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«Kitchen Confidential»

von
Heute ein Geheimtipp, der zu einer Zeit entstand, als Kochshows aus dem Boden schossen.

Im Fernsehen gibt es eine Handvoll Köche, die ihren Zuschauern weismachen wollen, dass man auch mit einem geringen Budget ein köstliches Mahl herzaubern kann. In Deutschland wurden professionelle Köche wie Ralf Zacherl oder Tim Mälzer zu Promis, die in den frühen 2000er Jahren das Genre der Unterhaltungsshow in die Küche verlegten und dafür verantwortlich waren, dass im deutschen Fernsehen eine Kochshow nach der anderen aufzufinden war. Im US-Fernsehen ist die Situation zur Zeit keine andere – mit Food Network gibt es einen eigenen Kochkanal, mit «Hell's Kitchen» gibt es auch bei den Networks eine Realityshow in der Küche und mit Jamie Oliver und Gordon Ramsay gibt es auch Chefs, die sich selbst als Charaktere sehen und keinen Halt vor einer guten (oder schlechten) Figur in der Presse machen. Unter diesen Charakteren befindet sich auch Anthony Bourdain, der vor einem Jahrzehnt mit seiner Autobiografie zu Ruhm und Ehre kam, und in seinem erfolgreichsten Werk «Kitchen Confidential: Adventures in the Culinary Underbelly» auf humoristische Art mit dem Restaurantgeschäft abrechnet. Für die Executives bei FOX war das Buch so interessant, dass sie 2005 eine Serienadaption orderten.

Die halbstündige Singlecam-Comedy «Kitchen Confidential» premierte am 19. September 2005, und beschäftigte sich mit dem Womanizer und Küchenchef Jack Bourdain (Bradley Cooper), der nach einem beruflichen Absturz, ausgelöst durch Drogen, Alkohol und zu viel Sex, einen Neuanfang als Chef einer Küche wagt, und mit neuen und alten Kochkollegen einen Job im neuen Restaurant Nolita annimmt. In der Pilotfolge hat sein Team nur 48 Stunden Zeit, aus der chaotischen Küche mit chaotischen Charakteren ein Menü zu kreieren, welches nicht nur die Gäste, sondern auch die Restaurantkritiker kulinarisch verzaubern soll. Dass Jack vor der großen Eröffnung des Restaurants mit allerhand Problemen konfrontiert wird, liegt dabei an den verschrobenen Charakteren, die sich nicht gerade verhalten als wäre ihnen der Job in der Küche wichtig.

Im Sendeplan blieb «Kitchen Confidential» nicht lange. Nach drei Episoden wurde die Comedyserie für die Playoff-Spiele der Major League Baseball in einen Hiatus geschickt und sollte ursprünglich für die November-Sweeps wieder zurückkehren. FOX brauchte jedoch eine Weile, um zu erkennen, dass «Kitchen Confidential» auch nach der Baseballzeit kein Zuschauermagnet sein wird. Mit einem Zuschauerdurchschnitt von nur vier Millionen Zuschauern verabschiedete die Serie sich in die Baseball-Pause, nur um im Dezember eine neue Chance zu erhalten. Jedoch erreichte die vierte Folge nur eine Reichweite von 3,38 Millionen Zuschauer, was für FOX Grund genug war, die Comedy abzusetzen. Ein ähnliches Quotenschicksal erfuhr auch «Arrested Development», welches zusammen mit «Kitchen Confidential» am Montag Abend als Lead-in zu «Prison Break» ausgestrahlt wurde - «Arrested Development» fand ein verfrühtes Ende nach drei Staffeln im Februar 2006.

Die Kritiken waren größtenteils positiv. Die Zuschauer fanden in «Kitchen Confidential» eine Serie mit einem namhaften Cast, welchem es gelang, den Humor der Serie auf intelligente Art und Weise rüberzubringen. Doch wie es sich für intelligente Kritikerlieblinge im Fernsehen gehört, waren die Zuschauer über die beruflichen und sexuellen Eskapaden des Anthony-Bourdain-Verschnitts in Serienform enttäuscht oder hatten erst gar kein Interesse für eine fiktionale Comedy im Kochshow-Genre; besonders nachdem die Reality-Sparte der Kochserien sich in einer Blütezeit befand und vor allem im Kabelfernsehen eine Show nach der anderen entwickelt wurde. Selbst FOX befand sich schon vor der «Kitchen Confidential»-Premiere auf der Suche nach passenden Programmen und adaptierte Gordon Ramsays britische Show «Hell's Kitchen» für den Sommer. Und wie es sich im Duell Reality vs. Scripted Comedy/Drama gehört: Reality gewann dieses Duell.

Für die Beteiligten war der Flop von «Kitchen Confidential» jedoch kein Grund zur Panik. Hauptdarsteller Bradley Cooper, der schon vier Jahre zuvor in «Alias» von sich Reden machte, entwickelte sich drei Jahre später mit «The Hangover» zum A-Lister in Hollywood; Owain Yeoman fand ein Jahr später eine Hauptrolle in der kurzlebigen ABC-Serie «The Nine», bevor er in «The Mentalist» zu sehen war; Nicholas Brendon durfte beweisen, dass er seine Paraderolle als Xander Harris in «Buffy» vergessen machen konnte. Selbst John Francis Daley schreckte nach der Absetzung nicht davor zurück, es auch nach vier gescheiterten Serien mit ihm in der Hauptrolle noch einmal zu versuchen und ist als Therapeut in «Bones» beschäftigt. Die Serie selbst hat es in seiner Gesamtheit auf DVD geschafft und gilt heutzutage als Geheimtipp.

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