Die Kritiker

«Emilie Richards: Entscheidung des Herzens»

von

Story


Die 32-jährige Casey hat vor vielen Jahren die elterliche Farm in Neuseeland verlassen, um die Welt zu sehen und um dem harten Landleben und der Strenge ihrer großen Schwester Megan zu entfliehen. Nach dem tragischen Unfalltod der Eltern hatte Megan die Farm als junge Frau übernommen, um sie weiterzuführen. Als Casey nun nach mehr als acht Jahren plötzlich wieder auftaucht, führt das nicht nur zu Freude auf der Farm, denn Megan fühlt sich immer noch von Caseyim Stich gelassen. Und Casey kommt nicht allein, sondern in Begleitung des achtjährigen Tommy, bei dem es sich angeblich um den Sohn einer Freundin handelt, auf den Casey nur aufpasst. So recht scheint Casey nicht mit der Wahrheit herauszuwollen, was es mit dem Jungen auf sich hat.

Als sie ihren Ex-Verlobten John wieder trifft, den sie damals Hals über Kopf verlassen hatte, kommt ihm der Verdacht, dass Tommy sein Sohn sein könnte. John ist inzwischen Staatsanwalt und stellt Erkundigungen an. Das Geheimnis um Tommy belastet das Verhältnis zwischen Casey und John, denn auch nach so langer Zeit flammt die alte Liebe zwischen den beiden erneut auf. Doch Casey kann sich nicht frei in diese neue Liebe fallen lassen, muss sie doch immer Angst haben, dass John hinter das Geheimnis des Jungen kommt: Sie hat ihn in Auckland gekidnappt, da er von seinen Pflegeeltern misshandelt wurde.

Darsteller
Luise Bähr («Die Superbullen») ist Casey
Simon Böer («Lulu und Jimmi») ist John
Carin C. Tietze («Der Winzerkönig») ist Megan
Michael Roll («Kommissarin Lucas») ist Nick
Dayne Johnston ist Tommy
Ken Blackburn («The Strip») ist Joshua
Craig Walsh-Wrightson («Spartacus: Blood and Sand») ist Williams

Kritik


Am Sonntag geht die ZDF-Prime-Time gerne raus aufs Land. Diesmal sogar bis nach Neuseeland, zu pittoresken Wiesen und knuffigen Schäfchen, auf eine kleine Farm im satten Grün. Mit der Realität hat das recht wenig zu tun, was man hier gezeigt bekommt; doch das interessiert die Autoren hinter den «Emilie Richards»-Filmen ohnehin nicht sonderlich.

Man bietet wieder einmal seichte Geschichten, die um die Bilder von malerischen Landschaften herum geschrieben wurden und vollkommen unglaubwürdige Backstorys, die so überzeichnet und berechnet sind, dass dem Zuschauer auch ja ein paar Krokodils-Tränen die Wange runter laufen. Bestes Beispiel: die Hintergründe um Caseys Auftauchen auf dem Hof ihrer Schwester: Casey ist nämlich mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, weil sie einen Jungen gekidnappt hatte, der von seinen Pflegeeltern misshandelt wurde. Und weil unsere Heldin intellektuell auch sehr beschränkt ist, sieht sie sich schließlich und endlich dazu gezwungen, ihren neuen Schützling zu entführen. „Manchmal muss man einfach Gesetze brechen, um das Richtige zu tun“, ist das Leitmotiv des Films. Die meisten Menschen, die diese Ansicht teilen, sitzen hinter Gittern. Und auf die Frage, wer denn nun bitte entscheiden darf, was „richtig“ ist und was nicht, geht «Entscheidung des Herzens» mit keinem Wort ein.

Für das Drehbuch von Sabine Leipert, Julia Neumann und Sabrina M. Roessel ist das irrationale „Bauchgefühl“ wohl die richtige Instanz dafür. Der Staatsanwalt, der gleichzeitig Caseys große Liebe ist, sieht das ähnlich – und bricht ebenfalls ein Gesetz nach dem anderen. Ein Film, der solche Tendenzen offenbart, ist natürlich von Haus aus nichts anderes als katastrophal. Da fallen die anderen Defizite, die für sich genommen schon schwer genug wären, fast gar nicht mehr so auf: nämlich dass erst zu Beginn des zweiten Aktes etwas einsetzt, das man als nennenswerten Konflikt bezeichnen könnte; dass die Autorinnen in ein Plot-Hole nach dem anderen fallen; das ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit wohl nicht einmal angestrebt wird.

Auch das Schauspielerensemble erweist sich – bis auf sehr wenige Ausnahmen – leider als recht unfähig. Denn selbst in den wenigen Szenen, in denen man trotz der desaströsen Dramaturgie und der sehr schlecht geschriebenen Dialoge noch hätte überzeugen können, fahren Luise Bähr und Carin C. Tietze noch den kleinen Rest an die Wand, aus dem man etwas hätte machen können.

An «Emilie Richards: Entscheidung des Herzens» sind die Landschaftsaufnahmen ganz nett. Das kann Regisseur John Delbridge ohne Frage. Alles Andere fällt aber selbst für ZDF-Sonntagsschmonzetten-Verhältnisse entsetzlich aus.

Das ZDF strahlt «Emilie Richards: Entscheidung des Herzens» am Sonntag, den 25. September 2011, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/52180
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