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Aufatmen: Deutsche Sender leiden nicht unter US-Entscheidungen

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Nur ein Sender muss sich etwas einfallen lassen: RTL könnte nach dem Ende von «CSI: Miami» Probleme bekommen.

Mitte Mai schauen auch die deutschen Fernsehsender immer gebannt in die USA: Dann werden dort Entscheidungen bekannt, die auch Auswirkungen auf ihr Programm haben. Wird vielleicht ein deutscher Publikumsliebling in den Staaten abgesetzt? In den vergangenen Jahren traf es unter anderem VOX recht hart: Serien wie «Close to Home», «Crossing Jordan» oder «Criminal Intent» – hierzulande wirkliche Hits – wurden in den Staaten meist wegen zurückgehendem Zuschauerinteresse beendet.

2012 sieht die Situation anders aus. Das hat zwei Gründe: Es ist diesmal nicht die Vielzahl an US-Serien, die auch in Deutschland prominent laufen, die abgesetzt wurden und ohnehin sind US-Serien in Deutschland oftmals nicht mehr die ganz großen Hits. Top-Serien wie «Dr. House», «Bones» und Co. mussten kräftig Federn lassen oder laufen gar weit unter Senderschnitt. Im Endeffekt sind es vor allem zwei Namen, die den deutschen Fernsehmachern weh tun dürften.

Das Ende von «CSI: Miami» wird RTL vor die Aufgabe stellen, seinen Dienstagabend komplett zu überarbeiten. Nach «House», das dieses Jahr planmäßig zu Ende geht, fällt nun auch der Krimi-Hit weg. 19 Folgen hat man noch im Archiv liegen, diese werden sicherlich bis Mitte 2013 gestreckt. Danach besteht für RTL einerseits die Möglichkeit dienstags auf deutsche Formate zu setzen oder aber noch einmal ein anderes US-Format zu probieren. Einem RTL-Sprecher zufolge sind wohl beide Modelle denkbar. „Unabhängig von diesem konkreten Sendeplatz pilotieren wir weiterhin deutsche Serien, haben aber auch neue US-Serien im Visier“, sagte Claus Richter vergangene Woche gegenüber Quotenmeter.de.

Ansonsten ist es ProSieben, das bald auf zwei seiner Serien verzichten muss. Bereits im Herbst wird der Münchner Sender das Finale von «Desperate Housewives» ausstrahlen. Für den Mittwochabend braucht der Kanal also Nachschub – aber auch für den Montag. Denn bekannt wurde, dass in der kommenden US-Saison die letzten «Fringe»-Folgen entstehen werden. Das dürfte für ProSieben ein geringeres Problem sein. Mit «Homeland», einer Showtime-Serie, in der Hinterhand hat man für den Montag eine programmliche Alternative. Blöd nur, dass auch «Terra Nova», dessen erste Staffel hierzulande in dieser Woche zu Ende ging, nicht für eine zweite Runde verlängert wurde.

Durch die umfangreichen Output-Deals hat die Sendergruppe aber Zugriff auf zahlreiche Neustarts – sodass hier die Absetzungen nicht sonderlich weh tun. Bis auf «Desperate Housewives» hat es bei ProSieben zudem keinen sonderlich großen Hit getroffen. Und: Alle Sitcoms, die sich im Programm sehr gut schlagen, wurden verlängert. Dazu zählen unter anderem «How I Met Your Mother», «The Big Bang Theory», «New Girl» und «Two and a half Men». Spannend dürfte es sein, ob ProSieben wie geplant die Retro-Serie «Pan Am» ins Line-Up aufnehmen wird. In den USA wurde sie wegen breiter Ablehnung des Publikums nach wenigen Folgen abgesetzt – das spricht nicht dafür, dass sich hierzulande ein großer Sender dem Format annehmen wird. Denkbar wäre vielleicht noch eine Ausstrahlung bei sixx.

Dort verliert man eines seiner größten Zugpferde: Die Serie «Gossip Girl» hat ebenfalls nur noch eine kurze, finale Staffel bekommen. sixx muss demnächst nun erst einmal Runde fünf auf die Bildschirme bringen, danach erst folgt die letzte Season. Mit etwas Geschick kann man das Ende also noch eine Weile hinauszögern. Vielleicht erst 2014 wird dann auch in Deutschland die letzte Episode der Josh-Schwartz-Serie über die Mattscheiben flimmern. The CW hält aber mit «The Carrie Diaries» und «Beauty and the Beast» Nachschub parat, der auch prima ins Programm des deutschen Frauensenders past.

RTL II hat sich ohnehin unabhängig gemacht von US-Ware – die Hits «Game of Thrones» und «The Walking Dead» laufen nicht im Network-TV in den Staaten und sind beide auch verlängert worden. Und auch VOX kann in Deutschland aufatmen. Alle wichtigen Serien, den noch ausstehenden Neustart «Grimm» eingeschlossen, werden in den USA mit weiteren Ausgaben zurückkehren. Freude auch bei Sat.1: Das Krimi-Line-Up («Navy CIS», «The Mentalist», «Criminal Minds», «Hawaii Five-0» und «Navy CIS: L.A.») kann unangetastet bleiben.

Fazit: Die großen Einschnitte bleiben aus. RTL verliert zwei Serien – und wird einen neuen Dienstagabend bauen müssen. Bei ProSieben fallen drei Formate weg, auf das Ende von «Desperate Housewives» konnte man sich in Unterföhring aber mit viel Vorlauf vorbereiten. sixx dürfte das Aus von «Gossip Girl» schmerzen, der Sender kann das Ende aber wegen der Vielzahl an Nachfolgern sicherlich gut verkraften. Letztlich profitieren deutsche Sender vor allem aber auch davon, dass man sich inzwischen mehr und mehr auch im amerikanischen Kabel- und Bezahlfernseh-Markt umsieht.


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