Die Kritiker

«Breaking Bad» (Staffel 4)

von

Am Freitag startet der arte die vierte Staffel. Julian Miller ist voll des Lobes über die Entwicklung des Formats.

Inhalt


Walter White, ein vom Pech verfolgter Chemielehrer, bekommt die erschreckende Diagnose: Krebs im Endstadium. Ab dem Moment ist klar, dass es seiner Familie nach seinem Ableben gut gehen soll. Da er selbst durch seine Krankheit nichts mehr zu verlieren hat, nutzt Walter seine Fähigkeiten als Chemiker, um Chrystal Meth herzustellen. Ziel ist ein dickes Geldkonto für die Zukunft nach Walter.

Jesse hat getan, was er tun musste, um alle am Leben zu erhalten – nämlich ihren möglichen Nachfolger, den Chemiker Gale Boetticher, zu töten. Walt wird währenddessen im Labor bewacht und wartet darauf, dass Gus seinen nächsten Schritt macht. Als Gus’ Henker Victor eintrifft und Jesse mit einer Waffe bedroht, weiß Walt, dass Gale tot ist. Als Walt jedoch mit ihrer nächsten Lieferung Meth beginnen möchten, um ihren Produktionsplan einzuhalten, besteht Victor darauf, es selbst herzustellen. Skyler unterdessen wundert sich zu Hause, dass das Auto ihres Mannes in der Einfahrt steht. Nachdem sie es außer Sichtweite vom Haus geparkt hat, damit Walt Jr. nicht glaubt, dass sein Vater zurückgekehrt ist, macht sich Skyler daran, Walt zu finden. Der Anwalt Saul Goodman versichert ihr, dass es Walt gut geht, doch Skyler wendet ihre ganze List an, um einen nervösen Schlosser zu überreden, sie in die Wohnung ihres Mannes zu lassen, um dort nach Hinweisen über seinen Verbleib zu suchen.

Walt, von Victor zur Untätigkeit verdammt, begnügt sich damit, nach Fehlern Ausschau zu halten, die Victor bei der Herstellung der nächsten Drogenlieferung unterlaufen könnten. Tatsächlich sind Walt und Jesse jedoch von Victors Sorgfalt beeindruckt. Sie warten angespannt darauf, was Gus für sie geplant hat. Walt stellt klar, dass er Gus für Gales Schicksal verantwortlich macht, und erklärt, dass man Victor nicht die Leitung des Labors anvertrauen kann. Gus hört sich Walts Argument an und sendet dann eine merkwürdige Botschaft seinerseits, indem er Victors Kehle mit einem Teppichmesser aufschlitzt. Da ihnen nun die Leitung des Labors überlassen bleibt, bringen Walt und Jesse Mike dazu, Victors Leiche in einem Fass Säure aufzulösen. Als sie nach Hause zurückkehren, um sein Auto zu holen, versichert Walt Skyler, dass alles in Ordnung ist, bevor sie zu seiner Wohnung fahren. Dabei ahnen sie nicht, dass die Untersuchung zu Gales Mord ein Labornotizbuch zu Tage führt, das ihn und Jesse belasten könnte.

Darsteller
Bryan Cranston («Malcom Mittendrin») als Walter White
Betsy Brandt als Marie
Anna Gunn («Deadwood») als Skyler White
Bob Odenkirk als Saul Goodman
Aaron Paul («Big Love») als Jesse Pinkman
RJ Mitte («House of Last Things») als Walter Jr
Giancarlo Esposito («Once Upon a Time») als Gus

Kritik
«Breaking Bad» ist anders als die meisten andere Serien. Sie hat neue Maßstäbe im amerikanischen Fernsehen gesetzt, und nicht nur dadurch, dass sie (zusammen mit «Mad Men») die US-Kabelstation AMC weg vom Abspulsender von Uraltfilmen hin zu einer festen Größe bei qualitativ hochwertigen Eigenproduktionen geführt hat.

Der Erfolg gibt den Machern recht. 2009 und 2010 konnte Hauptdarsteller Bryan Cranston den Emmy als bester Hauptdarsteller für seine Arbeit an «Breaking Bad» einsacken; in beiden Jahren war die Sendung auch als beste Dramaserie nominiert.

Schon die Logline klingt bahnbrechend und wäre vielleicht sogar HBO zu viel des Risikos gewesen. Denn «Breaking Bad» aus der Feder von Vince Gilligan setzt nicht auf „Relateability“ oder Sympathie – es setzt auf die Ambivalenz der Figuren und, als eine der wenigen Serien in der amerikanischen TV-Geschichte, auf Charakterwandlung, was dem „Gesetz der Serie“ eigentlich zuwider läuft. War Walter White in den ersten Staffeln noch der vom Schicksal gebeutelte Held, der, um Gutes zu tun, sich in die Fänge des Crystal-Meth-Handels begibt, wird er sich nun bis zum Ende der vierten Staffel immer weiter wandeln, ja fast schon ein „Villain“ werden.

Hauptdarsteller Bryan Cranston ist der Ansicht, dass in jedem von uns etwas „Gefährliches“ stecke. Man müsse nur den richtigen Punkt finden, in die entsprechende Situation geraten, und es würde freigelegt. Eine etwas gruselige Vorstellung – vielleicht aber auch eine richtige. Sie erklärt jedenfalls Cranstons Herangehensweise an seine Figur. Das ist relevant, da er sie ja nicht nur als Schauspieler verkörpert, sondern als einer der Produzenten der Serie auch an inhaltlichen Entscheidungen beteiligt ist. Was er aus seiner Rolle macht, die über die Jahre unaufhaltsam zwischen jämmerlich und manisch hin und her pendelt, ist fast schon berauschend.

Tonal bewegt sich die vierte Saison nun immer mehr in Richtung Charakterdrama, wird leiser und langsamer. Das erlaubt noch mehr Vertiefungen und noch genauere Figurenzeichnungen als in den früheren Staffeln. Die Handlungsverläufe mag man als abstrus bezeichnen, doch das lässt sich bei «Breaking Bad» nicht als Kritikpunkt anführen. Schließlich geht es hier um eine allegorische Situation in ihrer Allgemeinheit, die eine gewisse Überzeichnung erlaubt, in deren Rahmen die Serie auch durchwegs glaubhaft bleibt. Die Drehbücher sind klar geschrieben und packend, das Schauspielerensemble ausnahmslos kompetent.

arte startet die Ausstrahlung von «Breaking Bad», Staffel 4, im Free-TV am Freitag, 2. November um 21.45.

Dieser Artikel erschien erstmals im November 2011, vor der Ausstrahlung der Staffel beim Bezahlsender AXN.

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