Rob Vegas

Beckmann vs. Stallone

von

Hollywood in Germany! Das hat schon beim Vergnügungspark in Bottrop-Kirchhellen nicht lange funktioniert. Nun lästert nach Tom Hanks auch Sylvester Stallone über das deutsche Fernsehen.

Reinhold Beckmann wollte mit Sylvester Stallone über Politik reden und wie immer den Pastor in sich präsentieren. Der Hollywood-Star hat dagegen nur Spott für diese Art von Fernsehen übrig. Sind denn Hollywood-Stars nur wegen eigener Promo in Deutschland? Natürlich sind sie es. Wer kommt auch schon aus eigenen Stücken gerne zu Lanz und Beckmann? Das muss sich für Amerikaner anfühlen wie Waterboarding in Guantanamo. Selbst Tom Hanks dürfte bei seinem nächsten Besuch bei David Letterman kräftig über das deutsche Fernsehen abledern.

Und im Endeffekt haben sie auch Recht! Selbst die junge Generation schaut mittlerweile lieber die Clips der amerikanischen Shows auf YouTube. Gut gemachtes Fernsehen mit humorigen Interviews und Einspielern von Jimmy Kimmel sind selbst im Netz vor Millionen an Abrufen nicht sicher. Das verlinkt selbst die Azubine aus Leipzig gerne in ihrem Facebook-Profil als Clip. Nur welcher Ami würde freiwillig ein Interview von Beckmann auf sein Profil stellen? Das würde wahrscheinlich die Hälfte aller Facebook-Freundschaften kosten.



Anscheinend brauchen wir Tom Hanks und Rambo für eine saftige Kritik an unserem System. Sat.1 produziert immer noch die öde Sketch-Pampe aus den 90ern mit neuen Gesichtern. Das ZDF tauscht bei «Wetten, dass..?» den Moderator und hübscht die Deko auf. Thommy verdingt sich bei der Castingsuppe von RTL und verspielt damit auch noch den letzten Glanz seines Lebenswerkes. Früher wünschten wir uns längere Auftritte von Stars aus Hollywood auf dem Haribo-Sofa. Warum? Weil sonst nur Til Schweiger blieb. Heute dagegen möchte man selbst losfahren und Halle Berry kidnappen, um sie vor weiterem Unheil zu schützen. Der Ruf des deutschen Fernsehens ist so schlecht wie nie.

Bestenfalls beim Raab fühlen sich internationale Superstars noch wohl. Sein Konzept liegt der amerikanischen Fernsehkultur noch am nächsten. Ein paar Minuten quatschen, vielleicht holt der Metzger die Gitarre raus und zumindest die Bühne fährt lustig durch das Studio. Allerdings ist der Moderator selbst müde geworden und nutzt sein «TV total» nur noch als Promoplattform für die eigenen Events.

Wo sind die Leuchttürme im deutschen Fernsehen? Bestenfalls die Dokus von Andreas Kieling haben eine erstaunliche Qualität und bieten Persönlichkeit. Der «Presseclub» mit Volker Herres ist ebenfalls eine feste Bank der informativen Unterhaltung. Leider wird sich Rudolf Hickel nur nie die Krawatte richtig binden können. Den Rest könnte man ab sofort nicht mehr senden und kaum ein Zuschauer würde es vermissen.

Was wir brauchen? Sat.1 sollte erst einmal alle Autoren rauswerfen. Die 90er sind vorbei! Beim ZDF sollte man sich der Macht von «Wetten, dass..?» bewusster werden. Die Wetten müssen einfach wieder die Kinnlade beim Publikum fallen lassen. Da braucht es spektakuläre Bilder. Diese Show ist gigantisch und gerät zur Talkshow von Lanz mit ein paar "Wettchen". «Wetten, dass..?» muss wieder Ausmaße annehmen und Tom Hanks muss erstaunt über die Bilder sein. Die Außenwette muss ganz Deutschland einbeziehen. Warum nicht einmal alle Zuschauer das Licht ausschalten lassen? Deutschland macht das Licht aus! Kameras in allen großen Städten und Aktionen auf nationaler Ebene. Stattdessen pinseln wir ein paar Brüste an.

Zudem braucht es mehr Persönlichkeiten. Ecken und Kanten und keine fünf weiteren politischen Talkshows. Wir brauchen moderne Killer der Unterhaltung! Ein neues Traumschiff der Moderne. Einen Tatort auf Hollywood-Niveau. Filme von Bully Herbig die Millionen Zuschauer in deutsche Kinofilme locken.

Man muss sich fast bei Tom Hanks und Sylvester Stallone bedanken. Niemand macht die Krise im deutschen Fernsehen so deutlich.

Ihr

Rob Vegas

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