Die Kritiker

«Mein vereintes Deutschland - Wilde Jahre nach der Wende»

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Inhalt
"Ich schlafe lieber unter der Brücke mit ein paar Pennern zusammen, aber ich bin ein freier Mann. Das nimmt mir niemand." So empfindet Axel Tanneberger, Fischer aus Rathmannsdorf bei Dresden, seinen persönlichen Gewinn aus der deutschen Einheit. Wie Millionen andere erlebt Tanneberger in der turbulenten Zeit nach der Wende Schlüsselstunden seines Lebens.

Auch die Schauspielerin Katrin Sass, der Fußball-Profi Jimmy Hartwig oder der Bauunternehmer Jürgen Schneider haben Veränderungen ihrer Lebenswege erfahren, die sie bis heute prägen. Und sie haben einen historischen Moment genutzt, um große Entscheidungen zu treffen. So wie Millionen andere auch. Die Mutter aus Berlin, deren Kind zu DDR-Zeiten zwangsadoptiert wurde. Die vier Fischer, deren Forellenzuchtanlage zum Ort eines tragischen Geschehens wird, oder der West-Unternehmer, der gegen Anfeindungen und Widerstände ein Hotelprojekt auf Usedom durchzieht.

Kritik
Der Dokumentarfilm «Mein vereintes Deutschland - Wilde Jahre nach der Wende» von Tom Ockers («Meine DDR») resümiert anlässlich des 3. Oktobers 2011 – und damit rund zwei Jahrzehnte nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung – über die ersten fünf turbulenten und aufregenden Jahre des vereinigten Deutschlands. Mittels diverser Interviewpartner werden in dem Film abschnittsweise verschiedene Aspekte der Wiedervereinigung behandelt. Politiker, wie Wolfgang Schäuble geben ihren Blick auf die Dinge genauso wieder, wie der Eierwerfer von Halle, die Schauspielerin Katrin Sass oder der ehemalige „Baulöwe“ Jürgen Schneider. Aber auch die „stillen“ Teilnehmer der Wende kommen zu Wort. Hier sieht man u.a. die ehemalige DDR-Studentin Janet Oldinski. Ihr Fall war Grundlage für den Kinoerfolg «Good Bye, Lenin!». Zu Zeiten der DDR nach einem Unfall ins Koma gefallen, erlebt sie die Wendezeit nicht mit und erwacht in einem vereinigten Deutschland.

Aber auch an Kritik wird nicht gespart, selbst heikle Themen, wie etwa zu Abhörskandalen selbst nach der Wende, die Ausländerproblematik in den neuen Bundesländern oder die Mauerschützen werden thematisiert. Alle Themen werden mit allerlei Filmmaterial gespickt und somit gelingt es den Filmemachern eine stimmige, eindrucksvolle und dramatische Zusammenstellung der Ereignisse zu präsentieren. Einigen Zuschauern wird zwar das sehr moderne Äußere der Dokumentation an der einen oder anderen Stelle negativ aufstoßen, aber gerade die Machart der schnellen Schnitte und modernen Überblendungen lässt diesen Film positiv gegenüber anderen Vertretern dieses Genres dastehen. Zudem dienen sie doch innerhalb der verschiedenen Abschnitte des 90-Minüters als handwerkliche und inszenatorische Spannungsschraube.

Tom Ockers erschafft eine packende, kleine Zeitreise in eine scheinbar gar nicht allzu weit entfernte Zeit. Doch viel ist in den letzten 20 Jahren geschehen und so manches, damals als noch so unüberwindbare Problemchen, scheint aus heutiger Sicht fast schon vergessen.

Das Erste zeigt «Mein vereintes Deutschland» am Montag, den 3. Oktober 2011, um 23:00 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/52306
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