Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Und nach Roman Lob?

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Wir alle rechnen mit einem erfolgreichen «ESC»-Auftritt. Unser Kolumnist fragt trotzdem: Was passiert, wenn’s schiefgeht?

„Bilanz gezogen wird am Schluss“, sagte «ESC»-Koordinator Thomas Schreiber im Januar, nach den schlechten Einschaltquoten der Castingshow «Unser Star für Baku». Was Schreiber meinte: Man soll aus den schwachen Zuschauerzahlen und dem geringen Interesse keine voreiligen Schlüsse ziehen, sondern wichtig ist, wie viele Menschen den eigentlichen «Eurovision Song Contest» am Samstag verfolgen – und vor allem: welchen Platz unser deutscher Teilnehmer Roman Lob belegt. Denn nur darum geht es letztlich geht es bei all dem Vorentscheid-Geplänkel.

Schlechte Quoten sind eher zweitrangig, ruft man die Schlagzeilen und die Häme in Erinnerung, die wir nach dem schlechten Abschneiden unserer früheren «ESC»-Teilnehmer hatten: Thomas Schreiber nimmt niedrige Marktanteile gern in Kauf, wenn er nur solche Katastrophen wie die mit Gracia (2005 letzter Platz), den No Angels (2008 drittletzter Platz) oder Alex Swings Oscar Sings! (2009 20. Platz) verhindern kann. Seit der Kooperation mit Raab und ProSieben hat Lena Meyer-Landrut die vorher beschämende deutsche «ESC»-Bilanz stark verbessert – aber was passiert, wenn’s nun mit Roman Lob gewaltig schiefgeht?

Vorstellen kann man sich einen der letzten Plätze für „Standing Still“ eigentlich nicht: Das Lied ist sehr eingängig, ein radiotauglicher Ohrwurm. Zwar ist es nie gern gehört, aber: Roman Lob könnte schlecht abschneiden (Konjunktiv!). Und dann? Würde die ARD ihren Vorentscheid letztlich wieder ändern, nachdem die Einschaltquoten von «Unser Star für Baku» und auch die Platzierung des Teilnehmers schlecht waren?

Wahrscheinlich nicht. Denn welche Alternative gibt es? Frühere Vorentscheide wie jene mit (halb)prominenten Künstlern waren nicht nur teils peinlich, sondern auch skandalös – man erinnere sich bloß daran, dass bei Gracias «ESC»-Lied Chartmanipulation festgestellt wurde. Oder daran, als Zlatko, ein Teilnehmer der vielbeachteten ersten «Big Brother»-Staffel, ernsthaft um einen Startplatz beim Grand Prix kämpfte. Oder als bei Thomas Anders‘ Auftritt die Technik versagte. Solche Zeiten will niemand mehr erleben.

Die aktuelle Zusammenarbeit mit ProSieben sollte also unbedingt trotzdem fortgesetzt werden, ungeachtet der Probleme. Zwar muss man das viel kritisierte Konzept von «Unser Star für Baku» überarbeiten, aber die grundsätzliche Kooperation darf nicht einfach nach einem einzigen möglichen Flop wieder komplett in Frage gestellt werden. Sonst drohen uns im schlimmsten Fall als «ESC»-Gesichter statt Thomas D und Stefan Raab: Dieter Bohlen, oder gar Ralph Siegel. Letzterer hat sich übrigens auch in diesem Jahr wieder als Produzent eingeschlichen – für San Marino und dessen Sängerin Valentina Monetta. Zumindest hat Roman Lob schon eines geschafft: erfolgreicher zu sein als Monettas und Siegels The Social Network Song (oh oh -uh- oh oh) (ehemals Facebook-Song genannt). Denn diesen haben die Zuschauer bereits im Halbfinale aus dem Wettbewerb gewählt.

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