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«The Magician»

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Damals ein großer Flop, heute ein Kultfavorit: Bill Bixbys Serie über einen Illusionist, der Verbrechen bekämpft

Es gibt Serien, die so schlecht sind, dass man sie zurecht nach einer Weile vergisst. Bei anderen fragt man sich jedoch, warum sie immer wieder ins Gedächtnis der Fernsehnerds zurückkehren und heute einen Kultstatus genießen. Immerhin kann es nicht nur an Chris Carter liegen, warum «The Magician», eine NBC-Serie aus den 1970ern, in den letzten Jahren immer mehr an Fans gewann, die heute beim Rechteinhaber CBS Corporation um eine DVD-Veröffentlichung bitten, auch wenn die Serie von links und rechts mit negativen Kritiken gesegnet ist. Ein Grund für die Kritiken war der Autorenstreik in 1973 und NBCs unermüdlichen Versuch, die Serie trotzdem im Herbst des selben Jahres auf die Bildschirme zu bringen. Der Sender hegte nicht nur Hoffnungen auf einen Serienerfolg, sondern auch in Hauptdarsteller Bill Bixby, der damals als Zuschauermagnet galt.

«The Magician» beschäftigte sich mit dem Illusionisten Anthony Blake (Bixby), der seine Fähigkeiten und Kenntnisse im Bereich der Magie für die Auflösung von Verbrechen einsetzt. Jahre vor dem Serienstart saß Blake unschuldig für ein nicht näher spezifiziertes Verbrechen in einem Gefängnis in Südamerika, wo er zusammen mit einem Zellengenossen ausbrach und darauffolgend ein Interesse für die Entfesselungskunst entwickelte. Als die Serie startete, war Blake ein berühmter Bühnenmagier, der in einem ständig fliegenden Flugzeug lebte, und durch seinen unverdienten Gefängnisaufenthalt dazu motiviert wurde, für Gerechtigkeit zu sorgen, wenn unschuldige Menschen in Gefahr sind.

Der Pilotfilm von wurde am 17. März 1973 ausgestrahlt und generierte einen Marktanteil von 30 Prozent. Für NBC gut genug, um dem Format eine Serie zu spendieren, die im darauffolgenden Herbst starten sollte. Ein 16 Wochen dauernder Streik des Autorenverbandes kam den Beteiligten jedoch dazwischen. Die TV-Autoren streikten für mehr Gehälter und einen Gesundheitsfond, und stoppten die Produktion mehrerer Serien, welche zu dieser Zeit in einem kritischen Status waren: Oft entscheidet die erste Produktionsphase während des frühen Sommers, ob eine Serie im Herbst bei den Zuschauern erfolgreich ist oder nicht. «The Magician»-Produzent Larry Heath erinnert sich: „Als wir vom Streik zurückgekommen sind, haben wir versucht, die Drehbücher so schnell wie wir konnten zu schreiben, damit wir die Sets bauen und die Szenen filmen konnten. Und all das, weil wir immer noch planmäßig unsere Premiere im Herbst hatten.“ Die erste Folge „Manhunters“ fand am 2. Oktober seine Premiere.

Nachdem der Streik sein Ende fand und die Produktion nun im vollen Gang war, gab es zusätzlich eine grundlegende Verschiedenheit im Konzept der Serie zwischen NBC und Paramount sowie Bill Bixby. Während Studio und Sender Anthony Blake als einen „modernen Schaumschläger“ sahen, der genauso lässig mit den Frauen umgehen konnte wie mit der Magie auf der Bühne, war Bixby an einen ästhetischen Appeal interessiert – ganz speziell in der Beachtung, wie die Magie vor der Kamera vorführt wurde. Bixby, der auch hinter der Kamera ein erfahrener Amateur-Illusionist war, bestand darauf, dass die Magie in der Serie in einer Einstellung und ohne die Hilfe von Spezial- und Schnitteffekten gedreht wird. Damit wollte Bixby den Realismus der Magie sicherstellen, und zusätzlich verhindern, dass die Zuschauer vor den Bildschirmen daran denken, betrogen und veralbert zu werden. Als technischer Berater in Sachen Illusion fungierte James „Mark“ Wilson, der als erster großer TV-Magier kreditiert wird, und ursprünglich die Illusion und Magie als Showgenre ins Fernsehen brachte.

Nicht nur der kleine Konflikt hinter der Kamera brachte Schwierigkeiten für das Produktionsteam. «The Magician» war allgemein eine Serie, die schwierig zu schreiben war. Die Autoren mussten nicht nur Mittel und Wege herbeizaubern, die erklären, warum Anthony Blake in Situationen involviert ist, in die normalerweise kein Illusionist verwickelt sein dürfte; die Serie musste auch das Tempo des Storytellings aufrecht erhalten – in einer Serie, die überhaupt nicht gewalttätig und bei der die Magie der essentielle Dreh- und Angelpunkt der Geschichten war. Von einem filmischen Standpunkt her waren die magischen Szenen, bestehend aus Karten-, Taschenspielertricks, sowie die üblichen Blend- und Rauchgranaten, visuell nicht aufregend genug, um die Zuschauer auf langer Hinsicht zu unterhalten und die eigentliche Haudrauf-Action samt Explosionen und Verfolgungsjagden einer solchen Serie zu ersetzen.

Aufgrund der Eile der Produktion war es jedoch nicht Möglich gewesen, die Geschichten der Charaktere und die Magie erfolgreich zusammenzubringen. Die Produzenten erwarteten zu viel von ihren eigenen Plänen, was sich schnell in den Episoden bemerkbar machte. Nach zehn Episoden mit schlechten Quoten und Kritiken erfuhr «The Magician» weitreichende Veränderungen: Mit einem neuen Produzenten im Team änderte sich auch das Format der Serie, und Bixbys Co-Star Keene Curtis wurde durch Joe Sirola ersetzt. Um dem Weltbild der Ölkrise aus dem Weg zu gehen, welche in der gleichen Zeit durch die Medien ging, zog Blake aus seinem fliegenden Flugzeug aus und siedelte ins heute berühmte Magic Castle in Hollywood ein. Die Veränderungen brachten jedoch keine neuen Zuschauer, und NBC strahlte die letzte Folge von «The Magician» am 15. April 1974 aus. Die Serie überlebte für 21 Episoden plus einem zweistündigen Pilotfilm.

Unüblicherweise fürs deutsche Fernsehen kaufte das ZDF alle Episoden der Serie und strahlte diese unter seinem deutsche Titel «Der Magier» 1977 zum ersten Mal aus. Der deutsche Rundfunk war vor der Geburt der Privatsender nicht unbedingt darin bedacht gewesen, alle Episoden einer Serie einzukaufen und einzudeutschen, so lange sie nicht als Zuschauererfolg bewiesen sind – im Falle von «Der Magier» war es deshalb besonders überraschend, alle Episoden in Deutschland sehen zu dürfen. Während der Jahre erfuhr die Serie Wiederholungen bei Sat.1 und auf ProSieben (welche die Serie gleich vier Mal zwischen 1989 und 1991 ausstrahlte), und landete dann im Pay-TV, woraufhin die Serie dann vollständig von den Bildschirmen verschwand.

NBC gab dem Illusionsgenre nach dem Flop von «The Magician» weitere Chancen. In der Mitte der 70er Jahre gab NBC seinem Darsteller Bill Bixby mehrere Magie-Specials, bevor es mit «Blacke's Magic» 1986 einen weiteren (kurzlebigen) Versuch eines problemlösenden Magiers in Serienform gab. 1977 stieg Bixby derweil zum wahren TV-Star auf, als er die Rolle des David Bruce Banner in der CBS-Serie «The Incredible Hulk» übernahm. Und dass «The Magician» heute nicht vergessen, stattdessen eine Kultserie gilt, ist wahrscheinlich Autor und Produzent Chris Carter zu verdanken – ein Fan von «The Magician», der die Serie in «Akte X» als Ursprungsgeschichte von Fox Mulder einbaute (ein junger Mulder schaute die Serie im TV, als seine Schwester von einer mysteriösen Gewalt entführt wurde). Auch Bixbys spätere Hulk-Serie zahlte Tribut an «The Magician», als Banner für eine Episode der Lehrling eines Magiers war.

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