Popcorn & Rollenwechsel

DreamWorks, DreamWorks

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Die Wall Street sagt dem Trickstudio hinter «Shrek» miese Tage vorher. Da kann der Studiochef nur lachen...

Hach, die selbst ernannten Filmexperten der Wall Street – als Kinoliebhaber muss man sie doch gern haben, mit ihrer ganz eigenen Weltsicht. So hat beispielsweise DreamWorks Animation, die Geburtsstätte von «Kung Fu Panda» und «Madagascar», regelmäßig Probleme mit den Aktienspekulanten.

Vergangenes Jahr startete das visuell atemberaubende Wikingerabenteuer «Drachenzähmen leicht gemacht» in den USA mit Wochenendeinahmen von 43,7 Millionen Dollar. Das bedeutete Platz Eins in den Kinocharts, sowie jede Menge Schelte von den Finanzexperten. Ein DreamWorks-Animationsfilm, noch dazu der erhoffte Start einer neuen Kinoreihe, dürfte niemals mit so schlechten Zahlen starten. Herbe Einbrüche bei den Einnahmen stünden nun bevor.
Letztlich mauserte sich der Film dank guter Mundpropaganda an den Kinokassen. Allein in den USA nahm er 217 Millionen ein, mehr als jeder andere DreamWorks-Trickspaß ohne den grünen Oger Shrek.

Derzeit scheint sich ähnliches abzuspielen: «Der gestiefelte Kater» eroberte Ende Oktober die US-Kinohitlisten, begeisterte die Kritiker und überzeugte auch das Familienpublikum. Die Analysten von der Wall Street empfahlen nach dem Startwochenende des schnurrenden Kinohelden lautstark, DreamWorks-Aktien abzustoßen. Am Montagmorgen fiel der Kurs um satte 9,3 Prozentpunkte. Wieso? Mit 34 Millionen Dollar innerhalb von drei Tagen lag der Film unter den Erwartungen der Finanzexperten. Dabei landete er souverän in der Top Ten der bis dato besten Oktober-Starts aller Zeiten.

Die nächsten Tage waren voll gestopft mit Schreckensprognosen für das Trickstudio. Es brauche dringend neue Ideen, um langfristig Erfolg zu haben. Man habe es verlernt, dem Publikum Filme ohne Shrek als Hauptfigur anzupreisen.
Doch was geschah dieses Wochenende? Gute Mundpropaganda führte dazu, dass «Der gestiefelte Kater» gegenüber der Vorwoche kaum einbrach und erneut über 30 Millionen Dollar in den USA einnahm. Verteidigungsreden seitens der Marktanalysten werden im Laufe der Woche garantiert folgen.

Jeffrey Katzenberg kann über die ganze Schwarzmalerei offensichtlich nur lachen. Der CEO des Animationsstudios schmiedet nämlich mittlerweile Pläne, seine Firma selbstständig zu machen. Bislang ist DreamWorks Animation von einem Vertriebspartner abhängig und lässt seine Produktionen vom größeren Hollywood-Studio Paramount Pictures in die Kinos bringen. Mit dessen Leistungen ist Katzenberg sehr zufrieden: Paramounts Vertriebs-Infrastruktur und Geschäftssinn hätten DreamWorks Animation dabei geholfen, solch große Erfolge wie in der Vergangenheit zu feiern. Dennoch begehrt Katzenberg Unabhängigkeit, den Aufbau eines eigenen Filmverleihs. Dadurch würden sich keine Terminprobleme mehr ergeben und man würde in Konfliktsituationen nicht mehr mitunter zur zweiten Geige degradiert. Um sich von Paramount abkapseln zu können, müsste Katzenberg aber nicht nur den Kinoverleih übernehmen, sondern auch eine eigene Division für den Bereich des Home Entertainments gründen, sowie eine für die Lizenzvergabe an TV-Stationen. Über Nacht geschieht das nicht.

Deswegen visiert DreamWorks Animation an, Ende 2012/Anfang 2013 nach Ablauf des Vertrags mit Paramount, ohne Stütze eines großen Hollywood-Studios das Laufen neu zu erlernen. Man kann sich sogar vorstellen, Filme unabhängiger Trickstudios ins Verleihprogramm aufzunehmen. Es wird auch gemutmaßt, dass DreamWorks Animation den Grundstein mit der Wiedervereinigung eines anderen Studios plant, nämlich mit Steven Spielbergs Produktionshaus DreamWorks!

Nein, dies ist kein Tippfehler, denn seit 2004 existieren zwei Studios, die den Markennamen „DreamWorks“ tragen. 1994 gründeten Spielberg, Katzenberg und Plattenboss David Geffen den damals unabhängigen Medienkonzern DreamWorks, der einen raketenartigen Start ins Unterhaltungsgeschäft erlebte. Aber auf die sensationellen Anfangsjahre folgte ein harscher Absturz, zweimal konnte eine Insolvenz nur knapp abgewendet werden. DreamWorks konnte sich deshalb seine Eigenständigkeit nicht mehr leisten. Zudem separierte sich 2004 die von Katzenberg geleitete Trickfilmabteilung von der einstigen Mutterfirma DreamWorks. Einige Quellen besagen, dass Katzenberg sich dabei die Rechte am Firmenlogo sicherte, und ein reiner Freundschaftspakt Spielbergs Studio weiterhin erlaubt, es zu nutzen.

Obwohl sich die Realfilm- und Trickfilmsparte trennten, gingen beide DreamWorks-Studios eine Vertriebspartnerschaft mit Paramount ein. 2009 zerstritten sich jedoch (Spielbergs) DreamWorks und Paramount, weshalb das Studio einen bis 2015 andauernden Deal mit Disney einging.

Es wäre nur schlüssig, den Kreis zu schließen und 2015 beide DreamWorks-Studios wieder zu vereinen. Der Haken an der Sache: Diese Prognose stammt wieder einmal von Wall-Street-Experten. Und wie zuverlässig diese sind, wissen wir ja bereits …

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