Die Kritiker

«Tatort: Puppenspieler»

von

Julian Miller sah den eher einfach gestrickten Tatort aus Bremen vorab.

Inhalt


Ein Komitee von Richtern wird nach Bremen gerufen, um über eine umstrittene Weservertiefung zu befinden. Da taucht ein Sexvideo von einem der obersten Richter Deutschlands, Konrad Bauser, auf. Die minderjährige Mel und ihr Freund Ole erpressen ihn damit. Kurz darauf ist Ole tot. Inga Lürsen und Stedefreund nehmen die Ermittlungen auf und es dauert nicht lange, bis Stedefreund Mel findet. Das Mädchen gibt Lürsen und Stedefreund den Hinweis auf Konrad Bauser, der jedoch ein Alibi hat. Gleichzeitig verfolgen Lürsen und Stedefreund eine weitere Spur: Kann es sein, dass Bauser nicht nur von Mel und Ole sondern noch von einer ganz anderen Seite Gefahr drohte?

Darsteller


Sabine Postel («Der Dicke») als Hauptkommissarin Inga Lürsen
Oliver Mommsen («Sind denn alle Männer Schweine?») als Hauptkommissar Stedefreund
Camilla Renschke («Lock Picking») als Helen Reinders
Antoine Monot jr. («Das Experiment») als Leo Ulfanoff
Jella Haase («Alpha 0.7 – Der Feind in dir») als Mel
Christoph M. Ohrt («Edel & Starck») als Richter Konrad Bauser
Katja Danowski als Sigrid Strange

Kritik


Eine Black-Ops-Einheit des Bundeskriminalamts, die, verflochten in den deutschen Justiz- und Politapparat, Auftragsmorde ausführt und Leute hinrichtet, die bestimmten politischen Tendenzen entgegenstehen oder den Mächtigen bedenklich zu nahe gekommen sind. Ein mutiges Thema in Zeiten, in denen man den Verfassungsschutzbehörden Inkompetenz unterstellen muss, wenn man ihnen wohlwollend gesonnen ist. Deutschland als Staat, dessen Mächtige buchstäblich über Leichen gehen – das fiktional in dieser Radikalität zu inszenieren, hätte man einem öffentlich-rechtlichen Sender kaum zugetraut.

Doch es trägt leider nicht. Zumindest nicht im neuen Bremer «Tatort». Denn dafür sind diese Verwicklungen im Hintergrund, auf die der Zuschauer nur mit der Salami-Taktik kommen soll, zu vorhersehbar, und da man auf ein typisches Whodunnit-Motiv verzichtet hat, fehlt es leider an einem konsequenten Spannungsaufbau.

Jenseits der Darstellung eines apokalyptischen und in seinen verbrecherischen Zügen unkontrollierbaren Staatssystems und den Andeutungen einer Allegorie auf die in der Bundesrepublik herrschenden Zustände (so kann man diesen Film zumindest lesen) befindet sich jedoch wenig mehr als heiße, melodramatische Luft. Das Drehbuch von Christian Jeltsch entschärft, vereinfacht, reduziert zu stark auf die immer gleichen Motive und bleibt zu sehr bei den allsonntäglichen «Tatort»-Trivialitäten hängen: der Liebelei um zwei Jugendliche mit schwerer Vergangenheit, dem frustrierten zupackenden Cop, bei dem sich erste Anzeichen einer Midlife-Crisis breitmachen, und den schmierigen Vertretern dubioser Großkonzerne. Alles kurz angerissen und melodramatisch-süßlich durchgezogen. Der Gehalt bleibt auf der Strecke. Bis auf den spannenden und innovativen Ansatz zumindest – leider zu wenig für einen eineinhalbstündigen Film.

Das Erste strahlt «Tatort: Puppenspieler» am Sonntag, den 24. Februar 2013, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/62254
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