First Look

«Hart of Dixie»

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Die neue US-Season ist gestartet und mit ihr auch zahlreiche neue Format. In First Look werfen wir einen ersten Blick auf sie.

Die neue CW-Serie ist eine nette Kleinstadtserie, allerdings mit einer nicht perfekt besetzten Hauptdarstellerin.

Der CW-Geschäftsführer Mark Pedowitz versprach während der Upfronts im Mai, dass die neue Saison des kleinen Networks die beste in der Sendergeschichte sein soll. Nach zwei Wochen im neuen TV-Jahr kann man jedoch schon sagen, dass keine Geschichte geschrieben wird. Mit «Ringer» gibt es eine kreative Enttäuschung, mit «H8R» gibt es einen Realityflop, und mit «The Secret Circle» gibt es eine Serie, welche rund 30 Prozent ihrer Premierenzuschauer innerhalb einer Woche verlor. Mit «Hart of Dixie» startete am Montag die letzte neue Serie, und auch diese kann den Sender aus seiner Quotenmisere nicht retten. Auch in kreativer Hinsicht ist das neue Drama von Josh Schwartz keine Neuerfindung, sondern eher eine Ansammlung von Kleinstadtklischees. Wer allerdings für Rachel Bilson schwärmt und vom Kleinstadtgenre auch nach dem Ende von «Gilmore Girls» noch nicht genug hat, wird mit «Hart of Dixie» einen passender Nachfolger finden.

Die New Yorkerin Zoe Hart (Rachel Bilson) hat ihr komplettes Leben verplant: als beste Studentin das Medizinstudium abschließen; in die Fußstapfen ihres Vaters, ein stadtbekannter Herz-Lungen-Chirurg, treten; und mit ihrem Freund eine Familie gründen. Doch Zoes Pläne zerschmettern schnell, nachdem sie ihren erwünschten Stipendiumsplatz nicht bekommt und ihr Freund mit ihr Schluss macht. Verzweifelt auf der Suche nach beruflicher Erfahrung und einem Job allgemein, akzeptiert Zoe die Stelle in einer Arztpraxis in Bluebell, Alabama, welche der gutherzige Dr. Harley Whikes ihr direkt nach ihrem Studium angeboten hat, und, nachdem Zoe ablehnte, in den darauffolgenden vier Jahren wiederholt offerierte. Als Zoe in Bluebell ankommt, muss sie jedoch erfahren, dass Dr. Whikes vor vier Monaten verstorben ist und Zoe seine Hälfte der Praxis vererbt hat. Die hochnäsige, schnell sprechende New Yorkerin hat es nun mit dem Südstaatenflair zu tun, sowie mit der nicht gerade gastfreundschaftlichen Einstellung der Bluebell-Einwohner. Ihre einzigen Verbündeten sind der Bürgermeister Lavon Hayes (Cress Williams), ein ehemaliger Footballstar, Draufgänger und Nachbar Wade Kinsella (Wilson Bethel), sowie der attraktive Anwalt George Tucker (Scott Porter), der jedoch nicht nur mit der Südstaatenschönheit Lemon (Jaime King) verlobt ist, sondern dank Zoe auch bald vor einem Auto landet.

«Hart of Dixie» hat einen gewissen Charme, welcher nicht abzustreiten ist. Mit einem wundervollen Cast, einer romantischen Kleinstadtatmosphäre und dem Sinn fürs Altmodische erinnert die neue Serie an die guten alten WB-Tage, in denen es eine Gutfühlserie nach der anderen gab. Als eine Kreuzung von «Doc Hollywood», «Everwood» und «Gilmore Girls» haben die Autoren auch wirklich keine allzu großen Schwierigkeiten, die positiven Elemente ihrer Vorgänger zu kopieren und ins Sendeschema von The CW zu pressen. Und mit ein bisschen Arbeit und Vertrauen ins Genre kann aus «Hart of Dixie» eine feine Serie werden, welche auch die Möglichkeit hat, mehr als nur die Südstaatenversion von «Ausgerechnet Alaska» zu sein. Immerhin machten die Autoren schon in der Pilotfolge klar, dass man sich mit Zoe Hart so weit wie möglich von ihrem offensichtlichsten Vorgänger Joel Fleischman entfernen wollte, indem man Zoe den Sinn des Lebens am Ende der ersten Stunde vermittelt.

Klar ist «Hart of Dixie» in ihrer anfänglichen Phase eine Kopie der vorgenannten Produktionen. Wenn man als Zuschauer diesen Umstand akzeptiert hat, ist man in der Lage, die kleinen Dinge der Pilotfolge zu entdecken, die im Nachhinein betrachtet gar nicht mal so schlecht sind. Da wäre Zoes Konflikt mit Bluebell, in welchem sie faktisch feststeckt, nachdem sie 50 Prozent der Praxis vererbt bekommen hat; gefolgt vom Konflikt mit Dr. Brick Breeland (Tim Matheson), welcher die andere Hälfte besitzt; gefolgt von den Momenten, in welchen sie sieht, dass die Südstaatengemeinden genauso verrückte Einwohner haben wie New York. Das Positive am Süden ist jedoch, dass man diese Einwohner schnell als Freunde finden kann und diese genügend Material für lustige oder dramatische Geschichten bieten. «Ausgerechnet Alaska» war mit seinem ehemaligen Astronaut, seinem Radiojockey, seiner Pilotin und seinem Barbesitzer das perfekte Beispiel, und obwohl «Hart of Dixie» keinen dieser Charaktere auch nur ansatzweise zu bieten hat, ist man nicht weit davon entfernt, die gleichen Qualitäten zu liefern. Dieses Mal halt unter der Sonne und mit einem gefälschten Südstaatenakzent.

Das einzig wirkliche Problem von «Hart of Dixie» liegt an seiner Hauptdarstellerin. Nichts gegen die manchmal schrulligen Charakteristiken von Rachel Bilson, welche sie auch schon in ihren vier Jahren bei «O.C., California» besaß (ihr Signatur-„Ew“ hat es übrigens in die neue Serie geschafft), man kann ihr hier nicht abkaufen, dass sie eine Chirurgin darstellen soll. Obwohl die Story in New York nur als Einleitung zur Serie diente und Zoe nach Alabama schicken sollte, gibt es da noch das Problem, dass Bilson als Ärztin fehlbesetzt wirkt. Dass sie gefühlte 20 Minuten damit verbringt, im Voiceover ihre Situation zu erklären, ist ebenfalls keine Hilfe, sondern eher abschreckend. Als Einleitung zur Serie hat es noch funktioniert, doch wenn im Laufe der Episode aus dem Off die Nacherzählung der gerade stattfindenden Szene kommt, fühlt man sich in eine schlecht geschriebene und humorlose Parodie versetzt, bei der nur auf die Pointe oder auf eine Slapstickszene gewartet wird.

In den dramatischen Momenten funktioniert die Serie allerdings. Der einführende medizinische Fall für Zoe ist gut genug, um mit den Charakteren mitzufühlen, und die Hoffnung nicht zu verlieren, dass nur die hier vorgestellten Charaktere zum Zentrum des Geschehens gehören, sondern die ganze Stadt. «Gilmore Girls» ist berühmt dafür, dass selbst die unwichtigen Nebencharaktere Macken, Ecken und Kanten bekommen und hin und wieder vor die Kamera treten dürfen. Ein Pluspunkt ist auch Scott Porter, der wie gewohnt mit Bilson gut harmoniert. Warum er immer noch kein Star in Hollywood ist und stattdessen von Serie zur Serie tingelt, ist eine Frage, die nur sein Manager beantworten kann.

«Hart of Dixie» ist keine weltbewegende Serie mit weltbewegenden Geschichten oder hochinteressanten Charakteren. Doch der unhöfliche Eindringling in Bluebell in Form von Zoe Hart schafft es hin und wieder ein Lächeln hervorzuzaubern und an alte WB-Zeiten zu erinnern. Vermutlich ist der Grund für die Existenz der Serie auch kein anderer, als The CW zurück zu den Zeiten zu bringen, in welchem WB mit Kleinstadtdramen die Kritiker und Zuschauer überzeugen konnte. Und Mark Pedowitz hat ein paar Hits nötig, um die Zuschauer wieder zum Einschalten zu bewegen. Und «Hart of Dixie» hat die Qualitäten, wie «One Tree Hill» ein Fanliebling zu werden. Oder wie «Life UneXpected» in der Quotensackgasse zu enden.

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