Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Fernsehen 2013

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Eine Kolumne über drei Dinge, auf die TV-Zuschauer im nächsten Jahr besonders achten müssen.

Der Dezember ist für Fernsehzuschauer zunächst eine Zeit für Rückblicke und Reflexionen – schon jetzt aber wirft das Medienjahr 2013 seine Schatten voraus. Ein Jahr, das wegweisend sein wird für die Weiterführung jüngerer Trends, aber vielleicht auch für die Beendigung alter Sehgewohnheiten. Viele Fragen kommen auf, wenn man derzeit an die Zukunft des Mediums Fernsehens denkt. Drei davon sind besonders spannend zu beobachten:

1. Hat die große Show eine Zukunft?
Solange es «Wetten, dass..?» unter Thomas Gottschalk gab, war die große Samstagabendshow existent – egal, wie oft auch schon in den Vorjahren Diskussionen über dieses TV-Genre angestellt worden waren. Mit Markus Lanz am Steuer von Europas erfolgreichster Fernsehshow zeigten sich zuletzt Quoteneinbrüche im Eiltempo: Mit knapp neun Millionen Zuschauern ist das neue «Wetten, dass..?» nun bereits dort angelangt, wo Thomas Gottschalk ebenfalls war – viel tiefer sollten die Reichweiten der Show also nicht mehr fallen. Kann sich «Wetten, dass..?» auch in der heutigen Fernsehlandschaft beweisen?

Doch nicht nur der ZDF-Klassiker wird 2013 auf eine harte Probe gestellt, sondern auch die großen Castingshows. «Das Supertalent» und «DSDS» haben jahrelang den Samstagabend beherrscht – nun fallen auch die Quoten dieser Sendungen immer weiter. Das «Supertalent»-Finale hatte sogar geringere Zielgruppen-Werte als «Schlag den Raab» (das 2012 wiederum ebenfalls leicht schwächer als in den Vorjahren abschnitt). Bleibt der Samstagabend also eine Fernsehzeit, die viele Menschen – explizit auch eben die Jüngeren – erreicht oder sehen wir 2013 Auflösungserscheinungen, die langfristig zu Verhältnissen wie in den USA führen? Und kann die große Show überhaupt dann noch bestehen? 2013 wird weitere Auskünfte geben.

2. Welche Folgen hat der zunehmend fragmentierte Fernsehkonsum?
Das Fernsehjahr 2012 war auch das der Mediatheken, Video-on-Demand-Angebote und der neuen Youtube-Originalkanäle. Immer mehr Menschen nutzen Fernsehprogramme auf gezielten Abruf, ob am PC, über mobile Geräte oder sogar über TV-Geräte, die mit dem Internet verbunden sind. Spannend ist die Frage, wie Fernsehsender darauf reagieren: Weiterhin mit dem Versuch, für manche On-Demand-Formate Geld zu verlangen? Mit mehr Werbung in diesen Angeboten? Oder vielleicht sogar mit gezielten neuen Fernsehformaten, die auf diese sich verändernden Sehgewohnheiten reagieren? Ein großes Problem – in erster Linie für die Konsumenten – bleibt das Fehlen vernünftiger Online-Videotheken, die beispielsweise nicht nur vereinzelte Serien bieten, sondern möglichst breit aufgestellt sind wie in den USA. Hier besteht enormes Verbesserungs-, aber auch Erfolgspotenzial für Maxdome, Lovefilm – oder gar ein deutsches Netflix?

3. Wächst der deutsche Pay-TV-Markt weiter?
Jahrelang galt eigentlich nur ein Credo in der hiesigen Fernsehlandschaft: Pay-TV ist in Deutschland nicht marktfähig. Sky beweist derzeit mit erstmals schwarzen Zahlen und steigendem Kundenstamm zumindest in Ansätzen das Gegenteil – auch wenn immer noch ein riesiger Schuldenberg auf dem Unternehmen lastet. Doch nicht nur Sky bietet Bezahlfernsehen, sondern auch zahlreiche unabhängige Sender, die in den vergangenen Jahren starteten: TNT Serie, FOX, ProSieben Fun, glitz, Animal Planet und zahlreiche weitere – mittlerweile hat Deutschland eine florierende Pay-TV-Landschaft, die immer weiter wächst und nur selten Senderinsolvenzen kennt. 2013 wird zumindest das Angebot weiter wachsen, sowohl unabhängig als auch bei Sky. Spannender aber ist die Frage, ob Pay-TV noch weitere Kunden gewinnt und sich damit zunehmend als Konkurrenz zum frei empfangbaren Fernsehen etabliert – vielleicht sogar mit neuen Gesichtern, die es Harald Schmidt gleichtun?

Antworten auf diese und mehr Fragen finden Sie ab Januar 2013 wieder an dieser Stelle. Bis dahin wünsche ich allen Lesern frohe Weihnachten und einen guten Rutsch – Ihr Jan Schlüter.

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