Die Kritiker

«Der Teufel von Mailand»

von  |  Quelle: Inhalt: ZDF

Psychothiller oder psychologisch vielschichtiges Drama?

Inhalt


Sonia Forster hat eine schlimme Zeit hinter sich: Ihre Ehe mit dem aus steinreichem Hause stammenden Banker Frederic Forster endete in einer Katastrophe. Er hat versucht, sie zu erschießen.

Die junge Frau beschließt deshalb, erst einmal unterzutauchen. Eher unerwartet bekommt sie die Stelle als Physiotherapeutin in einem neueröffneten Wellness-Hotel in Val Grisch im Unterengadin. Bereits die Fahrt dorthin fühlt sich befreiend an und Sonia ist gewillt, alles Schlechte und Böse hinter sich zu lassen, einen Neuanfang zu wagen. Bald schon freundet sie sich mit dem Masseur Manuel an, und auch den attraktiven Barpianisten Bob schließt sie ins Herz.

Die junge Besitzerin, Barbara Peters, ist Sonia ebenfalls sympathisch, obwohl sie sich deren Situation nicht erklären kann: Das Hotel ist kaum ausgelastet, und damit sind die immensen Kosten für den Betrieb wohl nicht einmal annähernd gedeckt. Sonia, die auch im abgelegenen Engadiner Tal trotz ihrer guten Vorsätze immer noch gegen Ängste und Wahnvorstellungen kämpft, bemerkt zunächst nicht, dass die Stimmung der Dorfbewohner gegenüber den Angestellten des Hotels feindselig ist. Val Grisch war bisher dem Tourismus verschlossen geblieben und sollte dies nach Ansicht der Einheimischen auch bleiben. Erst, als sich immer unerklärlichere Dinge im Hotel ereignen, wird Sonia allmählich hellhörig.

Haben die merkwürdigen Ereignisse vielleicht mit ihr selbst zu tun? Als sie auf die alte Engadiner Sage vom Teufel von Mailand stößt, begreift sie, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht, und sie Teil eines makabren Spiels geworden ist. Die latente Gefahr wird immer greifbarer für die junge Frau, und bald erkennt sie mit erschreckender Klarheit, dass ihre Vergangenheit sie einzuholen droht und ihr Leben in Gefahr ist.

Darsteller
Regula Grauwiller («Cargo») als Sonia
Ina Weisse («Das Ende einer Nacht») als Barbara Peters
Max Simonischek («Der Verdingbub») als Bob
Aaron Hitz («Das Missen Massaker») als Manuel
Herbert Leiser («Sennentuntschi») als Nachtportier Casutt
David Rott («Familie macht glücklich») als Frédéric
Mia Aegerter («Achtung, fertig, Charlie!») als Malou

Kritik
«Der Teufel von Mailand» kann sich bis zum Schluss nicht entscheiden, ob er ein Psycho-Thriller oder ein psychologisch vielschichtiges Drama über eine schwer traumatisierte Figur sein will, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen sollen. Für einen Psycho-Thriller ist der Spannungsbogen nicht tragfähig genug und das Bedrohungsszenario zu vage und unplausibel. Für ein handfestes Drama sind jedoch die Charaktere nicht fein genug geführt, sondern beschränken sich zu weiten Teilen auf Stereotypenansammlungen: die klischeehaft kalte Unternehmerin, ihres Zeichens abgebrüht und distanziert; die schwer mitgenommene Physiotherapeutin, der irgendeiner ihrer Kollegen im Auftrag ihres Ex-Mannes das Leben zur Hölle machen will; und schließlich noch der durchgeknallte potentielle Mörder, der aus der Klapsmühle ausgebrochen ist. Martin Suter mag es in seiner Romanvorlage gelingen, vielschichtig zu erzählen und den abwegigen Plot im Rahmen der Möglichkeiten des Genres intrinsisch logisch erscheinen zu lassen – Drehbuchautor Thomas Berger scheitert jedoch vollständig daran, diese Eigenschaften des Buches in das Medium Film zu übertragen.

Das Ergebnis wirkt wenig ausgereift, da keine klare Richtung erkennbar ist, in die Handlungen und Themen ziehen sollen, und sich die Konfliktsituationen nie in einem nennenswerten Maße konkretisieren, sondern eineinhalb Stunden lang bis zur Klischee-Conclusio vor sich hin schwelen. Die szenische Inszenierung (Regie: Markus Welter) schafft es da noch am ehesten, durch die Alternierung zwischen den weiten Panorama-Außenaufnahmen und der visuellen Einengung der Hauptfigur in den kalten Räumen des Hotels so etwas wie ein Bedrohungsgefühl zu transportieren. Aufgrund des dramaturgischen Wischwaschs kann damit aber nur noch Schadensbegrenzung betrieben werden. Ein bis auf Ina Weisse unauffälliger Cast trägt seinen Teil dazu bei, dass «Der Teufel von Mailand» schnell in Vergessenheit geraten wird.

Das ZDF zeigt «Der Teufel von Mailand» am Samstag, 22. Dezember 2012, um 21.45 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/61105
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