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«Party, Bruder!»: VIVA auf den Spuren von «Jersey Shore»?

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Ab heute Abend begleitet VIVA die fünf Freunde Anil, Bulut, Moho, Steven und Nayef beim Feiern im Ruhrgebiet oder in Berlin. Ganz ohne Drehbuch, wie versprochen wird. PR-technisch setzt man auf Social Media.

In den USA erfreut sich «Jersey Shore» reger Beliebtheit – zum Vorteil von MTV. Der etwas angeschlagene (Musik-)Sender erreichte damit schon so manchen Quotenrekord. Die aktuelle Staffel, die im Januar in Übersee startete, kam beispielsweise auf sehr starke 7,6 Millionen Zuschauer. Das Erfolgsrezept der Realityserie ist dabei kein wirklich Originelles: Man nehme einfach ein paar streitwillige Jugendliche, die man beim Sommerurlaub mit der Kamera begleitet. Ob das alles echt ist, sei mal dahingestellt. Fest steht, dass dieser Stoff unglaublich gut ankommt. Nur eben in Deutschland lief die Serie bislang unter dem Radar. Das will man jetzt wohl ändern, denn mit «Party, Bruder!» bringt VIVA eine neue Serie an den Start, die «Jersey Shore» in vielen Bereichen ähnelt.

Statt einer Clique von Amerikanern stehen hier fünf Freunde aus dem Ruhrpott im Mittelpunkt. Gemeint sind hiermit Charmeur Bulut (19), Tänzer Moho (19), Model Steven (19) und der süße Nayef (18), wie VIVA seine Protagonisten selbst beschreibt. Ein wirklich handfestes Konzept scheint es nicht zu geben – Hauptsache ist, dass nichts gescriptet ist. „Unsere Jungs sind absolut authentisch,“ sagt Produzentin Sylvia Fahrenkrog-Petersen von der herstellenden Firma Good Times. „VIVA war von einer vorab produzierten Pilotfolge genauso begeistert wie wir und erteilte direkt den Auftrag für eine komplette Staffel.“

Dass in dem Format nichts nach Drehbuch läuft, ist gerade in Zeiten, in denen Scripted Reality große Teile des Nachmittagsprogramms einnimmt, sicherlich kein unwichtiger Hinweis. Diese Aussage lässt sich natürlich nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Klar ist aber: VIVA will mit der neuen Produktion wieder mehr Profil bekommen. Mit der Einstellung von «MTV Home» im März 2011 verlor man schließlich zwei wichtige Image-Träger: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. «VIVA Live!» wurde als letztes Herzstück des Senders gleichzeitig mit eingestampft. Nach über einem Jahr traut sich VIVA mit «Party, Bruder!» nun also erstmals wieder an eine eigene Produktion – abseits von Musik-Clip-Shows – heran.

Und man meint es wohl ernst damit. Die Spots im TV laufen schon seit Tagen heiß, im Internet setzt man vor allen Dingen auf Social Media. Auf Facebook zählt die Serie über 14.000 Fans; knapp 7.000 davon sprechen über das Format (Stand: 25.04.). Wegweisend für den Erfolg von «Party, Bruder!» könnte «Berlin – Tag & Nacht» sein, dass unter anderem durch die Hilfe von Facebook zum Straßenfeger wurde. Über 1,6 Millionen sind Fans der RTL II-Doku, im Fernsehen brach die Serie jüngst einen Quotenrekord nach dem anderen.

Für Aufsehen sorgte eine Aktion vom 22. April, als die Party-Brüder zwischenzeitlich die Facebook-Seite von VIVA lahm legten. „Die Jungs von «Party, Bruder!» sind ja schon jetzt bekannt für ihre klaren Worte und großen Egos. Leider sind sie uns heute etwas außer Kontrolle geraten. Derzeit haben sie die VIVA-Facebook-Seite unter Kontrolle. Eine Aktion, die zwar zuvor mit VIVA abgesprochen war, nun aber etwas aus dem Ruder läuft. Wir versuchen die Jungs grade zu erreichen, und der Spuk sollte bald ein Ende haben.“ Die Folge: Profilbilder wurden willkürlich geändert, die Pinnwand mit Spam zugekleistert. Nach dieser Aktion stieg die Zahl der Fans rasant an. Waren am 22. April nur knapp 11.000 Fans an Bord, waren es wenige Tage später schon deutlich über 14.000.

Ob die Community noch weiter wachsen wird, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Noch zeigt der Trend nach oben. Egal, wie das Ganze ausgehen wird: An Selbstbewusstsein mangelt es den Jungs nicht. Sprüche wie „Wir reden aus dem Bauch heraus, ab und zu auch aus dem Schwanz“ oder „Wir sind das optimale Vorbild – nicht so wie die ganzen Rapper“ sagen schon viel über die inhaltliche Qualität aus, ohne überhaupt nur eine Folge gesehen zu haben.

Angeblich dürfen die Jungs machen, was sie wollen – auch die Werbekampagnen sollen von den Jungs selber kommen. Klingt nach ausgeklügelter PR – und nach einem Modell, das es in Zukunft öfter geben könnte; eben ganz nach dem Vorbild von «Berlin – Tag & Nacht». Das Format nährt sich zusätzlich von sozialen Netzwerken. Begleitende Beiträge wie etwa YouTube- oder Facebook-Clips sorgen dafür, dass die Zuschauer auch nach der TV-Ausstrahlung noch über das Format reden.

Ob sich der ganze Aufwand lohnen wird? Der Sendeplatz, auf dem das Format punkten soll, will jedenfalls nicht ins Gefüge passen. Die Erstausstrahlungen laufen nämlich immer freitags um 20.15 Uhr. Jugendlichen wird jedoch nachgesagt, dass sie sich um diese Uhrzeit lieber selber auf Partys herumtreiben. Mindestens ein Prozent der 14- bis 49-Jährigen müssten sich somit die Partys im Fernsehen ansehen, um «Party, Bruder!» zum Erfolg zu machen.

Kurz-URL: qmde.de/56356
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