Sonntagsfragen

'Es geht nicht darum, jemanden vorzuführen'

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Am Donnerstag startet die große Musikshow «The Voice of Germany». In den Sonntagsfragen steht uns Moderator Stefan Gödde Rede und Antwort. Die bekannten Superlativen sind auch mit dabei. Er verspricht: Es wird einzigartig.

Herr Gödde, Sie haben Ihre ersten Schritte im Fernsehen bei RTL-«Extra» und in der Redaktion von «Sabine Christiansen» gemacht. Was konnten Sie dort mitnehmen?
Das war mein erstes Reinschnuppern in die Fernsehbranche, eine sehr spannende Zeit. Eigentlich bin ich ja Deutsch- und Englischlehrer, habe auch sieben Jahre lang als Radiomoderator gearbeitet. Während meines Studiums stellte ich mir aber irgendwann die Frage, ob ich wirklich in den nächsten Jahrzehnten vor Schülern stehen möchte…



Ich denke, es gibt viele, die froh sind, dass Sie sich für die Medienwelt entschieden haben. Und da begann die On Air-Karriere mit Formaten wie «Bizz» oder «taff.». Sie haben an der Seite von Katarina Witt in «Stars auf Eis» die ersten Showerfahrungen in der Primetime gesammelt. Mit «The Next Uri Geller» kam dann die erste ganz große Primetimeshow...
… das war für mich etwas ganz Neues. Bei Magazinen wie «taff.» - oder heute «Galileo» - ist man umgeben von einer relativ übersichtlichen Crew im Studio. «The Next Uri Geller» war da schon aufregender, allein wegen des Publikums im Saal. Aber: Beides hat natürlich seinen Reiz. Ich bekomme für «Galileo» unglaublich viel positives Feedback, das ist einfach eine richtig tolle Sendung. Gerade heute haben mich drei Teenie-Jungs auf der Straße angesprochen und gesagt: „Hey, Stefan Gödde, super Sendung jeden Abend.“ Auch bei Facebook sind die Reaktionen sehr gut.



Bleiben wir mal kurz bei der Uri Geller-Show. Waren Sie dann traurig, als es nach Staffel zwei nicht weiterging?
„Traurig“ ist in diesem Zusammenhang wohl nicht der richtige Begriff. Manche Formate tragen eben nur eine bestimmte Zeit. Im Fernsehen gehört dieses Auf und Ab einfach zum Geschäft. Man darf sich als Moderator nicht zu sehr von der Quote abhängig machen – und sie vor allem nicht auf die eigene Person beziehen. Übrigens weder im negativen noch im positiven Fall. Wenn man sich von Quoten zu sehr euphorisieren lässt, ist das nur selten gut.



Vier Jahre «taff.», seit 2009 «Galileo», das sind unzählige Sendungen, die Sie gemacht haben. Ist das das beste Training für die Moderation einer so großen Show wie nun «The Voice of Germany»?
Es kann zumindest nicht schaden (lacht). Auch bei «Galileo» und «taff.» wird ohne Teleprompter gearbeitet, die Sendungen kommen live. Ich bin es also gewohnt, vor einer Kamera frei zu sprechen und deshalb hält sich meine Aufregung vor einer Live-Situation auch in Grenzen. Mir schnürt es nicht die Kehle zu, wenn das Rotlicht angeht. Und das ist wohl eine der Grundvoraussetzungen für «The Voice of Germany» (schmunzelt).



Wann haben Sie das erste Mal von «The Voice of Germany» gehört?
Ich denke, wie viele anderen in der Medienbranche auch, als vermeldet wurde, dass ProSiebenSat.1 sich die Rechte gesichert hat.

Und wie haben Sie erfahren, dass Sie die Show moderieren sollen?

Ich wurde eines nachmittags von ProSiebenSat1-Unterhaltungschef Wolfgang Link angerufen. Als das Telefon klingelte, lag ich allerdings gerade im Bett – ich hatte in der Nacht zuvor einen sehr langen Dreh. Also habe ich ihm gesagt, dass ich mal kurz drei Minuten zum Wachwerden brauche und zurückrufe. Aber natürlich habe ich dann sofort zugesagt. Das ist eine tolle Chance für mich, weil «The Voice of Germany» wirklich ein einzigartiges Format ist, das es so in Deutschland noch nie gegeben hat.



Es gibt wohl kaum jemanden, der noch nicht davon gehört hat. Aber trotzdem: Was macht es so einzigartig?

Es geht einzig um die Stimme der Kandidaten. Das Alter, das Styling, das Aussehen – alles spielt keine Rolle. Bei den Blind Auditions sitzen die Coaches mit dem Rücken zum Talent – und beurteilen nur das, was sie hören. Ich finde das Konzept unglaublich spannend, weil so auch Menschen eine Chance bekommen, die in anderen Shows nicht dabei wären, nur weil sie vielleicht nicht die perfekten Modelmaße haben. Die Qualität der Stimmen ist bei «The Voice of Germany» wirklich unfassbar gut. Und noch etwas ist ganz wichtig: Unsere Coaches bewerten die Bewerber nicht von oben herab – sie sprechen mit ihnen auf Augenhöhe.



Haben Sie als Zuschauer selbst das Gefühl, dass in anderen Shows nicht auf Augenhöhe gesprochen wird?

Lassen Sie es mich mal so formulieren: Ich bin mir sicher, dass viele Zuschauer es attraktiv finden, dass es bei «The Voice of Germany» eben nicht darum geht, jemanden vorzuführen. Die ehrlichste Form einer Musikshow ist es, wenn sie sich wirklich nur auf die Stimme und auf die Musik konzentriert.

Wie haben Sie sich bisher auf «The Voice of Germany» vorbereitet. Was ist Ihre Aufgabe als Moderator?
Das Spannende ist, dass ich verschiedene Facetten von mir zeigen kann. In den Blind Auditions bin ich vor allem im Family & Friends-Raum, fiebere gemeinsam mit den Angehörigen dem Auftritt entgegen und drücke die Daumen. Das ist schon eine echte Herausforderung: ich habe unzählige schweißnasse Hände gehalten (lacht). Es gab so viele Emotionen, viele Tränen, sei es vor Freude oder aus Enttäuschung. Mir hat es aber sehr viel Spaß gemacht, hautnah mit dabei zu sein. In der zweiten Phase, den Battles, werde ich dann schon mehr auf der Bühne stehen. Jeder Coach entscheidet sich bei uns in den Blind-Auditions für ein Team aus Sängern– in der Battle-Phase muss dieses Team aber kleiner werden und deshalb treten die Kandidaten „Team-intern“ gegeneinander an. Die dritte Phase besteht dann aus den großen Liveshows.

Wie wird es sich anfühlen, bald in einer Riege mit Marco Schreyl und Jochen Schropp zu stehen?

Das werde ich dann wohl sehen (lacht). Lustig finde ich übrigens, dass Marco, Jochen und ich uns vom Typ her sehr ähnlich sind. Das ist interessant, allein schon wenn man nur das Äußere betrachtet. Wir haben alle dunkle Haare, sind etwa gleichgroß, alle in etwa im gleichen Alter... Ich kann gar nicht sagen, warum das so ist.



Da gibt es bestimmt Marktforschungen… «The Voice of Germany» kommt von einem der größten TV-Macher auf unserem Planten – John de Mol. Wie spannend ist die Zusammenarbeit mit ihm?

Sehr spannend. Es ist nicht so, dass er sagt: Ich habe das Konzept verkauft, mein Geld verdient und das war’s. John de Mol ist jemand, der sich auch danach noch sehr einbringt. Er ist nah dran an unserer Produktion, hat viele Ideen, die wir auch umsetzen. Das ist eine ganz enge Kooperation, von der wir in der Tat profitieren.


Nächsten Donnerstag geht es los - «The Voice of Germany» gibt es dann immer am Donnerstag bei ProSieben und gleich einen Tag später in Sat.1. In den USA läuft «American Idol» auch zwei Tage aufeinander mit großem Erfolg. Hierzulande gab es eine solche Programmierung noch nie. Ist das ein Risiko?
Das wird man sehen. Ich glaube schon, dass das klappen wird. Wir sind aber alle sehr gespannt. Übrigens: Es ist nicht so, dass wir am Freitagabend die Ausgabe von Donnerstag wiederholen. Natürlich gibt es zwei frische Folgen pro Woche.

ProSieben geizt im Vorfeld nicht mit Superlativen. „Sensationell“ fällt häufiger, Sie haben das Wort „einzigartig“ verwendet. Da wird die Messlatte verdammt hoch gelegt…
Man könnte glauben, Deutschland sei „leergecastet“ nach den vielen Casting-Shows, die es bereits gab. Aber: Die Stimmen bei «The Voice of Germany» sind tatsächlich sensationell. Ein weiterer wichtiger Erfolgs-Faktor sind natürlich auch die Coaches: Wir haben absolute Topkünstler am Start. Und welcher Sänger würde sich nicht wünschen, zum Beispiel mit Soul-Legende Xavier Naidoo zusammenarbeiten zu dürfen? Alle Coaches sind Vollprofis im Musikgeschäft – und deshalb haben unsere Talente auch die Gewissheit, als Künstler wirklich ernst genommen zu werden. Die Coaches haben selbst den ausgeschiedenen Kandidaten noch Tipps mit auf den Heimweg gegeben, wie sie ihre Stimme verändern, was sie besser machen können, um das nächste Mal mehr Erfolg zu haben.

Welche Typen sind da zu den Castings gekommen?
Das ist unterschiedlich. Wir haben Kandidaten, die in anderen Sendungen wohl nicht weitergekommen wären, weil sie nicht wie ein „klassischer“ Star aussehen. Auf der anderen Seite gibt es auch Teilnehmer, die in ihrem bisherigen Leben wegen ihres guten Aussehens immer bevorzugt wurden – und jetzt auf diesem Wege mal wissen wollen, was sie wirklich können.

John de Mol betont immer, es solle ein Kandidat aus «The Voice» hervorgehen, der über Jahre hinweg erfolgreich im Musikbusiness arbeiten wird. Dass man in den Blind Auditions nun nicht wie ein Star aussehen muss, schön und gut. Aber muss man das später, als Gewinner, dann auch nicht?
Eine berechtigte Frage – da gibt es schöne Gegenbeispiele. Denken Sie an Paul Potts, der sieht nicht wie ein Superstar aus. Susan Boyle würde man wohl auch nicht in eine Girlgroup stecken. Das Aussehen ist für mich also wirklich kein Argument. Es kommt auf die Stimme und auf die Ausstrahlung an.

Am Starttag, kommenden Donnerstag, hat RTL «Das Supertalent» gegen «The Voice of Germany» programmiert. Macht Ihnen das Kummer?
Wie hat ProSieben-Sendersprecher Christoph Körfer so treffend formuliert? „«The Voice of Germany» ist ein sensationelles Format.“ Mehr muss man nicht dazu sagen.

Eine letzte Frage noch an Sie, Herr Gödde. Wird denn 2012 mal etwas ruhiger bei Ihnen? Planen Sie mal ein bisschen zu relaxen?
Mein beruflicher Weg hat sich immer ganz organisch entwickelt. Nach dem einen Projekt kam gleich das nächste, ich habe nie etwas forciert. Mit «Galileo» und «The Voice of Germany» bin ich aktuell sehr glücklich und in diesem Jahr ziemlich gut beschäftigt. Was die ferne Zukunft betrifft, dafür gibt es keinen Masterplan. Ich schaue einfach, was auf mich zukommt.

Danke für das sympathische Interview – wir alle in der Redaktion sind sehr gespannt auf den Start von «The Voice of Germany».

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