Sonntagsfragen

Sport1-Programmchef Rösner: 'Hatten einen Plan B'

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Mit der Verlängerung der Bundesliga-Rechte ist nicht nur der Kult-Talk «Doppelpass» gerettet. Auch für den Sport1 ist die erste und zweite Bundesliga sehr wichtig. Entsprechend ernst nahm Chefredakteur und Programmchef Alexander Rösner die Gerüchte um das Interesse von Sat.1.

Herr Rösner, der Kult-Fußball-Talk «Doppelpass» ist gerettet. Wie ernst haben Sie denn die Meldungen über einen geplanten Angriff von Sat.1 auf den «Doppelpass» genommen?
Sehr ernst, weil der «Doppelpass» für uns eine sehr wichtige Sendung ist. Wir haben das Format seit 1995 im Programm und seitdem konsequent weiterentwickelt. Für mich ist der «Doppelpass» die bedeutendste Sport-Talksendung im deutschen Fernsehen.

Auch angesichts der Zuschauerzahlen – mittlerweile holen Sie ja nicht selten mehr als zehn Prozent Marktanteil – wundert es Sie da nicht, dass noch kein anderer Free-TV-Sender ein solches Format im Programm hat?
Das müssen Sie die anderen Sender fragen. Fest steht: Der «Doppelpass» ist in der Tat unglaublich erfolgreich. 1995 haben wir mit im Schnitt rund 150.000 Zuschauern angefangen. Jetzt liegen wir bei mehr als einer Million. Der «Doppelpass» ist da auch wunderbar eingebettet. Wir haben ab halb zehn die Spielberichte vom Samstag, dann kommt der Talk und direkt im Anschluss rollt wieder der Ball in «Bundesliga Pur».

Wie erklären Sie sich den ständig steigenden Erfolg? Wieso ist der «Doppelpass» beliebter denn je?
Die Zuschauer haben ein Bedürfnis nach Information und Einordnung der Geschehnisse. Der «Doppelpass» liefert eine gelungene Mischung aus Information, Meinung und Diskussion – aber auch Unterhaltung. Das ist für mich das Erfolgsgeheimnis dieser Sendung. Der «Doppelpass» ist eine etablierte und feste Größe am Sonntagvormittag. Das erklärt auch das kontinuierliche Wachstum.

Sie haben in dieser Saison immer wieder auch buntere Gäste eingeladen, Ingo Lenßen zum Beispiel. Das war früher nicht so…
Das stimmt. Wir haben grundsätzlich den Anspruch, eine optimale Mischung bei den Gästen anzubieten. Wir probieren da auch immer ein paar Dinge aus und wollen den einen oder anderen Farbtupfer setzen. Unsere Gäste haben aber immer eines gemein: Sie haben eine klare Meinung und kennen sich bestens in der Bundesliga aus. Die Aufgabe der eingeladenen Journalisten ist es, die Zuschauer mit wertvollen Informationen zu versorgen und diese einzuordnen. Aber bunte Gäste wie zum Beispiel Ingo Lenßen können unsere Runde ebenfalls durch ihre besondere Sichtweise und ihre Meinung bereichern.

Wie haben Sie die Sendung in der nun zu Ende gehenden Saison weiterentwickelt?
Wir standen ja vor einer ziemlich schwierigen Aufgabe, unsere „Experten-Legende“ Udo Lattek zu ersetzen, der das Format über etliche Jahre hinweg geprägt hat,. Davor hatte ich schon gehörig Respekt. Ich glaube aber, dass wir mit dem Team aus Thomas Strunz, Thomas Helmer und Mario Basler eine gelungene Mischung gefunden haben. Bei den Zuschauern kommen sie jedenfalls sehr gut an. Dazu haben wir ein neues Studioset: Der Stargast aus der Liga sitzt nun direkt neben dem Moderator, bekommt somit noch mehr Präsenz. Außerdem ist das Format interaktiver geworden – die Zeit, als es nur das Dopa-Fon gab, ist vorbei: Der «Doppelpass» hat bei Facebook seit dieser Woche erstmals über 100.000 Fans – das freut uns sehr. Social Media wird also auch in unserer Diskussion immer wichtiger. Unser genereller Anspruch ist es, das Format von Saison zu Saison weiterzuentwickeln.

Die Saison neigt sich so langsam dem Ende – und dann steht schon die EM vor der Tür. Planen Sie für diese Zeit wieder einen EM-«Doppelpass»?
Ja, den «EM-Doppelpass» wird es wieder geben, einmal vor der EM am 27. Mai und dann an den vier Sonntagen während der EM. Das wird uns sicherlich viel Spaß machen, weil wir alle auf ein spannendes Turnier und eine tolle Leistung unserer Nationalmannschaft hoffen.

Vergangene Woche haben Sie die Rechte der zweiten Bundesliga verlängert. Welche Wichtigkeit hat die zweite Liga für Sport1?
Die 2. Bundesliga hat für uns eine sehr große Bedeutung. Sie ist für uns ein Kernrecht und seit 1993 wesentlicher Bestandteil unseres Programms. Wir sind überzeugter Zweitliga-Sender und freuen uns sehr über den Zuschlag bis 2017.

Die Montagabendspiele, die Sie live übertragen, sind bei den Fans nicht so beliebt; das ist aber ein deutsches Phänomen, oder? In der Premier League gibt es die Proteste kaum…
Da möchte ich eines klarstellen: Das Montagabendspiel ist bei dem Großteil der Fans und Zuschauer äußerst beliebt. Das zeigen die Einschaltquoten – im Schnitt eine Million Zuschauer – die wir jeden Montag erreichen. Es ist doch ein sehr gutes Angebot für die Zuschauer, im deutschen Free-TV das Topspiel der zweiten Liga montagabends – ohne Konkurrenz durch die Bundesliga – live sehen zu können. Sehr beliebt ist das Montagabendspiel übrigens auch bei den Vereinen. Die Präsenz und die Reichweiten tun der zweiten Liga nämlich gut. Es ist aber richtig, dass es Fangruppen gibt, die den Montagabend nicht mögen, da es unter der Woche schwieriger ist, zu den Auswärtsspielen zu reisen. Das verstehen wir auch. Daher versuchen wir, dies bei unseren Wünschen für die Spielansetzungen gegenüber der Liga zu berücksichtigen.

Ohne despektierlich sein zu wollen: Hätte nicht Sport1 den Zuschlag für die zweite Liga bekommen, dann hätten Sie noch Basketball, Handball, Dart und anderes gehabt. So mancher unkte dann, sie hätten ihren Laden zusperren können. Gab es denn für diesen Fall einen Plan B?
Natürlich hatten wir einen Plan B – den müssen wir stets haben. Wir machen uns permanent Gedanken, wie wir unser Programm gestalten und verbessern können. Aber selbstverständlich ist die zweite Liga ein sehr wichtiges Recht für uns. Insofern war ich erleichtert, dass wir den Zuschlag wieder bekommen haben. Aber es war auch nicht so, dass ich in den vergangenen Monaten mit Bauchschmerzen durch den Sender gelaufen bin.

Für die Spielberichte in «Bundesliga pur» greifen Sie derzeit auf die Kommentatoren zurück, die das Spiel auch für Liga total! begleiten. Das fällt ab 2013 dann weg…
Es sind tatsächlich oft die gleichen Personen, die auch die Spielberichte für «Bundesliga Pur» kommentieren. Die «Pur»-Berichte werden aber sowieso separat produziert und sind auch länger als die Highlight-Zusammenfassungen für LIGA total! am Samstagabend.

Welche Rolle hat Ihrer Meinung nach auch «Bundesliga Aktuell» gespielt für den Zuschlag der DFL?
Das kann ich nur vermuten. Ich hoffe, dass es eine Rolle gespielt hat. «Bundesliga Aktuell» ist die einzige Sendung im Free-TV, die täglich von Montag bis Freitag über das aktuelle Geschehen in der Bundesliga berichtet. Das registriert sicherlich auch die DFL, für die wir seit langem ein verlässlicher Partner sind. Dieses Format ist für uns wichtig – und ich glaube, auch für die Liga.

Haben Sie einen gestiegenen Bedarf an Sport-Nachrichten festgestellt, insbesondere seit dem Start von Sky Sport News HD?
Nein, weder in die eine noch in die andere Richtung. Sportnachrichten-Sendungen leben grundsätzlich von der Aktualität und der Themenlage. Dies wirkt sich entsprechend auf die Zuschauerresonanz aus.

Lassen Sie uns zum Abschluss noch kurz über die Basketball-Bundesliga sprechen. Ihr Vertrag läuft im Sommer aus – die Liga spricht derzeit wohl auch mit Sky über einen Deal. Wie laufen die bisherigen Verhandlungen?
Wir haben Interesse, mit der BBL zu verlängern und befinden uns in sehr konstruktiven Gesprächen, im Rahmen derer wir auch unsere Wünsche und Positionen dargelegt haben. Ich glaube, dass das bei den Verantwortlichen gut angekommen ist, insofern bin ich mit dem Verlauf bis dato zufrieden. Wann eine Entscheidung fallen wird, kann ich allerdings noch nicht sagen.

Vielen Dank für das Interview.

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