Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Flipper ist tot!

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 201: Ein „Flipp!“ wird zum Flop! Die Gameshow «Super-Flip», mit der das ZDF an einen längst schon toten Trend anknüpfen wollte.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir eines Trends, der etwas zu spät vom Fernsehen erkannt wurde.

«Super-Flip» wurde am 04. Mai 1989 im ZDF geboren und entstand zu einer Zeit, als die Flipperautomaten aus den deutschen Kneipen und Jugendclubs nicht mehr wegzudenken waren. Aufgrund einiger technischer Innovationen erlebten die Maschinen, die bereits ab den 50er Jahren aufkamen, ein kurzes Revival in ihrer Beliebtheit. Dieser Trend blieb auch beim ZDF nicht unbemerkt, das aus ihm eine eigene Spielshow machte. In jeder Ausgabe traten drei Spieler im Wettstreit gegeneinander an, bei dem sich der punktbeste Kandidat nach jeweils drei Versuchen am Ende einen Sachpreis erflippern konnte.

Der Clou dabei war, dass die Kontrahenten nicht im Studio anwesend, sondern heimische Anrufer waren. Damit diese dennoch den Flipper steuern konnten, bediente man sich eines Stimmmodulators, wodurch das verbale Kommando „Flipp!“ in die Bewegung des Flipperhebels umgesetzt werden konnte. Damit knüpfte das ZDF direkt an die Tradition der interaktiven Fernsehshows an, die unter anderem durch Thomas Gottschalks «Telespiele» und den «Sat.1 Superball» etabliert wurden. Für die Spielsteuerung der Telefon-Flipper-Kombination wurde die Firma PSF beauftragt, die auch für die computertechnische Umsetzung der ZDF-Produktionen «Glückstelefon», «Goldmillion» und «Dalli Dalli» zuständig war. Garniert wurden die kurzen Spiele mit Auftritten von Stargästen, unter denen sowohl Schauspieler wie Günter Strack als auch Musiker wie die Kelly Family waren.

Als Moderator der Spielshow wurde Mike Carl ausgewählt, den der Sender als „Der Neue beim ZDF“ bewarb. Das war insofern irreführend, weil dieser bereits im Jahr 1987 die Sendereihe «Berufswahl heute» für den Kanal präsentierte. Dennoch wurde er breit beworben und hatte am 19. April 1989 sogar einen Promotion-Auftritt in der renommierten «ZDF Hitparade» bei Viktor Worms. Offenbar hatten die Verantwortlichen große Hoffnungen in ihn und sein Format gesetzt, denn er erhielt einen 14tägigen Sendeplatz am Donnerstagvorabend im Wechsel mit den Showklassikern «Was wäre wenn?» und «Der große Preis». Geholfen hat dies dennoch nicht, denn die Show lockte deutlich wenige Zuschauer an. Ein Grund dafür mag auch darin gelegen haben, dass der nur kurz anhaltende Flipper-Boom in Deutschland bereits im Jahr 1986 aufkam und zum Start der Sendung längst wieder am Abklingen war. Zu populär waren inzwischen Computerspiele und Arcade-Automaten geworden, welche die mechanischen Flippergeräte verdrängten. Ende August verlor die zugehörige Fernsehproduktion daher ihren Sendeplatz.

Dennoch durfte Mike Carl mit seiner Gameshow im Jahr 1989 das Nachmittagsprogramm von der Internationalen Funkausstellung in Berlin bestreiten und wechselte sich dadurch mit der legendären Show «Die 2 im Zweiten» mit Thomas Gottschalk und Günther Jauch ab. Während das Duo Gottschalk/Jauch für hohe Quoten sorgte, konnte die Flippershow ihre zweite Chance nicht nutzen und verschwand mit dem Ende der Ausstellung endgültig vom Schirm.

«Super-Flip» wurde am 03. September 1989 beerdigt und erreichte ein Alter von insgesamt 12 Folgen, von denen neun am Vorabend liefen. Die Show hinterließ den Moderator Mike Carl, der ab dem Jahr 1990 durch über 3.500 Ausgaben der Homevideo-Show «Bitte Lächeln!» führte und danach 700 Mal den Nachfolger «Schwupps» präsentierte. Anschließend arbeitete er als Schauspieler in kleineren Rollen, Radio- und Messemoderator sowie als Synchronsprecher, wo er unter anderem Winsor Harmon (als Thorne Forrester) in «Reich und Schön» seine Stimme lieh.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann Kai Pflaumes Show der Schadenfreude.

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