn gegeben. Auch damals ging es um eine sexuelle Beziehung zu einer Minderjährigen. Drohte Gregori womöglich erneut eine Anzeige? Hat er das junge Mädchen deshalb aus dem Weg geschafft? Oder hat Gregoris Frau Sylvia von der Affäre Wind bekommen und das Motiv für die Tat ist Eifersucht?

Der Tod einer weiteren Teilnehmerin des Wettbewerbs bringt eine unerwartete Wendung in den Fall und die Kommissare erkennen, dass das Model-Casting für schockierende kriminelle Machenschaften genutzt wird. Ein letzter großer Fall, den Herbert Schmücke und Herbert Schneider erfolgreich lösen, bevor sie sich in den Ruhestand verabschieden.

Darsteller
Jaecki Schwarz («Ein starkes Team») als Hauptkommissar Herbert Schmücke
Wolfgang Winkler («Immer wieder Sonntag») als Hauptkommissar Herbert Schneider
Isabell Gerschke («Leo – Ein fast perfekter Tag») als Oberkommissarin Nora Lindner
Sonja Kirchberger («Neues vom Wixxer») als Sylvia Gregori
Thomas Rath («Germany's Next Topmodel») als Jérôme Bonnair
David Rott («Der Teufel von Mailand») als Paolo Gregori
Lisa Tomaschewsky («Verbotene Liebe») als Nadine Grade

Kritik
Zum Schwanengesang des Schmücke-Schneider-Duos begibt sich der «Polizeiruf» ins Modelmilieu. Dorthin, wo es dreckig ist, zwischen Zickenkrieg und schmierigen Photographen, wo die Übergänge vom Laufsteg zur Zwangsprostitution in Osteuropa fließend sind.

In einer der dubioseren Rollen dieser Folge tritt Thomas „Bist du auch schon so aufgeregt“ Rath aus «Germany's Next Topmodel» auf. Als Jérôme darf er hier die wirklich abstoßende Seite des Modelgeschäfts verkörpern, nämlich als Zulieferer für ein illegales tschechisches Puff. Dass Rath keine Scheu hat, sich mit einer derartigen Figur in Verbindung zu bringen, natürlich mit einigem Meta-Augenzwinkern, verdient durchaus Anerkennung.
Schließlich kann man diesen Plot durchaus als einen kleinen Weiterdreh des Modelgeschäfts mit all seinen Abgründen sehen: der notgeile Photograph, der mit allem ins Bett geht, was unter sechzig Kilo wiegt, die resolute Puffmutter/Agenturbetreiberin und nicht zuletzt die neurotischen und naiven Möchtegern-Models, die von allen nur „Mädchen“ genannt werden, als wäre das eine Berufsbezeichnung, und für die die Ideale zu gelten haben, die eine Sendung wie «Germany's Next Topmodel» ihnen vorlebt: Lifestyle, Dünn-Sein und Alles-Geben-für-den-Job. Bloß nicht allzu viel Selbstachtung.

„Laufsteg in den Tod“ fängt dieses durch und durch perverse Milieu recht gut ein, bleibt jedoch stets an der Oberfläche, um noch allerhand Geschichten zum Menscheln einzuflechten. Das mag zu dem Format passen, stört jedoch bei der dramaturgischen Betrachtung des eigentlich interessanteren Untersuchungsfeldes.

Wie man es dreht und wendet: Man merkt der gesamten letzten Schmücke-Schneider-Folge durchgehend eines an: Die Geschichten sind auserzählt – und die Tage dieser Alt-Herren-Dramaturgie zwischen behäbigem Vor-Sich-Hin-Ermitteln und spannungsarmen Handlungssträngen sind vorbei. „Unser Bauchgefühl zählt nicht mehr. Es ist einfach nicht mehr meine Zeit“, lassen die Drehbuchautoren Hans Werner (auch Regie) und Peter Gust ihren Kommissar Schneider sagen, als dieser seine Pensionierung ankündigt.

Nichts würde es besser treffen.

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