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RTL: Mut, Mut und nochmal Mut

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Nach einem richtig schwachen Mai stehen die Zeichen auf Veränderung. Dazu muss sich RTL in der kommenden Saison aber etwas trauen. Passiert das wirklich oder versuchen sich die Kölner erneut ohne große Veränderungen durchzumogeln?

Season:
Mit durchschnittlich 17,7 Prozent Marktanteil beendete der Kölner Sender RTL das vergangene TV-Jahr. Vor allem gegen Ende sah es aber deutlich schlechter aus. Nach einem durchwachsenen April (16,4 %) kam RTL im Mai nur noch auf 15,3 Prozent. Der Juni verspricht wegen der Fußball-EM nicht besser zu werden. Angesichts dieses Trends scheint es schier unmöglich sein, die 17,7 Prozent in der kommenden Saison noch einmal zu wiederholen.


Die Baustellen:


Sie sind mittlerweile fast an jedem Abend zu finden. Montags gehört inzwischen «Wer wird Millionär?» zu den Sorgenkindern. Zwar holt die Quizshow insgesamt nach wie vor sehr starke Zuschauerzahlen, bei den wichtigen 14- bis 49-Jährigen liegt man überwiegend im roten Bereich. Um 21.15 Uhr wusste zuletzt Christian Rach nicht mehr durch die Bank zu überzeugen, rund läuft es wohl nur, wenn Inka Bause im Herbst wieder Bauern verkuppelt. Der Dienstag-Abend steht vor einem größeren Umbruch. Nach dem Ende von «CSI: Miami» und «Dr. House» stellt sich die Frage, ob RTL die zuletzt teilweise schlechten US-Formate einfach durch andere Ware aus Amerika ersetzen möchte. Zudem gehört auch der 22.15 Uhr-Slot seit dem Ende von «Monk» zu den Problemfällen des Kölner Senders.

Nicht weniger spannend ist die Frage, wie RTL am Mittwoch vorgeht. Eine neue «Raus aus den Schulden»-Staffel ist bestellt, auch «Der Bachelor» wird fortgeführt. Von der «Super Nanny» hat man sich unter anderem wegen schwacher Quoten getrennt – was also passiert am Mittwochabend? Donnerstags läuft «Alarm für Cobra 11» - ebenfalls nach Verlusten – noch ordentlich, aber das 21.15 Uhr-Format «Bones» wird sich nur schwer im Programm halten lassen. Teilweise wurden zuletzt weniger als 13 Prozent in der Zielgruppe gemessen. Solche Quoten wird sich RTL kaum noch lange antun.

Am Freitag stellt sich die erneute Frage in wie weit «Wer wird Millionär?» noch gesichert ist. Die später gezeigten «Chart-Shows» dürften sich wirtschaftlich durchaus lohnen, sie holen akzeptable Einschaltquoten. Neu hinzukommt bei RTL mittlerweile auch ein Vorabendproblem: «Alles was zählt» lag im Mai 2011 bei gerade einmal 16,1 Prozent Marktanteil, im Vorjahreszeitraum kam man noch auf genau 18 Prozent. Und auch der Dauerbrenner «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» musste Federn lassen. Der Mai 2012 wurde durch die Jubiläumswoche positiv beeinflusst. Im April 2012 aber lag die Soap bei noch 20,3 Prozent und somit bei drei Prozentpunkten weniger als im Vorjahreszeitraum. Im Mai steigerte man sich dann wieder auf 21,4 Prozent, lag aber sechs Mal bei unter 20 Prozent. Das kam im Mai 2011 nie vor.

Die Chancen:


Wenn RTL jetzt im Sommer die richtigen (mutigen) Entscheidungen trifft, kann der Weg aus der Krise ein schneller sein. Eine wichtige Frage wird sein: Wird man die Dosis von «Wer wird Millionär?» weiter reduzieren? Plant man künftig vielleicht wieder eher mit kürzeren Staffeln, die dann als eine Art Event im Fernsehen zu sehen sein werden? Lässt Günther Jauch das alles mit sich machen? Oder akzeptiert man bei RTL auch wegen der hohen Zuschauerzahlen bei allen die ein oder andere schlechte Quote in der Zielgruppe. Den Dienstagabend wird man bei RTL vor 2013 nicht anrühren – die aktuellen Piloten in den USA werden wohl darüber entscheiden, ob man in Köln an diesem Tag weiter auf US-Ware setzt. Möglich wäre zum Beispiel ein Einsatz von «Dallas» am Dienstag – aber eben nur wenn die Qualität der in den Staaten in dieser Woche startenden Serie stimmt. Zudem macht eine Ausstrahlung erst dann wirklich Sinn, wenn eine gewisse Anzahl an Folgen vorliegt – also wahrscheinlich erst ab Mitte kommenden Jahres.

Große Chancen hat RTL möglicherweise am Mittwoch. Es böte sich durchaus an, an diesem Abend einen Comedy-lastigen Abend zu etablieren, unter anderem mit der einstündigen Serie «Der Lehrer». Die Kölner würden sich so durchaus vom restlichen Programm absondern. Aber: Auf der anderen Seite ist serieller Nachschub auch am Donnerstag gefragt. Rein aus Quotensicht ist «Bones» nämlich nicht mehr um 21.15 Uhr zu halten. Hier bietet sich aber vielleicht «Person of Interest» an – oder eine deutsche Eigenproduktion, die momentan aber noch nicht in Sicht ist. Im Herbst starten soll übrigens auch die internationale «Transporter»-Serie, die durchaus Hit-Potential hat.

Am Vorabend wird es RTL mit RTL II aufnehmen müssen. «Berlin – Tag & Nacht» jagt weiter von Rekord zu Rekord und etablierte Soaps wie «Alles was zählt» müssen darauf reagieren. Die Eislauf-Soap wird gleich vier neue Figuren einführen und überlegt zudem, sich authentischer präsentieren zu wollen. Eine Entscheidung diesbezüglich soll demnächst fallen. Klar ist: Für das 19.05 Uhr-Format muss es wieder nach oben gehen, sonst kann möglicherweise auch der Abwärtstrend von «GZSZ» nicht gestoppt werden. Und dann wird man in Köln ganz schnell ganz nervös.

RTL ist für die kommende Saison auf keinen Fall ohne Chance, wenn man zahlreiche gute Ideen in der Hinterhand hat. 2011/2012 erwies sich der Sender aber bis auf wenige Ausnahmen als kaum innovativ. Dass der Sender in 2012/2013 auf 17,7 Prozent oder mehr kommt, gilt daher als unwahrscheinlich. Mehr als die 15,3 Prozent im Mai 2012 werden es aber wohl schon wieder werden.

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