Sonntagsfragen

Noah Wyle: 'Spielberg garantiert von Anfang an eine gewisse Qualität'

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Millionen kennen ihn aus «Emergency Room» - seit Kurzem ist er nun in der neuen TNT Serie-Produktion «Falling Skies» zu sehen. Quotenmeter.de traf den Star in München zum netten Plausch.

Herr Wyle, Sind Sie aktuell zum ersten Mal in Deutschland?
Nein, ich habe schon Filme in Prag gedreht und dann auch Deutschland besucht. Ich hatte damals eine Freundin, deren Familie aus München kam.

Gibt es spezielle Erinnerungen oder Plätze?
Da gibt es schon welche. Ich fand München schon immer sehr schön, und sehr sauber – verglichen zu Prag in der damaligen Zeit (lacht)

Werden Sie Ihren Kindern zu Hause etwas aus Deutschland mitbringen?
Das ist eine gute Frage. Ich sollte noch etwas shoppen gehen, vielleicht ein sehr deutsches Spielzeug… Vielleicht einen Fußball für meinen Sohn. Ich habe aber noch etwas Zeit, um mich umzusehen. Heute Morgen bin ich in Madrid aufgewacht – morgen Abend werde ich in London schlafen. Sie sehen: Das ist schon eine verrückte Tour hier.

Wenn Sie in der Innenstadt spazieren gehen: Erkennen die Mädchen und Frauen Sie noch? Beginnen sie zu kreischen, genauso wie früher zu «ER»-Zeiten?
Ich kann mich nicht erinnern, dass sie gekreischt haben (lacht). Nein, das ist nicht mehr so wie früher. Ich habe mit «ER» aufgehört und mich wirklich auf meine Kinder fokussiert – aber es ist schon spannend, wenn man nach so einer Zeit wie bei «ER» dann wieder auf der Straße erkannt wird.

Sie haben «Falling Skies» nun in den vergangenen Monaten gedreht – können Sie kurz erklären, worum es in der Serie genau geht.
Natürlich. Die Serie spielt im heutigen Massachusetts. Die Serie beginnt sechs Monate nach einer furchtbaren Alien-Invasion – 80 Prozent der Weltbevölkerung wurden umgebracht. Die Infrastuktur ist zerstört. Die wenigen, die überlebt haben, leben wie damals im 19. Jahrhundert. Ich spiele den Geschichtsprofessor Tom Mason von der Boston University, Vater von drei Kindern. Tom ist Witwer seit der Alien-Invasion – zwei seiner Söhne sind bei ihm, einer wurde von den Aliens eingezogen. Die Aliens scheinen sich Kinder zu holen, um sie in irgendeiner Art zu versklaven. Die Serie handelt von den Überlebenden, die versuchen, sich am Leben zu erhalten – und sie versuchen, die wenigen Informationen zusammenzutragen, wer der Feind nun letztlich ist, in der Hoffnung, dass sie irgendwie zurückschlagen können.

In «Falling Skies» wird Ihr Charakter also von einem Geschichtsprofessor zu einem wahrlichen Action-Hero – wie viel Spaß hat es beim Drehen gemacht, die bösen Aliens wegzublasen?
Das hat unheimlich viel Spaß gemacht. Als Kind habe ich Cowboy und Indianer und Polizei und Räuber gespielt – ich hatte allerdings Eltern, die dagegen waren, dass ich mit Pistolen spiele. Also ging ich zu meinem Freund und spielte dort mit den Waffen. Es macht Spaß, hinter der Maschienpistole schmutzig zu werden. Mich hat aber auch die Rolle unheimlich angezogen: Da ist ein Kerl, der ein wirklicher Akademiker ist und am Ende agiert er als Militär-Commander. Er hat demnach gewisse Fähigkeiten, was Kriegstaktiken angeht, und kann diese auch sehr gut lehren. Das bringt ihn in die Position, dass er die Gruppe sehr gut anführen kann.

Welche sind denn die wichtigsten Regeln, um in einer Welt, wie bei «Falling Skies» skizziert, zu überleben?
Gute Frage. Das ist nicht festgelegt – jede Gruppe hat da, denke ich, ihren eigenen Weg. Wir versuchen, die individuellen Bedürfnisse eines jeden einzuschätzen, wir haben auch versucht Ansätze von Demokratie in dieser Konstellation unterzubringen. Auf der anderen Seite gibt es eine Art Diktatur. Natürlich braucht aber jeder Mensch etwas zu essen, er braucht im Kampf auch gute Schuhe – das ist in einer solchen Situation sicherlich wichtig.

Haben Ihre Eltern die Serie denn gesehen? Sie sagten einmal, diese wären Hippies und haben ja auch schon angedeutet, dass Sie gegen den Gebrauch von Waffen wären.

Sie sind jetzt keine Hippies mehr, sie sind inzwischen Kapitalisten. (lacht) Hoffentlich lesen sie das jetzt nicht.

Sie haben mit Steven Spielberg gearbeitet – was war das Einprägsamste, das er Ihnen erzählt hat?
Da gab es vieles. Vielleicht kann ich Ihnen das Level zeigen, auf dem er steht, noch bevor das Projekt «Falling Skies» startete. Ich war in meinem Haus als das Telefon klingelte. Ich nahm ab und hörte eine Stimme sagen: „Noah, hier ist Steven Spielberg“ und ich sagte: „Oh mein Gott, okay…“ Ich fragte ihn wie es ihm geht und er erklärte, dass er viel umherfahre und über eine neue Show nachdenke. Ich sagte: „Großartig, was ist deine Idee?“. Er fragte, ob ich den Film «Patton» über dessen dritte Armee im zweiten Weltkrieg gesehen habe. Das hatte ich. Da gibt es eine Szene, da gibt es an einer Brücke einen Stau, weil ein Esels-Karren diese blockiert. Patton steigt kurzerhand aus seinem Jeep aus, schießt dem Esel in den Kopf und wirft ihn von der Brücke. Die Armee kann weiter. Ich sagte Spielberg, dass ich mich an diese Szene erinnere. Er fragte, ob es nicht interessant wäre, wenn Captain Weaver, unser Anführer der Überlebenden, das mit einem alten Menschen machen würde, weil er nicht mehr schnell genug laufen kann. Das wäre doch eine tolle Szene. Das würde seinen Charakter noch einmal bestätigen. Es entwickelte sich dann eine sehr interessante kreative Diskussion.

Wie bei einer Cable-Serie üblich ist schon die komplette erste Staffel von «Falling Skies» aufgezeichnet worden, ehe auch nur eine Episode im Fernsehen zu sehen war. Anders bei Formaten wie «Emergency Room»: Dort wurde während der Ausstrahlung noch an der Staffel gearbeitet. Heißt: Die Autoren konnten auf die ersten Reaktionen der Fans eingehen. Welches Vorgehen ist Ihnen denn lieber?
Das ist nicht leicht zu beantworten. Zunächst einmal: Es waren noch nicht alle Bücher vollendet, als wir mit den Dreharbeiten von «Falling Skies» begannen. Die Outlines waren natürlich fertig, die Scripts wurden aber noch geschrieben. Wir hatten eine sehr gute Idee, wo wir enden wollten und wo die Charaktere am Ende der Staffel stehen sollen. Das ist ein großer Unterschied zu einer Network-Serie. Der größte Unterschied ist aber: Wir haben jetzt zehn Episoden gemacht, «ER» hatte 22 oder 24. Du teilst das dann in Drittel von sieben oder acht Folgen und hast zu Beginn einer Staffel keine Ahnung, wohin es für deinen Charakter geht. Ich startete meine Schauspielkarriere auf der Bühne, wo du alle Details genau kennst – da kannst du Entscheidungen eben auf Grund der kompletten Geschichte treffen. Deshalb bevorzuge ich genau das. Auf der anderen Seite: Ich verstehe auch die andere Vorgehensweise. Du hast vielleicht einen tollen Schauspieler, der den Charakter aber nicht so verkörpert wie gedacht. Dann hast du einen anderen Akteur, bei dem die Chemie mit der Figur einfach stimmt – das ist dann sehr interessant und du möchtest davon einfach mehr. Ich mag die Flexibilität, zwischen genau diesen Herangehensweisen hin und her zu springen.

«Falling Skies» ist bereits die zweite Spielberg-Serie, die Sie machen. Was mögen Sie an seiner Art, Fernsehen zu machen?
Es fängt ja schon mit seinem Namen an – das macht einen großen Unterschied in Sachen Marketing und auch in Sachen weltweites Ansehen eines Formats. Die Art und Weise, wie er sich mit einem Projekt verbindet, garantiert von Anfang an eine gewisse Qualität – sonst gäbe er einem Projekt schließlich nicht seinen Namen. «ER» wurde executive-produced von Herrn Spielberg, John Wells aber war der kreative Kopf des Formats. Er war sehr hilfreich, schon beim Script des Piloten – er war auch für das Casting verantwortlich. Wenn ihm etwas nicht gefallen hat, dann hat er das Storyboard geändert – er war der Macher hinter «ER». Auch bei «Falling Skies» hat Herr Spielberg nicht überall mitgesprochen: Zusammen mit der Post Production haben wir die Raumschiffe selbst kreiert – und auch beim Season-Finale gab es dann noch einmal kleine Änderungen.

Würden Sie eine zweite Staffel von «Falling Skies» machen wollen?
Ja, sehr gerne.

Welche Fernsehserien sehen Sie zur Zeit sehr gerne?
Ich mag HBOs «Treme», eine Serie über Jazzmusiker aus New Orleans – ich weiß gar nicht, ob das hier in Deutschland schon läuft. Executive Producer ist David Simon, der früher «The Wire» machte. Ich mag auch «Modern Family», «Breaking Bad» und auch «Damages».

Eine letzte Frage noch, Herr Wyle: An welche Momente aus 15 Jahren «Emergency Room» erinnern Sie sich besonders gerne und gut zurück?
Wow. Das sind viele.

Vielleicht nicht alle…
Alle diese besonderen Momente sind aus den ersten paar Staffeln mit dem ursprünglichen Schauspieler-Ensemble. George Clooney, Eriq La Salle, Anthony Edwards, Sherry Stringfield und Laura Innes. Das war schon ein das Leben veränderndes Ereignis für uns alle. Diese Beziehungen sind alle sehr tief. Meine besondere Momente haben immer mit tollen Menschen zu tun, mit denen ich arbeiten durfte: Quentin Tarantino, der bei einer Folge Regie führte. Mit Mickey Rooney zu arbeiten oder mit Don Cheadle – das waren die Highlights für mich.

Vielen Dank für das Interview, Noah Wyle.

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