Die Kritiker

«Zu schön, um wahr zu sein»

von

Sabine Postel spielt eine Mutter, die das Leben ihrer Tochter auch nach dem Auszug zu kontrollieren versucht.

Inhalt


Während eines gemeinsamen Spaziergangs erfährt Barbara Köster ganz beiläufig, dass ihre Tochter Leonie in eine WG ziehen will. Für die 58-Jährige ein regelrechter Schock, steht sie nun doch vollkommen alleine da, nachdem schon vor Jahren ihr Mann Walter sie wegen einer Jüngeren hat sitzen lassen. Als Barbara dann auch noch mitbekommt, dass ihre eine Medizinerinnenkarriere anstrebende Tochter das Angebot eines prominenten Fotografen wahrnimmt, sich als Model zu versuchen, hält es die Übermutter nicht weiter auf ihren vier Buchstaben: Sie setzt alles dafür ein, das Shooting zu verhindern. Zum Wohle Leonies, wie sich Barbara selbst schwört.

Agenturchefin Diana Hardenberg verlangt von ihr dafür jedoch eine Gegenleistung und drängt sie dazu, bei einem Werbeshooting für ein verhindertes Seniorinnenmodel einzuspringen. Die kontrollbesessene Barbara verguckt sich in den Fotografen, in den sich zuvor schon ihre Tochter verschossen hat, sowie in die Vorstellung, als Model aktiv zu werden. Dumm nur, dass nun auch ihr Nachbar Interesse an ihr beweist und so ein neuer Modeljob schwer vor der eigenen Tochter zu verheimlichen ist. Und zu allem Übel meldet sich dann noch das schlechte Gewissen, ihrer Tochter diesen Glamourjob verwehrt zu haben und nun selbst den jahrelang gepriesenen Weg der Beständigkeit zu verlassen. Barbera manövriert sich von einer Zwickmühle in die nächste ...

Darsteller


Sabine Postel («Tatort») ist Barbara Köster
Peter Sattmann («Unser Charly») ist Walter Köster
Andreas Pietschmann («Die letzte Spur») ist Jonas Bauer
Filip Peeters («Penoza») ist Robert van Lent
Heinrich Schafmeister («Wie erziehe ich meine Eltern?») ist Wuttke
Rosa Enskat («Doktor Martin») ist Anke Neumann
Lilli Fichtner («Groupies bleiben nicht zum Frühstück») ist Leonie Köster
Megan Gay («Der Adler - Die Spur des Verbrechens») ist Diana Hardenberg

Kritik


Eine überfürsorgliche, alle Zügel fest in der Hand haben wollende Frau in ihren Fünfzigern, die vor einiger Zeit ihren Mann an eine Jüngere verlor, mit ihrem Berufsleben unzufrieden ist, sich an ihre heranreifende Tochter klammert und diese nun an die weite Welt verliert. Auch im Komödienbereich lässt sich aus dieser, von Westentaschenpsychologie geprägter, Ausgangslage eine spannende Charakterisierung spinnen, eine, die sowohl die Stärken Frauen dieses Alters, als auch ihre Ängste und Macken karikiert. Dies zu erwarten ist auf dem Sendeplatz der Komödie «Zu schön, um wahr zu sein» jedoch töricht, läuft diese ZDF-Produktion doch als Teil des sonntagabendlichen Herzkinos, das sein Publikum möglichst sanft anpackt. Und so werden die herrischen Züge der Hauptfigur Barbera Köster bloß als quirlige, putzige Charakteristika inszeniert, statt etwas Biss in diese Figurendarstellung zu legen. Dass man sich als Zuschauer nicht früh gegen die intrigante Mutter stellt, ist lediglich der sonst so grantigen «Tatort»-Kommissarin Sabine Postel zu verdanken, die diese Rolle völlig gegen den Strich bürstet und ihre gutherzigste Seite zum Vorschein bringt, ganz gleich, wie wenig das Drehbuch in dieser Hinsicht eigentlich hergibt.

Auch Andreas Pietschmann, Filip Peeters und Lilli Fichtner treten mit viel mehr Engagement vor die Kamera, als beim ZDF-Herzkino häufig gewohnt, so dass die dramaturgisch unausgereifte, sich in ausschweifende, fast sketchartige Episoden zerfahrende Komödie als äußerst leichte Unterhaltung durchaus funktioniert. Die Streitereien und ständige Koketterie im Fotostudio sind pointiert und die Darsteller weisen alle ein gutes komödiantisches Timing auf. Die romantisch-herzliche Seite des Films fällt derweil wegen der flachen Charakterisierungen und des bemühten Handlungsverlaufs völlig durch: Werden in der einen Minute sämtliche Handlungsfäden völlig überstürzt vorangescheucht, bleiben diese kurz darauf für eine halbe Stunde starr stehen, um Platz für die charmanten Albereien der Kernfiguren zu schaffen. Das Liebesdreieck (oder gar -viereck?) ist weder plausibel, noch kommt eine kitschige Sonntagabendromantik auf, und die Auflösung wird mit dem Brecheisen erzwungen. Und trotzdem bleiben Überraschungen völlig aus. Zumindest aber ist «Zu schön, um wahr zu sein» darstellerisch zu solide, um schlecht zu sein. Das kann nicht jede TV-Romantikkomödie von sich behaupten.

«Zu schön, um wahr zu sein» ist am Sonntag, dem 7. Oktober 2012, ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/59590
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