Forenecho

Die EM im deutschen Fernsehen

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Auch unser Diskussionsforum befindet sich aktuell im EM-Fieber. Wie gefällt den Usern die Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen, welche Reporter stechen positiv oder negativ hervor. Und wo werden die Spiele eigentlich vorrangig geschaut?

Seit vergangenem Freitag regiert König Fußball wieder das Land. Die Europameisterschaft der Herren in Polen und der Ukraine ist im vollen Gange, viele Millionen Fans kennen derzeit kaum ein anderes Thema. Dies zeigen auch die Einschaltquoten für Das Erste und das ZDF, die mit Live-Übertragungen derzeit regelmäßig über zehn Millionen Zuschauer vor die Geräte locken können, während das erste Deutschland-Spiel sogar auf über 22 Millionen gelangte. Doch kann die Berichterstattung auch inhaltlich überzeugen oder profitiert man lediglich vom allgemeinen Fußball-Hype? Unser Forum diskutierte in den vergangenen Tagen auch über die Leistung der deutschen Sender.

Das wichtigste Diskussionsthema sind dabei wohl die Kommentatoren, die den Zuschauer immerhin über ein komplettes Spiel begleiten. Im Ersten wird Gerd Gottlob nach dem Auftaktspiel der deutschen Mannschaft überwiegend positiv beurteilt. So schreibt Columbo, dass es "klasse" sei, dass es "endlich mal jemanden" gebe, "der mitgeht bei deutschen Spielen, der ausflippt bei deutschen Toren". Zwar seien "fachlich andere Kommentatoren vielleicht besser aufgestellt", allerdings spielt dies für diesen User bei Partien der deutschen Mannschaft eher eine untergeordnete Rolle. Für Sentinel2003 ist er neben "Bela Rethy der beste Kommentator", den Deutschland zu bieten habe. Commi hingegen "fand Gottlob heute einfach nur furchtbar", denn auch wenn es "fachlich okay" sei und er emotional dabei sei, "haut er zwischendurch auch Sachen raus, wo ich die Hände über den Kopf zusammenschlagen muss vor Fremdscham".

Relativ einstimmig fällt auch die Beurteilung von Tom Bartels aus, denn hier bringen fast alle Nutzer dieselbe Kritik an. Er kommentiere "wie eine Bandansage", führt Columbo an, und kann nicht verstehen, "wie man bei so einem Spiel [wie Niederlande gegen Dänemark] denn gerade in der Schlussphase so monoton klingen kann". Auch Vega stellt S!lent, dem einzigen großen Befürworter Bartels, die rhetorische Frage, ob dieser "beim Fußball gerne einschläft". Fachliche Kompetenz hingegen wird dem Reporter durchaus bescheinigt, lediglich JackieZ ist der Meinung, er spräche "viel zu viel unnötiges und triviales Zeug". Da der Dritte im Kommentatorenbunde, Steffen Simon, bislang kaum zum Einsatz gekommen ist, wird bislang über ihn nur wenig diskutiert. Columbo allerdings hält das Kommentatoren-Aufgebot der Öffentlich-Rechtlichen allgemein für "traurig", denn es seien für andere Sender "eine Vielzahl" besserer Experten im Einsatz.

Dass er mit dieser Einschätzung nicht gänzlich alleine ist, zeigt auch die Beurteilung der ZDF-Kommentatoren. Über Thomas Wark urteilt Vega, dass er "die pure Ahnungslosigkeit" sei, bei der sich "Fehler an Fehler" reihe und "man sich wirklich regelmäßig fragt, wie er allen Ernstes beim ZDF angestellt sein kann". Ähnlich äußert sich blra zu Wolf-Dieter Poschmann, der am Montagabend bei der Begegnung zwischen der Ukraine und Schweden "ein Festival an Verwechslungen, Ahnungslosigkeiten und Versprechern" abgeliefert habe. Vega wiederum hält es für "seinen größten Nervfaktor, dass man ihn einfach so sehr mit Leichtathletik verbindet". "Ungemeines Fachwissen" besitzt laut JackieZ hingegen Bela Rethy, allerdings "scheint er aber oft etwas mit den Augen zu haben". Auch für Basil "übersteigt die Wut auf den Kommentator bei Rethy immer das Interesse am Spiel". An Oliver Schmidt hat hingegen kaum jemand etwas auszusetzen, für manch einen ist er "der einzige, den man noch ertragen kann".

Recht positiv urteilt die Mehrheit der User hingegen über die Leistungen vom ZDF-Team Müller-Hohenstein und Kahn. So schreibt rosebowl, dass sie dieses Duo "sehr gerne mag" und ihr durch seine Arbeit sogar der dreimalige Welttorhüter "sympathisch geworden" sei, obwohl sie ihn "früher überhaupt nicht leiden konnte". Auch Chaoslord "mag sie lieber" als das ARD-Duo, das derzeit meist aus Reinhold Beckmann und Mehmet Scholl besteht. Zudem empfindet der User es als "etwas lockerer und weniger steif" als im Ersten. Laut blra hingegen sei es schade, dass man "das erfolgreiche Konzept" von der WM 2006 mit Klopp und Meier sprengte. Ferner wird auch die Seebühne auf Usedom gelobt, von wo aus das Zweite Deutsche Fernsehen live sendet. Columbo empfindet dies vor allem "bei Abendspielen, wenn es dunkel ist" als sehr gelungen, für Neuling ist es gar "eine Wohltat in einer Zeit, wo in Studios die Fenster zugehängt werden".

Die ARD-Nachlese besteht bereits eine halbe Stunde nach Spielende aus «Waldis Club», das insgesamt gar nicht gut ankommt. Der Hauptkritikpunkt ist Comedian Matze Knop, der vielen Fußballfans einfach zu oft in der Sendung auftritt. So hält acid_junky seine zahlreichen Parodien zwar für "handwerklich gut", allerdings werde "das so inflationär gezeigt, dass es einfach nur noch nervt". Auch S!lent ist sichtlich genervt von Knop, da er "immer wieder die gleiche Leier vom Kaiser und Klopp" bringe. Deshalb meidet er inzwischen jede Sendung mit dem Comedian. Auch ist Glenn der Ansicht, dass sich "der feine Humor von Jürgen von der Lippe mit dem grölenden Publikum nicht wirklich gut vertragen" habe - von der Lippe ist in der ersten Ausgabe bei dieser EM zu sehen gewesen. Der Benutzer blra, der nach "einer Ewigkeit mal wieder reingeschaut" hat, empfindet die Sendung allerdings als "gar nicht mal so schlecht wie ich das noch in Erinnerung hatte" - allerdings habe auch ihn Matze Knop gestört.

Ferner diskutierten die User auch darüber, wo sie die Spiele am liebsten anschauen. Chris_23 schreibt, dass er "Public Viewing mit diesen Horden an Event-Fans überhaupt nicht ausstehen kann" und deshalb hauptsächlich mit Freunden und Familie schaut. Damit bildet er einen guten Querschnitt durch das Forum, denn fast alle sehen die Spiele am liebsten gemeinsam mit Freunden und Familienmitgliedern - oder wie beispielsweise Columbo vieles auch "alleine zu Hause". Diese Variante präferiert auch Atum4, wobei es ihm bei Deutschland-Spielen "in einer Gruppe am meisten Spaß macht". JackieZ versucht allerdings, das Public Viewing etwas vor Anschuldigungen wie "zu viele Turnier-Touristen, die keine Ahnung von Fußball haben, aber dort so tun, als wären sie die größten Experten unter der Sonne" zu schützen, wie es Commi beschreibt. Es käme unter anderem stark darauf an, "wie groß die Leinwand ist, wie viele Leute da sind" und wo es stattfindet. Er selbst war "bisher auf keiner der großen Fan-Meilen" und sei deshalb bisher zumindest vom "Gruppenkuscheln" verschont geblieben.

Abschließend wurde auch noch die Frage geklärt, wie groß das Fußballfieber der Forenuser zur Zeit überhaupt ist. Bei der Mehrzahl ist dieses als sehr hoch zu bezeichnen, denn sehr viele haben vor, sich beinahe jedes Spiel anzuschauen. So auch AliAs, der allerdings langweilige Spiele "nur noch nebenher laufen" lässt und diese nur dann aufmerksam verfolgt, "wenn etwas passiert". SchwuppdiWupp hält es ähnlich, er wird dabei allerdings in der Nähe seines Fernsehers "sicher im Internet surfen oder auch andere Sachen machen". Für cooky wird die Arbeit zu einem Dilemma, denn diese macht ihr "einen Strich durch die Rechnung", alle Begegnungen sehen zu können. Auch Scotti "wird es nicht möglich sein", alle Spiele zu sehen, da er neben Fahrstunden auch anderen Verpflichtungen am Abend nachzugehen hat. 2Pac wiederum nur vor, die Topspiele zu sehen, wobei "Deutschland als Topmannschaft da natürlich inklusive" sei. Als die größten Fußballmuffel präsentieren sich Kunstbanause und Jan-Itor, die überhaupt kein Interesse an der Europameisterschaft haben. Letzterer begründet seine Entscheidung damit, dass es "weniger um den Fußball" gehe, "der an sich ein toller Sport ist", als viel mehr "um das dämliche Gelaber drum herum".

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