Sonntagsfragen

Stefan Raiser über «Bermuda»-Film: ‚Spielen in der Champions League‘

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Der Dreamtool-Produzent sprach mit Quotenmeter.de über seinen RTL-Film «Bermuda Dreieck Nordsee», über den engagierten Hauptdarsteller Hannes Jaenicke und über weitere Projekte seiner Firma.

Herr Raiser, Ihr aktueller Katastrophenfilm «Bermuda-Dreieck Nordsee» behandelt ein sehr aktuelles Thema. Es geht um die Umwelt, um unser Klima, und um CO² Verpressung unter die Nordsee. Auf der anderen Seite: Ist dieses Themengebiet nicht irgendwann ausgelutscht?
Nein, es ist wirklich aktueller denn je. Aber CO²-Verklappung hört sich wirklich grauenvoll an – das klingt wie eine Magen-Darm-Spülung. Am Freitag wurde das Gesetz zur Verklappung im Bundesrat diskutiert – es besteht kein Zweifel mehr. Es wird so kommen. In unserem Land hat es eine große Tradition, dass wir die ganze Scheiße einfach verklappen. Die Politik steht davor und sagt uns, alles ist sicher. Wir erleben das momentan ja nicht nur in Asse. Aber irgendwann fliegt uns das ganze Zeug vielleicht mal um die Ohren. Deshalb haben wir uns entschlossen, mit diesem Film nun die nächste Generation der Katastrophenfilme zu starten. Wir brauchen keine Naturgewalten wie Tornados mehr, wir können auf das zurückgreifen, was Menschen selbst gemacht haben.

Sie haben mit Hannes Jaenicke einen Hauptdarsteller, der sich seit Langem auch für Umwelt-Themen aktiv einsetzt. Das dürfte sie freuen, weil es wohl zusätzliche PR bringt…
Hannes Jaenicke ist in der Tat ein sehr gutes Sprachrohr für diese Thematik. Wenn er über Umwelt-Themen spricht, dann ist das nicht aufgesetzt. Nicht nur deshalb war er die erste Wahl für die Hauptrolle in diesem Film, sondern auch weil er ein großartiger Schauspieler ist.

Das steht außer Frage. Merkt man es aber, wenn sich ein Darsteller auch privat für solche Themen interessiert? Ist er dann am Set besonders motiviert?
Total. Hannes Jaenicke war schon in sehr frühem Stadium in diese Pläne involviert. Er war auch der einzige Schauspieler am Set, der sich auf Anhieb mit der Thematik der CO²-Verpressung auskannte. Er arbeitete zuvor schon mit seiner Firma an einer Dokumentation zu diesem Thema. Nicht nur das gefiel mir an ihm: Er wusste auch, wie man ein solches Thema für einen Sonntagabendfilm bei RTL aufarbeiten muss. Hannes Jaenicke ist also kein grüner Querkopf, der am liebsten ein Guido-Knop-Spezial dazu gemacht hätte. Unser Ziel war es, die Leute auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Nur 0,4 Prozent der Bevölkerung haben bislang eine Ahnung davon – wenn das nach unserem Film mehr geworden ist, dann haben wir ein Ziel erreicht.

Ihr Film polarisiert ungewöhnlich stark. Ich habe mir einige Kritiken aus Springer-Programmzeitschriften durchgelesen, da heißt es „mies animiert“ oder „Spannung bleibt auf der Strecke.“ Wieso ruft dieser Film so unterschiedliche Meinungen hervor?
Was der Kollege dort schreibt, interessiert mich nicht. In Sachen Animation spielen wir mit «Bermuda» absolut in der Champions League. Auch was die Spannung und das Buch angeht, gibt es keine zwei Meinungen – viele, die den Film schon gesehen haben, hatten viel Spaß dabei – und äußerten sich nicht kritisch. Natürlich soll aber jeder seine Meinung haben. Ich selbst liebe diesen Film und bin wirklich stolz auf das, was wir zu Stande gebracht haben. Ich wollte diesen Film genau so haben, wie er geworden ist. Er ist angstfrei erzählt, aber dennoch so pathetisch und so auf die Zwölf – genau so muss dieser Film gemacht sein.

Das sehen aber eben nicht alle so…
Es ist mir schon klar, dass es auch immer Menschen gibt, die in jedem Film ein Fernsehspiel mit öffentlich-rechtlicher Anmutung haben wollen, aber unser Auftraggeber ist der Marktführer bei dem Supertalente in der Primetime mit ihrem Gemächt Klavierspielen. Da geht zu recht nur Popcorn Fernsehen.

Sie hatten 44 Drehtage, ein Budget von fast sechs Millionen. Wie oft haben Sie während der Produktion RTL dafür auch gedankt – das ist ja nicht alltäglich.
Naja, es sind auch 140 Minuten Film geworden. Betrachtet man den Minutenpreis, dann liegen wir noch lange nicht auf «Hindenburg»-Niveau. Wenn man Effekte auf unserem Weltklasse-Niveau haben will, dann kosten die eben eine Stange Geld. Ich finde außerdem, dass der Film nicht aussieht wie eine 5,7 Millionen Euro-Produktion, sondern eher wie ein 8-Millionen-Euro-Film. Ich habe übrigens auch von RTL gehört, dass man dort überglücklich ist, was wir als Dreamtool mal wieder hingestellt haben.

Zuletzt lieferten Sie «Nina Undercover» ab, das auf 16,7 Prozent Marktanteil kam…
…und dann auf 16,9 Prozent hochgewichtet wurde.

Verzeihen Sie, auf 16,9 Prozent kam. Wie groß war die Enttäuschung?
Natürlich hatten wir uns mehr gewünscht, wir wollten mit diesem Stoff in Serie gehen. Der Film lief gegen das «Topmodel»-Finale, dafür waren die Quoten meiner Meinung nach in Ordnung. Aber es ist klar, dass eine Produktion, die auch so teuer war, natürlich 19 oder 20 Prozent hätte holen müssen, um eine Grundlage für eine Serie zu schaffen. Aber wenn man sich die drei anderen Piloten von RTL so anschaut, dann lief es für uns ja noch ganz gut.

«IK 1» und «World Express» liefen Anfang September – wie hat’s Ihnen gefallen?
Die haben mir ganz gut gefallen, «IK 1» noch besser als «World Express». Die Quote von «IK 1» waren weder Fisch noch Fleisch und bei «World Express» muss man gar nicht mehr über eine Serie reden. Ich denke aber, dass diese Versuche schon in eine richtige Richtung gehen.

«IK 1» hatte etwas über 17 Prozent, «World Express» 14 Prozent. Befürchten Sie, dass RTL angesichts dieser Werte wieder weniger experimentieren wird in Sachen Deutsche Serie?
Die Quoten waren natürlich, hart gesagt, nicht gerade schön. Aber RTL muss weiterprobieren. Die nächsten Piloten sind ja schon in der Pipeline. Sat.1 gibt in diesem Gebiet richtig Gas – RTL hat also keine andere Wahl.

Welche Projekte stehen bei Ihnen nun an?
Wir hatten kürzlich den ersten Drehtag für einen Kinofilm mit Maria Schrader - thematisch ganz weit weg von Großbudget, Event und Special Effects. Was danach kommt, schauen wir mal.

Noch geheim?
Ich bin nur kein Fan davon schon im Voraus über Projekte zu orakeln, bei denen die Finanzierung noch nicht steht. Da geht es um Förderungen und viele weitere Faktoren. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass wir nächstes Jahr unseren Event-Movie «Helden» realisieren werden, der sich um die Urknallmaschiene in Cern bei Genf drehen wird. Da gibt es viele Geschichten, welche Gefahren dieses Teil birgt. Es sieht außerdem schwer danach aus, dass RTL wieder unser Senderpartner sein wird – die Zusammenarbeit läuft prima.

Das freut uns. Am Sonntag läuft der Film nicht nur gegen «Star Trek» bei Warp Sieben, so heißt der Sender an diesem Tag, sondern auch gegen den Kölner «Tatort»…
Es wäre mir lieber gewesen, der eigentlich geplante «Polizeiruf» wäre gesendet worden. Sonntag ist auf jeden Fall der schwierigste Tag von RTL – der Sender liegt da im Schnitt bei 17 Prozent. Alles, was darüber liegt, ist für mich ein Erfolg. Wenn man bedenkt welche Quoten ProSieben mit seinem «Hangover»-Tag hatte, dann kann man sich beim «Star Trek»-Tag wohl schon einmal warm anziehen.

Letzte Frage noch – die US-Saison ist gestartet. Ihr Highlight in den USA?
Auf jeden Fall, «New Girl». Schon bei den Screenings im Mai wollten davon alle unbedingt mehr sehen. Ich stelle fest, bei Serien neige ich neuerdings zu immer kürzeren Formaten wie «Entourage» oder eben «New Girl»…

Danke für das Gespräch.

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