Die Kritiker

«Ein mörderisches Geschäft»

von

Story


Der abgeklärte Tom Winkler und seine smarte Kollegin Alina Liebermann sind Sanierer bei Altkirch Strategy Consulting und werden mit ihrem Team bestehend aus Sean Ribot und Micha Schütze zur Überprüfung der Wirtschaftlichkeit eines angeschlagenen Maschinenbauunternehmens namens Salerno AG nach Oberhausen geschickt. Dort treffen sie auf den Widerstand einer verbitterten Arbeiterschaft, die in dem Team die Auslöser sehen, die die Existenz von tausenden Arbeitskräften bedrohen. Der charismatische und erfolgsverwöhnte Geschäftsführer Rüdiger Siebert kooperiert widerstrebend mit ihnen, denn sein Plan, das Unternehmen durch einen Staatskredit zu sanieren, ist scheinbar nicht aufgegangen.

Die beiden Sanierer Tom und Alina verbindet mehr miteinander als nur die Arbeit. In Bezug auf Firmenchef Siebert gibt sich Alina jedoch weniger misstrauisch als Tom, der Zweifel an ihrer Loyalität hegt. Bald darauf erhält der Sanierer anonyme Drohungen. Das vierköpfige Team der Altkirch Strategy Consulting macht sich an die Ermittlungen, bei denen ihnen merkwürdige Unregelmäßigkeiten im Betrieb auffallen. Während Tom und Alina sich langsam näher kommen, stoßen sie und ihre beiden Kollegen auf die Anzeichen größerer Ungereimtheiten innerhalb der Firma. Doch damit bringen sie sich auch in persönliche Gefahr, als Tom von einem Auto angefahren und lebensgefährlich verletzt wird.

Darsteller


Christiane Paul («Hindenburg») ist Alina Liebermann
Devid Striesow («Bella Block») ist Tom Winkler
Friedrich von Thun («Adel Dich») ist Rüdiger Siebert
Jürgen Heinrich («Der Mann aus der Pfalz») ist Werner Altkirch
Steffen Schroeder («Notruf Hafenkante») ist Sean Ribot
Hannes Wegener («Westwind») ist Micha Schütze
Sandra Borgmann («Der Himmel hat vier Ecken») ist Dr. Stefanie Renner

Kritik


Aufgebaut auf dem vielschichtigen Drehbuch von den Autoren Sönke Lars Neuwöhner, Martin Eigler ist der Wirtschaftskrimi «Ein möderisches Geschäft» anspruchsvolle Fernsehunterhaltung. Martin Eigler, der bei dem Fernsehfilm der Woche im ZDF auch Regie geführt hat, hat es verstanden die durchdachte Geschichte auch filmisch passend in Szene zu setzen. Ähnlich dem ARD-Wirtschaftskrimi «Im Dschungel» konzentriert sich auch diese teamWorx-Produktion auf die merkwürdigen Machenschaften in den Führungsetagen von Wirtschaftsunternehmen. Dabei ist die Stimmung schon zu Beginn des Films «Ein mörderisches Geschäft» impulsiv, was ein grundlegender Unterschied zu dem Degeto-Werk ist. Der Wirtschaftskrimi «Ein mörderisches Geschäft» erzählt keineswegs auf dröge Art und Weise eine Geschichte rund um wirtschaftliche Interessen gepaart mit egoistischen Eitelkeiten der Oberen, sondern würzt diese Ausgangslage mit weiteren Genre-Ebenen. Zwar greift auch Martin Eigler größtenteils auf die stilistischen Mittel eines Wirtschaftskrimis zurück, doch sind hier auch phasenweise Elemente des Thrillers und der Romanze eingebaut worden, die dem Gesamtwerk helfen, aus dem sonst trockenen Thema auszubrechen.

Durch den Anschlag auf Sanierer Tom Winkler erhält die Geschichte um Profit-Gier und dem versuchten Verschleiern von manipulierten Zahlen und versteckten Geldern eine ganz neue Dimension. Schließlich kosten diese Machenschaften nicht nur Arbeitsplätze, vielmehr stecken – wie später aufgedeckt wird – auch noch machtpolitische Grundzüge dahinter. Zum Erhalt der Machtgelüste ist man schließlich auch bereits über Leichen zu gehen und lässt jegliche moralische Standards hinter sich. Fast schon zwangsläufig werden die Skandale in der Führungsebene immer deutlicher – als dann der Sanierer angefahren wird, ist das Thriller-Szenario perfekt. „Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema ist uns noch klarer geworden, dass die Regeln der Ökonomie fast zwangsläufig moralische Kategorien ausschließen. Selten fällt das Firmeninteresse mit dem Interesse der Gesellschaft zusammen“, beschreibt Regisseur Martin Eigler diese Zusammenhänge vielsagend. Intelligent hat er die Ansätze in seinen Film eingebaut und beleuchtet die Mechanismen der ökonomischen Macht. In diesem Sinne ist «Ein mörderisches Geschäft» auch Gesellschaftskritik, die die auf die Dramaturgie eines Krimis und Thriller-Szenarios zurückgreift.

Lobenswert sind auch die Schauspieler, die dem Film die nötige Performance ermöglichen. Jede Figur hat dabei ein doppeltes Gesicht, was es für das Ensemble nicht einfacher gemacht haben dürfte, diesen anspruchsvollen Wirtschaftskrimi glaubwürdig zu gestalten. Allen voran die Hauptdarsteller Christiane Paul und Devid Streisow zeichnen sich als perfekte Besetzung ab. Auflockernd wirkt die Liebesgeschichte zwischen den beiden Charakteren, die zwar im Film hintergründig behandelt wird, aber dem Werk dennoch gut tut. Auch Friedrich von Thun als Firmenboss der alten Schule überzeugt vollends. Die drei Charaktere sind gleichzeitig auch die Stützen einer Handlung, die sich um Firmen- und Figurengeheinmisse dreht. Doch trotz aller positiver Eigenheiten des Fernsehfilms «Ein mörderisches Geschäft» bleiben noch kleinere Mängel im Mittelteil des Wirtschaftskrimis durch Zusammenhänge, die für den Zuschauer nicht sofort verständlich werden und auch nachfolggend nicht näher erläutert werden. Nichtsdestotrotz ist «Ein möderisches Geschäft» dank eines starken Drehbuchs und hervorragender Schauspieler eine gelungene Inszenierung von Regisseur Martin Eigler, der den Mut zur Gesellschaftskritik wagte.

Das ZDF zeigt «Ein mörderisches Geschäft» am Montag, 12. September 2011, um 20.15 Uhr.

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