Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Kein Quoten-Millionär

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Günther Jauchs Quizshow hat derzeit Probleme, Quote beim jungen Publikum zu machen. Ein Kommentar.

Können Sie sich ein RTL-Programm ohne «Wer wird Millionär?» vorstellen? Der Quizshow-Klassiker ist seit 1999 im Programm und eigentlich nicht mehr wegzudenken - wenn da nicht die sinkende Quote wäre. Das Format schwächelt nämlich derzeit stark beim jungen Publikum: Am Montagabend sahen nur noch 13,2 Prozent der werberelevanten Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren zu. Damit lag Jauch mehr als ein Viertel unter dem Senderschnitt von RTL, der bei mehr als 18 Prozent liegt. Nur fünf von siebzehn in diesem Jahr ausgestrahlten «Wer wird Millionär?»-Sendungen lagen über dem Schnitt – ein Grund zur Besorgnis für Jauch- und Quiz-Fans? Wahrscheinlich nicht.

«Wer wird Millionär?» hat schon einige Schwächephasen durchlaufen und wurde oftmals totgeschrieben. Der „große“ John de Mol, zuletzt mit «The Voice of Germany» hierzulande erfolgreich und oft tituliertes Mastermind, prophezeite der Quizshow schon im Jahr 2004 (!) das Aus: „Wenn das Quiz weiterhin drei Mal die Woche gesendet wird, geht's nicht mehr lange weiter. Diese Show ist schwer aufzupeppen.” Siebeneinhalb Jahre nach dieser Aussage ist «Wer wird Millionär?» immer noch auf Sendung. Zwar nicht mehr dreimal in der Woche (2007 wurde die Samstags-Ausgabe eingestellt), aber zweimal – und mit aufgepeppten Spielregeln wie dem Zusatzjoker mit der Risikovariante, die dem Konzept sehr simpel neuen Schwung verlieh. Auch setzte das Format bald auf vermeintlich unterhaltsamere Kandidaten mit interessanten Geschichten; aus zehn Teilnehmern wurden fünf.

Was die Quoten anbetrifft, so sind die Probleme beim jungen Publikum erst seit Anfang des Jahres zu erkennen: Bis Mitte Dezember 2011 hatte «Wer wird Millionär?» fast immer 17 Prozent Marktanteil oder mehr und lag damit nur unwesentlich unter den RTL-Durchschnittswerten. Auch schon in der vorherigen Staffel 2010/2011 hatte die Show besonders im Frühjahr mit sinkenden Quoten zu kämpfen, war im Herbst danach aber wieder etwas erfolgreicher. Grundsätzlich ergibt sich immer ein Gefälle zwischen den Ausgaben bis Dezember und jenen ab Januar, die deutlich bei den Quoten schwanken: So lag das Format in den vergangenen Jahren bis Dezember immer über dem Senderschnitt, während die restlichen Folgen ab Januar bis zur Sommerpause darunter lagen. Zwischen 2007 und 2009 sahen beispielsweise jeweils weniger als 17 Prozent der Werberelevanten in der ersten Jahreshälfte zu – 2010 ging es dann sogar wieder aufwärts. Dies zeigt: Die traditionellen Schwächephasen hat «Wer wird Millionär?» bisher bestens überstanden, bei der aktuellen wird es hoffentlich nicht anders sein.

Ein großer Vorteil der Quizshow ist zudem ihre Stärke beim Gesamtpublikum, weil regelmäßig immer noch mehr als fünf Millionen Menschen einschalten. Dies ist auch für Werbekunden interessant, die nicht nur auf die Zielgruppe schielen. Und hier hat «Wer wird Millionär?» – als qualitativ hochwertiges Format im Privatfernsehen – ohnehin einen Vorteil. Denn es erreicht auch Zuschauergruppen, die RTL sonst selten oder nicht einschalten. Für die Werbewirtschaft dürfte «Wer wird Millionär?» daher so attraktiv sein, dass auch größere Quotendellen verschmerzt werden können. Und bevor RTL die Show (irgendwann einmal) ganz einstellen wird, kann man immer noch die Ausstrahlung auf eine Sendung pro Woche kürzen.

Auf die Frage, ob «Wer wird Millionär?» noch eine längere Zukunft bei RTL hat, kann es also eigentlich nur eine richtige Lösung geben: Ja. Und diese Antwort gibt’s ganz ohne Joker.

Jan Schlüters Branchenkommentar gibt es jeden Mittwoch nur auf Quotenmeter.de.

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