Euro 2012

Die (dürftigen) Alternativen für alle Fußballmuffel

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Die TV-Alternativen zur Europameisterschaft 2012 fallen äußerst mau aus, der Wiederholungsanteil ist in der Primetime bei allen Sendern sehr hoch. Free-TV-Premieren sind die Ausnahme, und wirklich interessante Sendungen bringt man versteckt unter.

Die Europameisterschaft 2012 ist in vollem Gange, Deutschland spätestens seit dem Sieg über Portugal wieder im Fußballfieber. Klar, dass davon ARD und ZDF unheimlich profitieren, haben sie sich doch die Free-TV-Rechte an allen Spielen der EM gesichert. Neben den eigentlichen 90 Minuten versuchen die beiden öffentlich-rechtlichen Stationen die Rahmenberichterstattung auf ein absolutes Maximum auszudehnen und somit den Quotenerfolg zu strecken. Alle Sportfans sind die nächsten Wochen also restlos bedient. Aber was bieten die verbleibenden sechs privaten TV-Stationen als Kontrastprogramm für alle Fußballmuffel an? Quotenmeter.de mit dem Überblick.

Wenig Interessantes zeigt RTL während der EM-Spiele, ein Großteil der Primetime ist mit Wiederholungen bestückt. So zeigt man montags jeweils zwei Wiederholungen von «Einsatz in 4 Wänden Spezial», am Dienstag schont man seinen Neustart «The Glades» und setzt stattdessen auf Doppelfolgen des Dauerbrenners «CSI: Miami». Am Mittwoch werden weiterhin «Typisch Frau - Typisch Mann» sowie die «Versicherungsdetektive» gezeigt – allerdings setzt man hier nicht auf neue Folgen wie in den letzten beiden Wochen, sondern schummelt Episoden aus vergangenen Jahren unter die aktuelle Staffel. Am Donnerstag strahlt man Wiederholungen von «Alarm für Cobra 11» sowie «Lasko» aus. Letztere Serie soll das quotenschwache Bones vertreten. Der Freitag wird mit Wiederholungen der «Ultimativen Chartshow» bestückt, bevor man zum Wochenende hin auf Spielfilme vertraut. Tatsächlich mischt sich hierrunter auch die ein oder andere Free-TV-Premiere wie etwa «Wie das Leben so spielt», das für den 17. Juni geplant ist sowie «Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire» und «Fighting», die jeweils am 23. Juni gezeigt werden sollen. Interessant zu beobachten sein wird auch wie sich der aufwändig produzierte Katastrophenfilm «Vulkan» diesen Samstag schlagen wird, immerhin wurde die Eigenproduktion des Senders vor einigen Jahren mit großem Erfolg erstausgestrahlt.

Eine interessante Taktik verfolgt ProSieben, das gleich drei Mal auf Marathon-Programmierungen setzt. So sollen an Montagen gleich vier Folgen der «Simpsons», an Dienstagen sechs Folgen «Two and a Half Men» und mittwochs die volle Dosis «How I Met Your Mother» zu sehen sein. Diesen Donnerstag setzt man auf die Zweit-Verwertung der aktuellen «Germany‘s next Topmodel» - Staffel, indem man ein Best-of dieser ausstrahlt. An den darauffolgenden Donnerstagen setzt man auf Aiman Abdallah und Wiederholungen von «Galileo Big Pictures», bevor man freitags bis sonntags auf Spielfilme vertraut. Bis auf «The Quiet» sowie «Sterben will gelernt sein», die beide als TV-Premiere diesen und nächsten Samstag gezeigt werden sollen, findet man hier wieder vor allem eins: Wiederholungen. Ob Bully Herbigs Der «Schuh des Manitu», «Paycheck: Die Abrechnung» oder «Matrix»: Beispiele gibt es genug.

Während ProSieben ein großes Augenmerk auf Sitcoms legt, sind es bei Sat.1 fast nur Komödien, die das Programm der nächsten drei Wochen beherrschen sollen. Sowohl dienstags als auch mittwochs und samstags setzt man auf leichte Unterhaltung aus den USA und Deutschland, die im vergangenen Jahrzehnt produziert wurde. Mit dabei sind u.a «Nur Anfänger heiraten», «Leg dich nicht mit Zohan an» oder «Wo ist Fred?» - alles Filme, die in den letzten Jahren weder besonders schwach noch überragend abschnitten. Am Freitag sendet Sat.1 zwar keine Filme, traurig sein müssen alle Freunde der leichten Fernsehunterhaltung trotzdem nicht: Ähnlich wie bei Schwesternsender ProSieben setzt man auf eine schier endlos scheinende Strecke der Sketch-Comedy «Weibsbilder», die dem Fußball Konkurrenz machen sollen. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Montags zwei Folgen von «Der letzte Bulle», donnerstags die Doppelfolge «Criminal Minds» und sonntags «Navy CIS». Alle natürlich im Re-run.

Keine Veränderungen sind bei RTL II und kabel eins zu beobachten. Während erstgenannter Sender freitags bis sonntags auf zweitklassige Spielfilme setzt, werden montags bis donnerstags die recht beliebten Eigenproduktionen, einige sogar in Erstausstrahlung, zu sehen sein. So gibt es zum Beginn der Woche wie gewohnt die neusten Geschichten rund um «Die Geissens», dienstags Wiederholungen von «Zuhause im Glück», mittwochs wird u.a. «Villa Germania» mit neuen Folgen fortgeführt und donnerstags sind neben Wiederholungen des Klassikers «Frauentausch» «Die Kochprofis» zu sehen. kabel eins legt hingegen besonderen Wert auf Filme, anders als Sat.1 aber eher auf das Genre Action und Science-Fiction. So sind donnerstags beispielsweise «Star Trek»-Filme zu sehen. Freitags und samstags bleiben die Krimis im Programm, dienstags ist mit «Abenteuer Leben XXL» die einzige Eigenproduktion zu sehen.

Kleine Veränderungen gibt es bei VOX, das am Montagabend auf «CSI:NY» verzichtet und stattdessen auf Doppelfolgen von «Criminal Intent – Verbrechen im Visier» setzten wird. Unverändert werden am Dienstag «Der V.I.P. Hundeprofi», der ab nächster Woche allerdings auch mit Wiederholungen an den Start geht, und «Goodbye Deutschland! Die Auswanderer» im Programm sein, mittwochs gibt es ab sofort und anders als ursprünglich geplant Wiederholungen von den bekannten Serien «The Closer» und «Rizzoli & Isles». Der Donnerstag bleibt genauso wie der Samstag, an dem man auf die quotenschwächeren Dokumentationen verzichtet, den Spielfilmen vorbehalten. Sonntags geht man wie gewohnt mit dem «Perfekten Promi Dinner» auf Quotenfang. Ganz versteckt, in der Late-Prime, findet man sonntags des Weiteren eine neue sechsteilige Doku-Soap, die sich mit dem Leben der Fußballlegende Lothar Mätthaus beschäftigt. «Lothar – immer am Ball» geht am späten Sonntagabend erst nach elf Uhr auf Sendung.

Stellt sich noch zum Schluss die Frage: Worauf setzten ARD und ZDF, wenn sie nicht - im wahrsten Sinne des Wortes – am Ball sind. An zwei Montagen setzt das Erste Deutsche Fernsehen auf «Erlebnis Erde» sowie eine Diskussion mit dem Thema «Wer rettet jetzt den Euro?». Danach geht jeweils Frank Plasberg mit «Hart aber fair» auf Sendung. Ansonsten wiederholt man unter der Woche Filme wie «Die göttliche Sophie», «Zimmer mit Tante» und den Zweiteiler «Gottes mächtige Dienerin». Sonntags setzt man wie in den Sommermonaten gewohnt auf «Tatort»–Wiederholungen, nach denen man Kriminalfilme aus der Reihe «Wankells Wallander» programmiert – Günther Jauch schickt man im Gegensatz zu Plasberg also in Sommerpause. Des Weiteren muss Das Erste einen Samstag, an dem zeitgleich ein EM-Spiel läuft, bespielen. An diesem hofft man auf Zuschauer 50+ und setzt man mit «Melodien der Berge» auf Volksmusik. Ähnlich programmiert das ZDF, das vor allem auf alte Filme setzt. So zeigt man an einem Mittwoch «Das Traumschiff»: Vietnam,an zwei Donnerstagenv «Vater aus heiterem Himmel» und «Der Stinkstiefel». Am Freitag und Samstag kommen mit «Der Alte» und «Stubbe – Von Fall zu Fall» Krimifans auf ihre Kosten.

Das Fazit: Wirkliche Alternativen gibt es nicht allzu zahlreich. Interessant wird sein, wie sich die Marathon-Programmierungen bei ProSieben schlagen werden. Zu großen Erfolg sollten die Verantwortlichen allerdings nicht erwarten, schließlich versuchte man im Dezember schon einmal ohne nennenswerte Konkurrenz mit sechs Folgen der Sitcom «How I Met Your Mother» zu überzeugen, gut wurden die Quoten allerdings erst am späten Abend. RTL hingegen muss um die Marktführerschaft beim jungen Publikum bangen, denn das aufgestellte „Notprogramm“ fällt mehr als dürftig aus. Besonders dienstags wird es dem chronisch schwachen «Psych» wohl kaum gelingen gute Werte zu erzielen. Gleiches gilt übrigens mittwochs für «Typsich Frau Typisch Mann», das für RTL wohl zum Totalausfall wird. Donnerstags ist mit dem peinlich schwachen «Lasko» ebenfalls kein Blumentopf zu gewinnen. Sat.1 hingegen könnte aufgrund der zahlreichen Komödien, die einen großen Gegensatz zum Fußball darstellen, mit einem blauen Auge davonkommen.

Ganz im Gegensatz zu kabel eins, das unter größerem Zuschauerschwund leiden könnte. Actionfilme interessieren eher männliche Personen, die die kommenden drei Wochen aber eindeutig lieber Fußball schauen werden. RTL II, das sicherlich Abstriche hinnehmen werden muss, könnte vergleichsweise gut wegkommen, schließlich zeigte sich in jüngstes Vergangenheit schon oft, dass «Die Geissens», «Frauentausch» und Co eine feste Fanbase haben, auf die man sich mehr oder weniger verlassen kann. Das einzig Interessante, was VOX im Programm haben wird ist derweil «Lothar – immer am Ball», das nach dem Magazin «Prominent» und Abpfiff der EM Spiele am späten Sonntagabend durchaus Potential hat. Trotzdem spricht es nicht gerade für den Mut der Produzenten, wenn eine solche Produktion so unprominent platziert wird. Doch „Loddar“ hin oder her, das allgemeine Bild zeigt: Jenseits der Wiederholungen gibt es für Fernsehfreunde demnächst nicht viel Auswahl.

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