Popcorn & Rollenwechsel

Blood and Ice Cream

von
Edgar Wright beendet endlich seine beliebte „Blood and Ice Cream Trilogy“. Anlass genug für einen Blick auf ungewöhnliche, thematische Filmreihen ...

Vergangene Woche kündigte Edgar Wright an, sich kommenden September endlich wieder mit Simon Pegg und Nick Frost zusammenzutun, um «The World's End» zu drehen, den lang erwarteten Abschluss der „Blood and Ice Cream Trilogy“. Diese Filmreihe ist auch bekannt als die „The Three Flavours Cornetto Trilogy“ und findet ihr Finale in der Geschichte von fünf Jugendfreunden, die sich vor zwanzig Jahren an der epochalsten Kneipentour aller Zeiten versuchten. Nun versammeln sie sich erneut, um auf Teufel komm raus diesen Saufmarathon zu überwältigen. Das Ende soll der legendäre Pub «The World's End» markieren, doch während des in Jugenderinnerung getränkten Saufgelages stellen sie fest, dass sie nicht nur darum kämpfen müssen, die Kneipentour zu bestehen, sondern dass von ihnen auch die Zukunft der Menschheit abhängig ist. Denn das wahre Ende der Welt scheint bedrohlich nahe ...

Inhaltlich bestehen die einzigen Parallelen zu den Vorgängerfilmen «Shaun of the Dead» und «Hot Fuzz» einzig und allein darin, dass in allen drei Filmen Pubs vorkommen, es blutig wird und ein Cornetto-Hörnchen gegessen wird. War es in der Zombiekomödie mit Frost und Pegg ein (zum Zombiethema passend) rotes, genoss Peggs Figur in «Hot Fuzz» ein blaues, wie es sich wohl für Polizisten in stahlblauen Uniformen so gehört. Für «The World's End» ist ein minzgrünes Eis angekündigt.

Die klutigen, urbritischen Komödien von Wright und seinem Schreibpartner Pegg sind nicht die einzigen Filme, die durch ein Farbthema (sowie wiederkehrende Beteilige vor und hinter der Kamera) zusammengehalten werden. Die „Blood and Ice Cream Trilogy“ selbst wurde einerseits dadurch inspiriert, dass Wright und Pegg Cornetto-Eis scherzhaft als optimales Kater-Frühstück bezeichnen, und zum anderen durch Krzysztof Kieślowskis Drei-Farben-Trilogie. Diese umfasst die Dramen «Blau», «Weiß» und «Rot», die sich doppelbödig mit den Motiven des französischen Wahlspruchs „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ auseinandersetzt. Es ist wohl müßig, anzumerken, dass diese thematische Bündelung dreier Filme bei Wrights Kultkomödien eher auf einen Insiderjoke reduziert werden kann (wenngleich auf einen wundervoll verschroben-trockenen), während der polnische Meisterfilmer mit seiner Trilogie ein Musterbeispiel für konzeptionell durchdachte Filmreihen schuf. Stilistisch verwand mit letzterer ist unter anderem die Elemente-Trilogie der kanadisch-indischen Regisseurin Deepa Mehta, die in «Fire», «Earth» und «Water» soziokulturellen Problemen des modernen Indiens annahm. «Fire» handelt von Zwangsheirat und der Behandlung Homosexueller, «Earth» von Religion und der Formierung Pakistans und der von Kritikern am meisten gefeierte Teil «Water» von Suizid, Misogynie und die Misshandlung von Witwen.

Irgendwo zwischen der konzeptionellen Dichte dieser Reihen lässt sich die Verbundenheit der Filme aus Baz Luhrmans „Red Curtain Trilogy“ ansiedeln, greift der Regisseur in «Strictly Ballroom», «Romeo + Julia» und «Moulin Rouge» Konventionen von Theateraufführungen auf, um sie mit seiner übersteigerten Ästhetik und rasanten Schnittarbeit zu Teilen einer überhöhten Filmwelt zu formen. Terry Gilliam behandelte dagegen in seiner „Imagination Trilogy“ die menschliche Vorstellungskraft im Kindsalter («Time Bandids»), als Erwachsener («Brazil») und als Person im weiter fortgeschrittenen Alter («Die Abenteuer des Baron Münchhausen»). Ein weiteres, nennenswertes Beispiel, wodurch sich eine Trilogie formieren kann, stammt von Ingmar Bergman. Erst nach Fertigstellung der drei im Jahresabstand voneinander veröffentlichten Filme «Wie in einem Spiegel», «Licht im Winter» und «Das Schweigen» erkannte er, dass diese thematisch eng verknüpft sind und in ihrer Erörterung von geistiger Gesundheit und dem Versiegen religiösen Glaubens eine Trilogie der Reduktion bilden.

Das populärste Thema für Trilogien scheint jedoch der Tod zu sein, haben sich an dem doch bereits Regisseure wie Gus Van Sant («Gerry», «Elephant» und «Last Days») und Alejandro González Iñárritu («Amores Perros», «21 Gramm» und «Babel») angenommen. Diesen Trilogien mangelt es allerdings ganz eindeutig an Eiskrem.

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